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Gehen von Glitte ?u fliitte entwickelt. Die-
ter Huflage find Blumen aufgefteckt und
die beiden oberen Gehen find durch Blu-
mengebänge, auf denen fieb Vögel fchau-
keln, verbunden; dies fßufter ift viermal
beobachtet, jweimal mit Papageien und
zweimal mit Pfauen. (Hbb. 7).

Den flluftern der dritten Gruppe, die
Ticb bisher als nicht fehr umfangreich cr-
wiefen hat — es Rommen insgefamt drei-
zehn in frage — ift eigentümlich, daß teil-
weife von einer Huffeilung der fläche ab-
gefehen ift, daß die Darfteilung alfo über
die ganze platte läuft, teilweife eine Hn-
lehnung an die zweite Gruppe unverkenn-
bar ift. Gine Ginbeitltcbheit in der Hrt,
wie die fläche aufgeteilt wird, läßt fieb
ebenfowenig beobachten wie eine tteber-
einftimmig im Gegenftändltcben der
Darftellung, fei es auch nur in wefentli-
cben Zügen. Die einzelnen fflufter find in
der Erfindung voneinander fehr verfebie-
den und laffen ein reiches Walten der
Pbantafie erkennen. Hls gemeinfamen
Zug weifen die meiften großblättrige Blu-
men auf.

Die erfte Hrt wird durch zwei Kiffen
vertreten, die auf febwarjem ©rund Blu-
men von haum beftimmbarer form ju-
famrnen mit Vögeln und Ginborn jeigen
(Hbb. 8). für die andere Hrt bietet die
Reibe von untereinander verfchiedenen
Kiffen recht intereffante Beifpiele. So
ficht man auf der flßitte des einen Hep-
fel, 'Crauben und Kirfeben; um diefes
fruebtgebinde find hranjartig Blätter und
Blumen gelegt; die Gehen werden von gro-
ßen flieaenden Vögeln ausgefüllt; unten
in der fißitte ift ein familienwappen an-
gebracht (Hbb. 10). Zwei einander gleiche
Rocbzeitshiffen von der Jnfel Rom zeigen
auf fchwar?em Grund ein achtfeitiges
feld: Zweige mit aufrechten und hängen-
den ftilifierten Blättern und Blumen um-
rahmen das mittlere feld, in welchem ein
ffiann und eine frau, die fieb an die Rand
ctefaßt haben, dargeftellt find. Hbb. f. S.-
R. K. K. 19t i, S. 27. Von ähnlicher Huf-
teilutia der fläche ift ein in Wolle gewirk-
tes Kiffen, das dem "Chaulow-fllufeum ge-
hört (Hbb. 11); es weicht infofern von dem
voretenannten wefentlich ab, als der dort
beseitende Blumemweig hier felbft zur
Ginfaffung geworden ift. Die figürliche
Darftelluna kommt feiten vor; fie bezieht
fieb auf "Cobias 6 und ift bisher, allerdings
in gam anderem Gntwurf, nur auf gewirk-
ten Kiffen von unzweifelhaft vlämifcher
Rerhunft beobachtet worden. Huch die
Darftellung der Königin von Saba ift ein-

mal in diefer dritten Gruppe feftjuftellen
(Hbb. 9). Die Zufammenbänge mit der
früher befproebenen Darfteilung und die
Hbweicbungen von ihr find aber fo fehr
ftiliftifeber Hrt, daß eine Bemerkung hier-
über erft weiter unten gegeben werden
kann. Gine mehrfach erhaltene Darftellung.
welche im ganzen neunmal nachweisbar
ift, bebandelt Gftber vor Hbasverus. Den
hlarften Gntwurf zeigen die beiden glei-
chen Kiffenplatten im "Cbaulow - ßßufeum
in Kiel (Hbb. 12).*) Blumenzweige auf
febwarjem Grund, die oben und unten ?u-
fammengebunden find, umfcbließen die
Darftellung des auf dem Cbrone fitzen-
den Königs, der mit den Zeichen feiner
Würde, Krone und Zepter, angetan ift;
vor ihm kniet Gftber, die mit den Ränden
eine lebhafte Gebärdenfpracbe führt. Huf
die recht intereffanten Hbweicbungen, wel-
che bei diefen neun Kiffen untereinander
wahrnehmbar find, wird weiter unten zu-
rückzukommen fein. Die drei Hbb. 12, 13,
14 belegen in bemerkenswerter Weife den
Vorgang der allmählichen Verfcbleppung
der formen, wie er fieb in der Volkskunft
vollzieht. Diefe dritte Gruppe findet ihre
Grgänzung in zwei größeren Brucbftücken,
von denen das eine mit geometrifeben fllu-
ftern ein Bankkiffen darftellt und das an-
dere von einem größeren Teppich ber-
ftammt; diefer zeigt ein Detzwerh, dem auf
den Schnittpunkten quadratifebe Platten
mit geometrifeben Sternen aufgelegt find;
in den ausgefparten feldern find gegen-
ftändig, \m beiden Seiten eines ftilifierten
Baumes, Vögel geordnet. (Hbb. 15).

Gine Prüfung, wie die nach den
flluftern geordneten Gruppen fieb ftili-
ftifcb z« einander verhalten, führt dazu,
die Gigenbeiten jeder Gruppe nochmals be-
fonders ins Huge ?u faffen. Schon aus
der, in wefentlicben Zügen übereinfttm-
menden Zeichnung, bei im ganzen 26 Kif-
fen der erften Gruppe, gewinnt man den
Gindruck, daß fieb diefe Wirkarbeiten ein-
heitlich zufammenfcbließen. Der ganze Gnt-
wurf bat im figürlichen, in der Cand-
febaft und in den Ginzelbeiten, wie bei-
fpielsweife Pokale und Grotesken, Git-
terwerk und fruchtgebänge auf der Gin-
faffung, einen ausgeprägten Renaiffance-
cbarahter. Jn der färbe find die gewirk-
ten Kiffen diefer Gruppe auf einen Grund-
ton in oliv abgeftimmt; wohl kommen
kräftige färben in Blau und Rot vor; es
ift aber keine Buntheit angeftrebt, fon-
dern eine tonige Husgeglicbenbeit; darum

*) Sine faft gleiche ttlicdcrbolung befitzt das
JNational-JMufeum in Kopenhagen.
 
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