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Ausgrabungsbericht und Architektur — Ausgrabungen in Sendschirli, 2: Berlin: W. Spemann, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.49440#0030
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Bericht über die erste Ausgrabung von Sindjirli 1888.

grossen Platten Untermauerung aufgedeckt, die sich dann nach Süd-Ost wendet und das
Ziegelpflaster einschliesst. Auch nach Süden schien diese Mauer durchzugehen und somit
einen grösseren Raum zu bilden. Doch unsere Zeit war abgelaufen, das erstrebte Ziel
war erreicht, wir hatten den gesuchten hittitischen Bau gefunden und nicht einmal tief
unter der Oberfläche, man konnte mit Muth in eine neue Campagne treten, denn der Hügel
war keine unergründliche Schuttmasse mehr, sondern sein Schleier gelüftet, und es handelte
sich darum, ihn weiter zu heben.
Am Sonntag den 22. wurde noch mit einem Dutzend Leute gearbeitet und zugleich
gepackt, 21 Reit- und Lastthiere waren zur Stelle. Drei der besten Arbeiter wurden als
Wächter auf dem Hügel gelassen, von denen leider Einer bald dem Fieber erlag. Alle
unsere Leute, auch der Commissär Achmed-Bey und sein Diener, waren leidlich im Stande,
die Pferde zu besteigen.
Am Montag den 23. zeitig begann das Beladen der Saumthiere, doch erst gegen
7 Uhr kam die Karawane in Marsch, um 2 Uhr langten wir in Chassa an; nur zwei der
Leute fieberten am Abend. Schon um :/22 am Morgen weckte ich die Leute und um 3 Uhr
ritten die ersten ab, um l/24 wir hinter den Letzten. So die grosse Hitze vermeidend, er-
reichten wir Mittags Kyryk-han; das Schlimmste war gut überstanden. Den nächsten Morgen
ritten wir über Beilan bis 6 km vor Alexandrette, wo auf einer vorspringenden Kuppe an
der Chaussee, noch 300 m über der sumpfigen Ebene bei einem kalten Brunnen, ein Neger
ein kleines Kaffeehaus hielt. Hier stiegen wir ab und schlugen die Zelte auf, liessen Lebens-
mittel aus der Stadt holen, sowie die eben angekommene Post und konnten im Anblick des
blauen Meeres der Ruhe pflegen, da das nächste Schiff erst in 10 Tagen nach Smyrna fuhr.
Der Deutsche Vice-Consul, Herr Coidan, hatte die Güte, für unsere zurückgelassenen
Wächter die regelmässige Auszahlung zu übernehmen, wollte uns auch die noch fehlenden
10 Kisten nachsenden: mit der Dampfschiffs-Agentur, dem Versicherungs-Agenten, dem Zoll-
amt u. s. w. wurde alles Nöthige geordnet. Sämmtliche Kisten, deren letzte noch am Tage
vor unserer Abfahrt glücklich eintrafen, liess ich aus der Zollamtshalle auf die Ladebühne
ziehen, repariren und mit eisernen Reifen binden. In den letzten Tagen vor Ankunft des
Dampfers benutzte ich dann früh morgens die Windstille, um alle Kisten in Lichterschiffe
zu laden.
Winter machte unterdess einen Ritt nach Antigonia und Antiochia, 29. Juli bis
2. August. Am 3. August schickte ich bis auf unsere Feldbetten alles Gepäck hinunter,
am 4. früh folgten wir mit dem Rest. Um 3 Uhr war das Verladen der Kisten und das
Einschiffen unserer Leute an Bord des kleinen russischen Dampfers Oleg ohne Unfall er-
ledigt. Wir machten bei den Behörden und einigen Bekannten Abschiedsbesuche, regelten
alle Rechnungen und telegraphirten an Herrn von Kaufmann: »Alle Mann eingeschifft, leidlich
gesund, 82 Kisten an Bord.«
Um 8 Uhr abends lichtete der Oleg den Anker und am 8. August früh trafen wir
nach theils stürmischer Fahrt in Smyrna wieder ein. Winter ging von hier nach Athen,
Herr von Luschan und ich setzten am folgenden Tage die Reise nach Constantinopel fort,
wo wir am 10. August früh anlangten. HAMDY-Bey sandte Lichterschiffe an Bord und die
82 Kisten wurden in der Douane deponirt. Herr von Luschan reiste am 13. nach Triest.
 
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