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Thorsculpturen — Ausgrabungen in Sendschirli, 3: Berlin: Druck und Verlag von Georg Reimer, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.49504#0009
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Bildwerke des südlichen Stadtthores.

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Theil der Unterstadt an dem südlichen Stadtthor vorbei sendet, hat zu irgend einer uns
nicht bekannten Zeit, sicher nach einem besonders ausgiebigen Regenfalle, einen grossen Theil
der Fundamente dieses Thores unterwaschen und fortgerissen. Das heute noch Erhaltene
gestattet kaum noch die genaue Aufnahme des Grundrisses — die oberen Schichten des
Fundamentes sind fast durchweg zerstört und mit ihnen natürlich erst recht auch die Läufer
und Orthostaten; nur an einigen Stellen des zu der inneren, älteren Mauer gehörigen Thores
sind noch mehrere Läufer in situ erhalten geblieben und unmittelbar vor diesen Läufern
sind schon 1888 acht Orthostaten mit Reliefs gefunden worden, die ganz zweifellos auf diesen
Läufern gestanden haben, also zu der ältesten grösseren Mauer gehören, die bisher in Send-
schirli nachgewiesen werden konnte. Reste von anderen ganz besonders grossen Orthostaten,
die gleichfalls im Bereiche des inneren Thores gefunden wurden, stammen von mächtigen
Laibungslöwen, deren Köpfe nach aussen zu frei aus der Mauerflucht herausgeragt hatten.
Von dem Thore des äusseren, wohl jüngeren
Mauerringes ist irgend ein Bildwerk bisher nicht mit
Sicherheit nachzuweisen. Das hier auf Taf. XXXIV
Fig. d abgebildete Relief fand ich 1888 in ein später
als 1883 gebautes kurdisches Haus am Westabhang des
Burghügels eingemauert; es sollte kurz vorher auf dem
kurdischen Friedhöfe im Süden des alten Stadtgebietes
gefunden worden sein. Dem Stil und auch seinen Maassen
nach scheint es zu den acht Reliefs der inneren der beiden
südlichen Stadtthore zu gehören; jedenfalls haben wir
keine Veranlassung, es etwa mit dem äusseren in Zu-
sammenhang zu bringen. Dasselbe gilt von dem hier
Fig. 92 abgebildeten Bruchstücke, das ich 1888 auf dem
östlich vom Stadtgebiet gelegenen alten Friedhöfe auffand.
Stilistisch weicht es von den sicheren Reliefs des inneren
Stadtthores etwas ab, aber es scheint nicht wesentlich
jünger zu sein als diese und gehört wahrscheinlich doch
mit in diese Reihe. Jedenfalls müssen wir zunächst jede
Hoffnung aufgeben, irgend einen sicheren Rest von den Bild-
werken des äussersten Stadtthores nachweisen zu können.
Was zu diesem gehörte, ist sicher vom Wasser über weite
Flächen zerstreut und mit Schutt bedeckt worden. Wo
man die Reste vermuthen könnte, liegen wohlerhaltene kur-
dische Gräber und fruchtbare Felder, so dass Ausgrabungen
an dieser Stelle zunächst völlig ausgeschlossen sind.
Wir müssen uns also auf die Bildwerke beschränken,
die von der inneren der beiden Thoranlagen erhalten sind.
Unter diesen sind zwei grosse Laibungslöwen
schon ihrer Masse nach besonders hervorragend gewesen. Leider sind sie bis auf wenige
Reste zerstört und grösstentheils völlig verschwunden; wo sie ursprünglich gestanden haben
dürften, hat Koldewey auf der Skizze S. 112 dieses Werkes angedeutet. Der Form und
dem Stile nach haben sie, soweit die erhaltenen Reste einen Schluss gestatten, fast voll-
ständig mit den oben auf der Burg gefundenen Löwen übereingestimmt, die hier Taf. XXXXVI
abgebildet sind. Nur ihre Grösse war noch sehr viel bedeutender. Die Höhe dürfte etwas
über 2, die Länge über 3 m gemessen haben, doch waren die Löwen, ähnlich wie die des
Burgthores (vergl. Taf. XXXXV) nicht aus einem Stücke gearbeitet, sondern aus zwei
Blöcken mit einer mitten durch den Leib gehenden Stossfuge. Die Nackenbreite misst 90,
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