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Semper, Gottfried
Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder praktische Ästhetik: ein Handbuch für Techniker, Künstler und Kunstfreunde (Band 2): Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst — München, 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.1300#0006
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Fünftes Hauptstück. Keramik.

A. Aesthetisch - Formales.
§. 86.

Einleitung.

Unsere Sprache ermangelt eines allgemeinen und umfassenden
Ausdrucks für alle Künste deren gemeinsame materielle Grund-
lage, deren Urstoff, wenn es erlaubt ist sich so auszudrücken,
der Töpferthon ist, welcher bildsam weichen Masse Form und
Gestaltung zu ertheilen, sie dann durch Erhärtung zu festen, die
gleichfalls gemeinsame Urtechnik dieser Künste ward.

Das griechische Wort Plastik, welches sich bei uns einbürgerte,
umschliesst nur solche Fälle bei denen diese Urtechnik für bild-
liche Darstellung angewandt wird, es schliesst z. B. die eigent-
liche Töpferei, nach der Bedeutung die wir jenem Worte geben,
nicht in sich ein.

Noch beschränkter ist der Begriff der sich an das letztere
Wort, Töpferei, knüpft, unter der wir nur das eigentlicherein
zweckliche und industrielle Topfmachen verstehen.

Der als Ueberschrift dieses fünften Hauptstücks gewählte Aus-
druck hat gleich dem Worte Plastik den Nachtheil eines Fremd-
wortes, sogar den schlimmeren eines nicht eingebürgerten und pre-
ziös klingenden Fremdwortes, und ist dabei genau betrachtet nicht
weniger spezifisch als die beiden vorhergenannten; denn während
Plastik auf die Procedur des Bildens und Töpferei auf den prakti-
schen materiellen Zweck, der zuerst dazu aufforderte, hinweist,
erinnert Keramik zunächst nur an den zu behandelnden
Stoff, nämlich an den Thon (x^a/iog), der in derjenigen Technik
von welcher nun zu sprechen sein wird am frühesten in Anwen-
dung kam, und durch alle Bildungsstufen dieser Kunst hindurch

Sem per, Stil II. 1
 
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