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ERSTER ABSCHNITT ■ JOHANN GEORG I

Leine= und Wollenwebern bestanden, namentlich
seit dem Jahr 1623. Am 31 Juli 1627 war in Böhmen
am Gedenktage des hl. Ignatius ein kaiserliches
Edikt erlassen worden, wonach allen nichtkatolischen
Angehörigen des Herren = und Ritterstandes auf=
gegeben worden, ihre Güter innerhalb sechs Mo=
naten zu verkaufen,' dadurch entstanden in einzelnen
Familien, wie z. B. den Slawata und Wallenstein,
Spaltungen in protestantische und katofische Linien.
Die Bünaus zogen es 1628 vor ihre weite Herrschaft
Tetschen zu verlassen, um ihrem Glauben treu zu
bleiben,- Rudolf von Bünau lebte schon 1622 in
Dresden. In Freiberg zählte man 500 Exulanten,
in Pirna <1629) gar über 2000. Nur in Dresden
war ihnen, um Liberfüllung und Teurung zu ver¬
meiden, der Aufenthalt nicht gestattet. 1632 erfolgt
ein neuer starker Zuzug, darunter Graf Wilhelm
Kinsky, der Besitzer von Teplitz, der zugleich mit
Wallenstein in Eger ermordet wurde. Nach dem
Prager Frieden <1637) lebten über 200 Adlige aus
Böhmen in Sachsen. Das angesehne Geschlecht der
Berka von der Duba verarmte vollständig infolge
des Krieges. Von Exulanten wurde später <1654)
Johanngeorgenstadt im Erzgebirge gegründet2'5).
1628 wurde in Magdeburg vom Domkapitel
der zweite Sohn des Kurfürsten Herzog August
zum Administrator anstelle des geächteten und bei
der Erstürmung der Stadt gefangnen Christian Wil=
heim von Brandenburg gewählt. Das Jubiläum der
Augsburger Konfession im Jahr 1630, das unmitteU
bar auf das Restitutionsedikt folgte, mag auch dazu
beigetragen haben, daß auf dem Leipziger Konvent
des folgenden Jahrs sich die lutherischen Teologen mit Hoe an der Spitze plötzlich
den Kalvinisten gegenüber weit entgegenkommender erwiesen.
Einen deutlichen Begriff von der Kraft und dem Bewußtsein dieser Zeit gibt
die ausgedehnte Folge von Ansichten der wichtigsten Städte des Landes, die
Wilhelm Dilich <t 1650) in den Jahren 1626—1629 in einer gleichmäßigen und

47. Nr. 907 a. Bergmannsbarte
Herzog Johann Georgs (II), 1629,-
Historisches Museum


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