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SIEBENTER ABSCHNITT
AUGUST DER STARKE <AUGUST II VON POLEN>
1698 -1710

it dem Eintritt in den Nordisdien Krieg beginnt für August eine Zeit


1. V 1 unruhiger fantastischer Politik, die Sadhsen von neuem, wie in der zweiten
Hälfte des Dreißigjährigen Krieges, bis an den Rand des.Verderbens führte, das
weitre politische Emporsteigen des Landes dauernd unterband, dafür aber zu der
glänzenden Epoche überleitete, die durch die Begründung der Meißner Porzellan^

manufaktur im Jahre 1710 und die Erbauung des Zwingers im folgenden Jahre

bezeichnet wird, und Dresden zum Sitz des glänzendsten Hofes Europas machte.
Während ganz Europa durch den Spanischen Erbfolgekrieg, den letzten der
großen Kriege gegen Frankreich, das damit endgültig seine ausschweifende An-
maßung aufgeben mußte, in Atem gehalten wurde, und das Deutsche Reich sich
nach langer Zeit wieder einmal nahezu einmütig — mit Ausschluß des empor-
strebenden Baiern und des mit ihm zusammengehenden Köln — unter der Führung
des Kaisers dem Erbfeind entgegenwarf, verfolgte August, eingeklemmt zwischen
die um die Vorherrschaft ringenden Mächte Ostreich und Preußen, je nach Um-
ständen die verschiedenartigsten Pläne, um mit Hilfe des Machtzuwachses, den
er durch die Erwerbung der polnischen Krone errungen zu haben wähnte, seine
Herrschaft — statt innerhalb Deutschlands — weiter nach dem Osten hin auszu-
dehnen, bald südlich durch die Moldau und Walachei bis nach Konstantinopel,
wobei er die Hoffnung nicht aufgab als verbindendes Glied auch Böhmen nebst
Schlesien und Mähren zu gewinnen, bald nördlich durch die Eroberung Livlands,
das bis 1660 zu Polen gehört hatte, wodurch er Schweden von der Beherrschung
der Ostsee abzudrängen gedachte. Selbst bis nach Neapel und Sizilien er-
strechten sich seine Gedanken und machten nicht vor dem Erstreben der Kaiser-
krone halt.
Bei so wechselnden und wenig überlegten Zielen vermochte er in dieser Zeit
der Allianzen sich den nachdrücklichen Beistand andrer Mächte nicht zu sichern,
so daß er schließlich sich nur auf die Hilfe des entfernten Rußland angewiesen sah,
das seine besondern Zwecke verfolgte. Dabei lebte er fern von seinem Kronlande

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