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Sethe, Kurt
Das aegyptische Verbum im Altaegyptischen, Neuaegyptischen und Koptischen (1. Band): Laut- und Stammeslehre — Leipzig: J.C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.70608#0019

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Lautlehre.

Von der Vokalisation.
Die aegyptische Schrift bezeichnet nur Konsonanten (I § l); sie lässt uns daher nur durch gewisse Erscheinungen
im Konsonantenbestand der Worte bisweilen die Stelle des Vokals erkennen (I § 2). Im Uebrigen sind wir für die Fest-
stellung der Vokalisation ganz auf das Koptische angewiesen (I § 4—7. 56).
Nach dem Koptischen duldete das Aegyptische ebensowenig wie die semitischen Sprachen eine Doppelkonsonanz
weder im Anlaut noch im Auslaut der Silbe. Anlauten kann eine Silbe vielmehr nur mit einem einfachen Konso-
nanten; wo im Koptischen eine Silbe mit einem Vokal anlautet, ging diesem stets einst ein Konsonant voran, der verloren
ist (I § 8). Worte, die im Koptischen mit zwei Konsonanten anzulauten scheinen, wurden mit einem Vorschlagshülfsvokal
ausgesprochen (ehkor kopt. gno, I § 9); diesem ging nach aegyptischer Auffassung ein Aleph voran, das in der ältesten
Orthographie und im Neuaegyptischen in bestimmten Fällen ziemlich willkürlich durch (j resp. 1 bezeichnet wird
deddöf, I § 10). Hinsichtlich des Auslautes kann im Aegyptischen eine Silbe offen (sodem) oder einfach geschlossen
sein (södmef} (I § 13—15).
Jedes Wort hat nach dem Koptischen nur einen vollen Vokal (I § 16), auf dem der Ton ruht (I § 18—21);
er kann nur in der vorletzten und letzten Silbe stehen (I § 17). In offener Silbe war er lang, in geschlossener kurz
(I § 22/3). Das Koptische hat die ursprüngliche Quantität der Vokale mit grosser Treue bewahrt, bis auf einige regel-
mässige Ausnahmen, die sich durch die Beschaffenheit der benachbarten Konsonanten erklären (I § 13/4. 24). — Die
vollen Vokale liegen im Koptischen in drei Klassen vor:
zz-Klasse: kurz als 0., in bestimmten Fällen dafür e; lang als 1, jünger dafür h (I § 28 -32).
6--Klasse: kurz als e, in bestimmten Fällen dafür 1, ot; lang als h; vereinzelt ».1 (I § 33—39).
ö-Klasse: kurz als o, in bestimmten Fällen dafür 0. und e; lang alt als ot, jünger in bestimmten Fällen w; vereinzelt
er (I § 40—47).
Alle übrigen Silben des Wortes sind Nebensilben. Sie haben nur einen kurzen Hülfsvokal e, der im Kopti-
schen teils durch e teils garnicht in der Schrift ausgedrückt wird (I § 9. 48/9); wie es scheint, waren sie stets geschlossen
(I § 13); in bestimmten Fällen wird der Hülfsvokal e im Koptischen wieder durch &, 1, o-y vertreten (I § 50—53). Wo er
entbehrlich geworden ist, ist er häufig weggefallen (I § 54/5).

Von den Konsonanten.
Zwei gleiche Konsonanten, die unmittelbar aufeinanderfolgen, werden schon im Altaegyptischen nur durch
einen bezeichnet (I § 57). Im Neuaegyptischen und Koptischen sind sie sogar dann zusammengefallen, wenn noch ein Hülfs-
vokal dazwischen stand (I § 58—62). Aehnliche Zusammenziehungen finden sich übrigens auch bei gewissen nicht
identischen Konsonanten (I § 63).
Sehr frühzeitig sind einzelne Konsonanten (insbesondere z, r, f) in manchen Worten weggefallen (I § 65.
71—72- II[9- I34- 235—243. 29T—293); die Folge davon ist, dass die Hieroglyphen dieser Laute vielfach als bedeutungslose
Zusätze verwendet werden (I § 66. 73—76. 120—124. 127. 138—141. 186. 195—201. 294—294bis).

I1 ist schon in frühester Zeit in vielen Worten weggefallen, die im Koptischen keinerlei Spuren von ihm
mehr zeigen. In anderen, wo es sich länger erhalten, hat es im Koptischen wenigstens in der Vokalisation Spuren hinter-
lassen (I § 70—72). — Häufig und zum Teil schon frühzeitig ist es in bestimmten Worten zu j geworden, besonders wenn
 
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