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Ausgrabungsbericht und Architektur — Ausgrabungen in Sendschirli, 2: Berlin: W. Spemann, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.49440#0017
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Bericht über die erste Ausgrabung von Sindjirli 1888.

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20 Spitzhacken, 12 Platthacken (dazu 100 Reserve - Stiele), 55 Schaufeln, 12 Schiebkarren,
57 Tragkörbe, 2 Winden, 2 eiserne Hebebäume, 2 schwere Hämmer, 3 Taue, 1 Flaschenzug,
1 schweren Wagen mit eiserner Achse, 1 Feldschmiede, ferner Handwerkszeug für Schmied,
Zimmermann und Steinmetzen, Nägel, Stricke u. s.w. Ich hatte also für 170 und mehr Leute
Werkzeug und konnte ausserdem Verschlissenes leicht ersetzen.
Am 29. März 1888 erhielt ich in Smyrna durch Seine Excellenz den Herrn Botschafter
von Radowitz die Concessions-Urkunde zugeschickt, nach dem bekannten Schema, gültig für
ein Jahr, in Allem auf das Antiken-Gesetz verweisend. Am 31. März, Oster-Sonnabend, fuhren
wir aus Smyrna ab und kamen am 4. April in Alexandrette an, das sich seit meiner letzten An-
wesenheit vor fünf Jahren vortheilhaft verändert hatte. Dem Zoll-Director machte ich gleich
einen Besuch und hatte dann keinerlei Zoll-Formalitäten durchzumachen, auch später nicht bei
der Abreise.
Am nächsten Tage, den 5. April, konnten wir schon aufbrechen. Wir ritten die neue
Chaussee, die von Alexandrette nach Aleppo führt, über den Beilan-Pass; es ist der Weg,
den Cyrus der Jüngere, Alexander, die Kreuzfahrer u. s.w. gezogen sind. In 2'/2 Stunden er-
reichten wir das malerisch und staffelförmig in einer wasserreichen Bergmulde gelegene Beilan;
die Passhöhe in 728 m liegt indess noch eine halbe Stunde weiter. Hier verliessen wir die
Chaussee, die einen Umweg macht, und verfolgten, bergab reitend, den alten Pfad, auf dem
wir in ferneren 3 Stunden in Kyryk-han (zerfallener Han) anlangten, hart am östlichen Fuss
des Amanus gelegen.
Die Chaussee nach Aleppo ist, allerdings mit einem grossen Umweg, gut gebaut, und
eine Kutsche legt den Weg dorthin von Alexandrette in 2^ Tagen zurück; für uns aber, die
wir von Kyryk-han nach Norden zogen, hörte der gute Weg jetzt auf.
Nachdem wir in einem der vier gleich schlechten und schmutzigen Hans unsere Feld-
betten benutzt hatten, zogen wir am 6. mit unserer Karawane weiter, immer hart am östlichen
Fuss des Amanus die Kara-Su-Ebene hinauf. Unter wiederholten Regenschauern erreichten
wir 10 km von Kyryk-han das armselige Kurdendorf Tschorlu von etwa 20 Hütten, betraten
nach ferneren 7 km einen Vallonea-Eichenwald, der sich mit geringen Unterbrechungen an
30 km weit nach Norden durch die Ebene erstreckt, und erreichten schliesslich unter ständigem
Regen um 6 Uhr Abends Chassa, 38 km von Kyryk-han.
Chassa liegt 20 Minuten abseits der Strasse, hart am Bergesfuss, hat meist türkische
Bewohner und ist weitläufig gebaut, da fast jedes Haus in einem Garten liegt. Wir fanden
ziemlich gutes Unterkommen und konnten bei tüchtigem Feuer unsere Kleider trocknen. Es
giebt von hier zwei Pfade nach Islahie, deren einer sich in der sumpfigen Ebene, der andere
am steinigen Bergesfuss hält; ich wählte in Anbetracht des gestrigen Regens den letzteren,
auf dem wir in 5’/2 Stunden nach dem 26 km entfernten Islahie gelangten, einem schmutzigen,
ungesunden Nest von etwa 50 Hütten, und doch in Ermangelung’ von Besserem Sitz des Kai-
niakams, also Kreishauptstadt. Es liegt nahe am Fusse eines langgestreckten Bergausläufers,
auf dem sich noch Ruinen des alten Nikopolis befinden. Winter konnte einige spät-griechische
Inschriften copiren.
Im Sommer verlassen die Bewohner Islahie, wie überhaupt alle Dörfer der Ebene, und
wohnen in Zelten im Gebirge; im Winter halten einige Armenier Läden mit primitiven Artikeln
auf, von denen für uns nur Petroleum brauchbar war, das man bis im tiefsten Innern Klein-
asiens findet. Das Fladenbrot war ungeniessbar. Der Kaimakam nahm Abschrift unserer Con-
cession, um sie an den Mutessarif (Regierungs-Präsidenten) nach Jarpus zu schicken. Bei Ar-
meniern aus dem Gebirge konnte ich gleich FIolz zu Barackenbauten bestellen und zwei Zimmer-
leute engagiren, denn die Existenz in Zelten ist nur ein Nothbehelf für die Wanderung. In
einem stallartigen stinkenden Local verbrachten wir die Nacht und ritten Sonntag den 8. April
früh nach dem nur 2 Stunden entfernten Sindjirli. Da wir die am 3. aus Alexandrette abgegan-
 
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