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DRITTER ABSCHNITT ■ JOHANN GEORG II

Melani wurde darauf 1678 zum Amtshauptmann von Dippoldiswalde er-
nannt303}.
Der Jagd wurde nach wie vor gepflogen,- während der Regirungszeit des
Kurfürsten wurden über 100000 Stück Wild erlegt, darunter mehr als 2000
Wölfe und 200 Bären. Dem Falkenhof wurde 1661 der aus den Niederlanden
stammende Graf Gerhard von der Rath als Oberfalkenmeister mit 1500 Talern
jährlich vorgesetzt301}. — Seiner Garde zu Pferde und Garde zu Fuß fügte der
Kurfürst noch die Dragoner und besonders die Kroaten, seine Lieblingsgarde,
ferner die Schweizer und die Musquetons hinzu, so daß er sechs Leibgarden
hatte,- die Schweizer trugen die gleiche Tracht des 16 Jahrhunderts wie jetzt noch
im Vatikan, die Musquetons setzten sich aus vierzehn jungen Edelleuten auf
Schimmeln zusammen, von denen acht zum Wachdienst Partisanen führten305}.
Auf vier große Mörser, die vier Monarchien, die größten die es damals gab,
war man besonders stolz,- sie gingen im Krieg gegen Karl XII verloren306}.
Die Bestreitung all dieser Ausgaben wurde durch LInsicherheit des Münz-
wesens erschwert. Seit 1659 und besonders seit den Türkenkriegen von
1663 — 1664 hatte sich der Kaiser der Münzverschlechterung angeschlossen. Mit
solchen schlechten Kreuzerstücken, unter denen besonders die 15 Kreuzer^
stücke zu 7g Taler gefährlich waren, wurde Sachsen von Böhmen und Schlesien
aus überschwemmt,- da der Preis wesentlich nach diesen schlechten Sorten an
den Börsen von Hamburg und Amsterdam bestimmt wurde, wuchs die Schwierige
keit bei der vollwertigen Prägung nach dem Reichsfuß zu beharren. Nachdem
Brandenburg bereits zu dem leichteren Münzfuß übergegangen war, hatte auch
Sachsen 1666 und 1667 in Bauzen Kreuzerstücke nach dem östreichischen Fuß
prägen lassen. In dem bereits erwähnten Vertrag von Kloster Zinna vom
27 August 1667 zwischen Brandenburg und Sachsen, dem später die Herzöge
von Lüneburg beitraten, wurde dann auch das Münzwesen dahin geregelt daß
fortan die Taler, die nun die Bezeichnung Speziestaler erhielten, weiter nach der
Reichsmünzordnung zu neun Stück aus der feinen Mark geprägt, aber zu 28
Groschen gerechnet werden sollten, die Gulden <2/3 Tlr. = 16 Groschen} und
deren Halb und Viertelstücke, die Groschen und kleineren Münzen dagegen zu
10’/2 Talern aus der feinen Mark, so daß der Reichstaler zu einer »Rechnungs-
münze« von 24 Groschen Wert wurde. Lehnten auch die Leipziger Kaufleute
dieses Geld zunächst ab, so setzte es sich mit der Zeit doch als Währungsgeld
durch. Damit hatte sich Sachsen tatsächlich von der Reichsmünzordnung losge»
macht. Unter Johann Georg III wurde der Ausprägungsfuß noch weiter herab-
gesetzt307}. —- Seit der Regirung Johann Georg II gewannen die Stände größeren

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