Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VIERTES BUCH ■ 1625-1710

gannen die Festlichkeiten in Dresden mit einem Karussel-Reiten am 5ten und
einem Götteraufzu g im Reithaus zwei Tage später, die an Pracht der Ausstattung
alles bisher Gesehene weit übertrafen,- hier schon erschien die Gräfin Aurora von
Königsmark unter den Mitwirkenden,- im Februar 1697 folgte ein Kartellrennen
im Reithause 334>.
Im Frühjahr 1695 übernahm er den Oberbefehl über die Kaiserliche Armee
in Ungarn, ein gewagtes Stüde, da er in Wien sich mehr mit Ballspiel und Tanzen
abgegeben als auf den Krieg vorbereitet hatte. Der Feldzug verlief ebenso un-
glücklich wie der des folgenden Sommers, so daß er Ende November 1696 ohne
Lorbern nach Dresden zurüdekehrte/ seine Truppen hatte er unter Heinrich VI
Grafen Reuß in Ostreich zurückgelassen, wo der zweiunddreißigjährige Prinz
Eugen den Oberbefehl nunmehr übernahm und im folgenden Jahr den Sieg bei
Zenta errang, wodurch Siebenbürgen geschützt wurde.
Unterdessen war in Polen der König Johann Sobieski unter Hinterlassung
von drei Söhnen gestorben, von denen keiner sonderliche Aussichten auf die
Wahl zum Nachfolger hatte. Der älteste dieser Söhne, Prinz Jakob Sobieski,
wurde freilich von Ostreich unterstützt, hatte aber neben sich den Pfalzgrafen
Karl von Neuburg, den Herzog Leopold von Lotringen und den Kurfürsten von
Baiern als Kandidaten,- all diesen stand der mit großen Geldmitteln ausgestattete
und von Frankreich eifrig geförderte Prinz Franz Ludwig von Conti, ein Vetter
Ludwig XIV, gegenüber. Einige Monat bevor es endlich im Juni 1697 zur Wahl
kam hatte Friedrich August seinen Dragoner=Obersten Jakob Heinrich von Flem-
ming, einen Neffen des brandenburgischen Feldmarschalls, beauftragt nach Polen
zu gehen um sich über die dortigen Verhältnisse zu erkundigen. Die Erhebung
des Herzogs von Hannover im Jahr 1692 zum Kurfürsten, dabei die Aussicht
dessen Hauses auf den englischen Königstron, die Bemühungen die der Kurfürst
von Brandenburg seit dem folgenden Jahr machte um die Königskrone zu er-
ringen und deren Erfolg vom Anfang 1695 durch die kaiserliche Anerkennung
als Herzog von Preußen, wodurch ihm erspart wurde ein bloßer »Lehnskönig«
zu werden, der eigne Ehrgeiz endlich werden in dem Kurfürsten den Wunsch
geweckt haben sich eine Stellung zu schaffen, die ihm eine selbständige Politik
ermöglichen sollte. Ohne Anschluß an eine der Großmächte hätte ihm das nicht
gelingen können: nachdem sein fantastischer Versuch, Frankreich für eineWaffen-
briiderschaft zu gewinnen um die Moldau und Walachei zu erobern und den
Habsburgern Schlesien zu entreißen, im Frühjahr 1697 ergebnislos geblieben war
— Ludwig XIV trat gerade damals in die erfolgreichen Friedensverhandlungen,
die in dem Schloß Ryswick beim Haag stattfanden —schloß er sich dem Kaiser

514
 
Annotationen