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dcnbcit ju jeigen. Diefe fflenfcbcn bewegen
Neb nicht frei und leicht wie die fßenfeben
in den Btldwerhen der Hntihe, Tie veran-
fcbaulicben uns auch nicht jenen Huf-
febwung der Seele wie die Figuren des
Mittelalters (wenigftens des fpäteren),
fondern es ift, als ob Tie von einer
febweren CaTt beberrfebt find, die Tie
feffelt und niederdrückt. So find ihre Be-
wegungen gewaltfam und doch gebunden,
fo ift ihr Stehen und Schreiten von einem
Cöollen erfüllt, das fich nie gan? auswirkt,
vorwärts drängend und zugleich gehemmt.
Die Grundftimmung diefer figuren, die
,,3dee", die fic fymbolifieren, ift nicht die
Cuft der «lelt, fondern das Ceiden. 6s ift
in ihnen ein Sueben und Sehnen, ein
leidenfebaftlicbes und doch nie von Srfolg
gekröntes Ringen. Sie veranfebaulieben
nicht nur die Olacbt der menfehlicben Seele,
fondern auch die Macht des Scbickfals,
die fieb jener entgegenftellt.

Die 6cficbtcr diefer figuren jeigen
im wefentlicben jwei verfebiedene Cypen.
Der eine (?. B. Hbb. 3, 4, 6, 8, 10) ift der
üypus des Bauern oder Bettlers, oft des
ruffifeben, deffen flavifcbc Züge mit den
vortretenden Backenknochen, der breiten
Dafe, dem groben Kinn, dem 6eficbt noch
mehr I)ärtc geben. Der andere Cypus (3.
B. Hbb. i, 5) ift der mit den hageren,
fcbarfen Zügen, der feinen Stirn, den febma-
len, jufammengepreßten Cippen, wie er den
geiftigen fflenfeben cbarahterifiert. Diefen
beiden Cypen entfpreebend gibt der
Künftler fein I)aupttbema, den leidenden
und ringenden ffienfeben, in jwei Varia-
tionen: er jeigt die Caft des äußeren
Cebens und die Caft, die dem fllenfcben
durch die tiefere 6eiftigkett auferlegt ift.

Ulenn man fieb diefer Bedeutung der
Ctlerke Barlacbs recht hingibt, wie wenig
bedeutet dann noch das lllort „Schönheit"
 
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