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VIERTES BUCH -1625- 1710
deutschen Fürstenhöfen allmählich wieder der Wohlstand, besonders in Berlin,
Dresden, München und Hannover. Uber Holland, wo Daniel Marot den fran-
zösischen Stil weiter gebildet hatte, drang dieser durch Nering nach Berlin, wo
seit 1694 das Zeughaus entstand, an dem der gleichzeitig aus Warschau berufne
Andreas Schlüter und Jan de Bodt weiterarbeiteten. Zwei Jahre später erstand
dort das Schloß, während Eosander von Goete Monbijou und seit 1705 Char-
lottenburg erbaute.
In diese selbe Zeit fällt in Dresden die besprochene Neueinrichtung der
Brandenburger Kammern des Schlosses nach französischem Muster. Im übrigen
hatte August während dieser Zeit kaum Gelegenheit sich um die Baukunst
in seiner Residenzstadt, zu kümmern, da er die ersten sieben Jahre seit der
Königswahl faßt ausschließlich in Polen verbrachte. Erst 1708, nach dem Ab-
zug der Schweden aus Sachsen erließ er die Verordnung wegen der Errichtung
steinerner Häuser, und erst zwei Jahre später wurde der Zwingerbau in Angriff
genommen, durch den Pöppelmann das neue Kunstzeitalter Dresdens glanzvoll
einleitete.
Augusts erste Sorge galt in seinen frühsten Regirungsjahren bis zur Königs-
wahl einem vergoldeten Speiseservice, das in Augsburg und Dresden verfertigt
wurde. Bis 1700 wurden dann auf der Leipziger Messe jährlich für 5000 Taler
Silberwaren von Güllmann in Augsburg bezogen,- 1704 vollendete der Gold-
und Silberarbeiter Christian Gott!. Irminger in Dresden das »andre Service von
dem doppelten Kgl. silbernen Tafelservice« 354>. Die Augsburger, die für den
König arbeiteten, waren namentlich Eil. Jak., Emanuel und Abr. Drentwett, Joh.
Heinr. Männlich <1660—1718) und Joh. Andr. Thelot. Männlich lieferte das
emaillirte Schmuckkästchen <Verz. Nr. 806), die Tafeluhr <Nr. 809), den Elfen-
beinpokal <Nr. 847) und den Pokal von Rinozeroshorn <Nr. 896),- daß die ge-
waltige mit Edelsteinen reich besetzte Bergkristallkanne <Abb. Taf. 98) von ihm
herrühre, ist leider nur Vermutung. — Fil. Küsel und J. E. Heuglin in Augsburg
lieferten in französischem Geschmack verzierte Schüsseln und Kannen von muster-
gültiger Form,- auch die beiden großen Schwenkkessel <Verz. Nr. 808) sowie
Kettenflaschen wurden von Augsburg bezogen. — In der Elfenbeinplastik wurden
die verschiednen Zyklen zur Verzierung der Trinkkrüge weiter verwendet, ohne
wesentlich Neues zu bieten,- auch dafür scheint Augsburg der Hauptherstellungs-
ort gewesen zu sein. '—Von Bergkristallgeräten ist die Eule <Textabb. 54) als
ungewöhnlich hervorzuheben,- eine ganz neue Form der Trinkgefäße brachte der
fantasievolle Mailänder G. G. Metellino in seinen von Delfinen getragnen Schalen
auf, deren Fuß mit Filigran und Lapislazuli geschmackvoll verziert war,- eine

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