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VIERTES BUCH • 1625-1710

genauen, sehr anschaulichen Federzeichnungsmanier breiten Formats herstellte,
wie deren einige hier im Ausschnitte wiedergegeben worden sind276). Einen
Markstein in der Musik bildet die erste deutsche »Sing=Komödie« Dafne von
Schütz, mit dem Text von Opitz <nach dem Italiener Rinuccini), die am 4 April
1627 im Torgauer Schloß zur Vermählung der ältesten Tochter des Kurfürsten
Sofie Eleonore mit dem Landgrafen Georg von Hessen = Darmstadt aufgeführt
wurde.
Mit dem Jahr 1632 begann die schwere Zeit, die der Stadt Dresden durch
die Pestepidemie, der größten die sie erlebte, auferlegt wurde. Bereits in den
Jahren 1566, dann 1583 und 84 waren solche aufgetreten,dabei aber auf jährlich nicht
über 500 Opfer gestiegen, im Jahr 1585 freilich auf über 1200. Diesmal aber
kostete sie fast 7000 das Leben. Sie wurde als eine Strafe für die Lasterhaftig-
keit der Zeit gefaßt,- die »abscheuliche Entblößung des Frauenzimmers, durch
welche Irritamenta der Hurenteufel immer mehr und mehr Macht bekommt«,
dann auch der »schnöde Präzedenzstreit und Zank um die Narrenkappe«, die
lädherlichen Titulaturen277). Infolge dieses LInglücks und der Kriegsnot wurden
viele Grundstücke überschuldet verlassen, so daß 1634 die Stadtverwaltung für
13000 Gulden an Gefällen, Landsteuern und Kontributionen aufzukommen hatte.
1635 waren die niederen Schulen meist ganz eingegangen, auch dieFürstenschulen
des Landes waren schwach besucht.
DRESDEN
Nur zwei Bauherstellungen, beide nicht von besondrem Belang, sind aus
dieser Zeit zu erwähnen. 1627 erhielt der an der Schloßstraße gelegne Riesend-
saal im obersten Geschoß des Schlosses durch Wilhelm Dilich eine neue Gestalt,-
die ihn durch das ganze Jahrhundert berühmt machte: durch Hinzunahme des
Dachgeschosses wurde er aus einem Raum mit niedriger grader Balkendecke in
einen hochgewölbten verwandelt, dessen Decke ganz ausgemalt war und von
vier Meter hohen Riesen, die auf die breiten Fensterschäfte gemalt waren, ge-
stützt wurde <Abb. bei Gurlitt Beseht. Darst. Nr. 247). Jetzt erst erhielt er
diesen Namen oder den des Heldensaals. Doch schon 1701 fiel er dem großen
Schloßbrand zum Opfer, in dessen Folge er durch einzelne Gemächer ersetzt
wurde. — Von 1632 an wurde die neue Befestigung der Neustadt ausgeführt,
mit dem Lausitzer (Schwarzen) Tor im Osten, dem Meißner (Weißen) Tor im
Westen, dem Wiesentor oberhalb und dem Mühlentor unterhalb der Elbbrücke,
endlich der nach den Kirchhöfen führenden Rhänitzpforte, wie sie das Modell im

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