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Ostreich und der König von Spanien von Grund aus verderbt würden. Der König von Schweden
solle ja mit dem Kaiser keinen Frieden machen,- zu den Truppen, die er ihm (Wallenstein) schidcen
wolle, solle er ein paar Regimenter sächsischer Truppen geben, »damit er (Wallenstein) soviel
besser versichert sein möge daß der Kurfürst keinen Frieden mache«.
Dies veranlaßte Thurn den König am 9 Oktober zum vierten mal mit Raschin »bei Schleisny
(Schleusingen) hinter dem Türinger Walde, da er in Frankenland gezogen« aufzusuchen, wo
Gustav Adolf sich bereit erklärte drei Regimenter (freilich von zusammen kaum 1500 Mann) zu
geben. Da Thurn meinte das werde Wallenstein nicht annehmen, sagte der König so solle Thurn
zum Kurfürsten und Arnim reisen und diesem mitteilen, da der Kurfürst eine schöne und starke
Armee habe und keinen starken Feind vor sich, so möge er ihm (Wallenstein) etwas Truppen
geben. Der Kurfürst aber lehnte das auf Arnims Dissuasion ab.
Hierauf ließ Wallenstein an Thurn sagen, so müsse Arnim mit den sächsischen Truppen
einrüdcen, nicht nach Schlesien sondern nach Böhmen, da werde der Kurfürst keinen Widerstand
finden,- wobei er bemerkte, er wolle sich an der Bestie (dem Kaiser) und den andern Hundsvöttern
rächen. Thurn schichte dann Raschin zu Arnim, der schon in Schludcenau war und bereits Nach»
richt von Wallenstein erhalten zu haben scheint. Darauf erfolgte Anfang November der Einfall
der Sachsen in Böhmen, wobei Arnim erst durch Wallenstein und Adam Terzki bestimmt worden
zu sein scheint, über Leitmeritz hinaus bis nach Prag vorzudringen. Mag es nun das Ausbleiben
der erwarteten schwedischen Hilfe gewesen sein oder mögen damals bereits Unterhandlungen mit
Wallenstein wegen der erneuten Übernahme des Generalats gepflogen worden sein oder sonstige
Umstände eingewirkt haben: bei der Zusammenkunft Wallensteins mit Arnim auf Schloß Kaunitz
zu Ende des Monats November zeigte sich Wallenstein plötzlich ganz verändert,- durch Terzki
ließ er sagen, weil er die Truppen vom König nicht bekommen und die Sachsen in Böhmen ein»
gerückt seien, müsse er das Generalat übernehmen (um jeden Verdacht von sich abzulenken),
dann könne er aber auch besser tun was er bisher in seiner Intention gehabt.
Weiter erfahren wir nun daß Gustav Adolf nach seinem Abzug von Nürnberg (also nach
reichlich dreiviertel Jahren) den Grafen Solms zu Bubna mit der Weisung geschickt, Wallenstein
solle die Traktation mit ihm wieder aufnehmen, mit dem Hinzufügen, — hier findet sich dieser
Umstand zum ersten mal erwähnt — daß der König ihm dann dazu helfen wolle, König von
Böhmen zu werden. Der unglückliche Ausgang der Schlacht von Lützen machte diesem Plan ein
Ende. Thurn übernahm das Generalat über die schwedische Armee in Schlesien.
Erst Ende April 1633 wendet Wallenstein seine Gedanken wieder einem Bündnis mit
Schweden zu, indem er Raschin gegenüber in Prag erklärt, jetzt habe er den rechten Vorteil zu
dem was er im Sinne gehabt,- im folgenden Monat schickt er Bubna zum Kanzler Oxenstjerna,
der soeben Direktor des Heilbronner Bundes geworden, nach Frankfurt a. M. mit der Mitteilung,
daß er jetzt, was er hiebevor im Sinne gehabt, zu wirklichem Effekt bringen und König in Böhmen
werden wolle: ob ihn Oxenstjerna dabei mainteniren wolle, an Thurn aber, der ihm dann mitteilte
daß die schwedische Armee sich mit der sächsischen bei Schweidnitz konjungire, ließ er antworten,
daß er auch bald hinkommen wolle. In Schlesien begannen nun Anfang Juni die Verhandlungen
einerseits mit Thurn anderseits mit Arnim, die zum Abschluß des Waffenstillstands führten,-
während dessen sagte Wallenstein zu Raschin, den er eine Meile vor dem abgebrannten Städtlein
Nimß (Nimtsch) traf, daß er den beiden entgegen ziehen wolle, damit man bei Hof keinen Verdacht
auf ihn werfe, aber sonst nichts tun werde. Auf die Antwort Oxenstjernas, daß er ihm dabei
helfen wolle, die unterdessen eingegangen war, meinte Wallenstein, es sei noch nicht Zeit,- auch
an Thurn meldete er dasselbe (Adam Terzki führte dies darauf zurück, daß die Sterngucker ihm
soviel vorhersagten, was er für ein großer Herr werden solle, wenn die Zeit dafür da sei). Auf
Wallensteins Begehren reiste Arnim zu Oxenstjerna nach Frankfurt a. M.,- Holk erhielt Befehl,
von Leipzig abzuziehen, obwohl die Sachsen damals keinen Proviant mehr hatten. Von den Kur»
fürsten von Sachsen und Brandenburg sagte damals Wallenstein, er hätte sie wohl schmeißen
können, spiele aber mit ihnen wie die Katz mit der Maus,- Raschin gegenüber äußerte er, jetzt

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