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glaubte fieb eines würdigen Kaifer-, Bis- herrliche ]$eldendenkmale, dennoch dürf-

marck-, ffloltke- oder Krieger-Denkmals ten Tie fieb als Vorbilder für eigentliche

rühmen $u können. Diefe Gbrenmale find Kriegerdenkmäler nur feiten eignen. Bei

allerdings billig, aber ihre Minderwertig- diefen itt die Schrift von großer Bedeu-

keit ift ebenfo groß wie ihre Zahl.*) Gs tung. 6s hält aber febr Tcbwer, auf einem

ift eben ein großer Jrrtum, wenn man ein Hufbau aus Sindlingen eine längere, gut

findlingsmal für eine leichte äftbetifebe lesbare Jnfchrift gefebickt anzubringen.

Hufgabe hält. Gerade das Gegenteil trifft fflan bat freilich diefe Hufgabe in leichter

?u; es ift außerordentlich febwierig, find- Ctleife bisher dadurch ju löfen verfucht,

linge künftlerifcb ?u bewältigen. Die daß man in die Steine eine Bronje- oder

Schwierigkeiten waebfen, je mehr Schrift polierte Ölarmor-Platte einfügte, eine

und Bildwerk angebracht werden follen; folebe jarte Schrifttafel tritt jedoch ftets

aber auch die einfachfte form bietet febon mit der Urwücbfigkeit der felfen in

Klippen genug, um felbft einen faebkun- einen heftigen Zwiefpalt. Diefe frem

digen Künftler fehl-
greifen und ftraucbeln
ju laffen.

Die alten Grab-
kammern der Hünen-
gräber find in ihrer
Hrt klaffifebe SHerke.
Daß Tie einen fo
felbftverftändltcben
Sindruck machen, be-
ruht wohl mit dar-
auf, daß fie keine
eigentlichen Denkmä-
ler, fondern Zweck-
bauten waren. 6s
galt, eine felfenkam-
mer ?u febaffen, die
dem mächtigen Druck
des darüber ?u febieb-
tenden, hoben 6rd-
hügels ftandbielt. Der
gewaltige Deckftein
liegt deshalb wage-
reebt und ftütjt fieb
breit und fieber auf

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den Zutaten find des-
halb durchaus ver-
werflich. Hucb ebene
Scbriftfläcben aus den
findlingen felbft aus-
zumeißeln, führt nicht
jum Ziel; felbft dann
bleibt der Gegenfatj
jwifeben den bearbei-
teten und rohen 'Tei-
len des Gefteins ?u
groß. Den einjig rich-
tigen Stil, wie f ind-
linge ju befebriften
und ?u verlieren find,
weifen uns die alten
Runenfteine. Huf die-
fen Denkmälern der
Torheit übersieht die
nur leicht eingeritzte
Schrift in breiten,
gleichlaufenden Reiben
eine volle Seite der
Steine. Huf der
Scbriftfeite wird fo-

die kleinen, unter ihm mji_ uDrnhftrin an Dir lanünnrr ßöiiig ™* die ganje Ober-
lagernden f indlinge. frifürid« Vi. in ütavfr 1825 fläche der felfen wie
Diefer naturgemäße, mit einem klaren,
richtige Hufbau, ju dem die Zweck- febmückenden Detjwerk befponnen. Huf
beftimmung anleitete, erklärt die mo- dem berühmten Jellinger Stein*) find
numentale Wirkung. Ctlte fehlerhaft er- die fcbmalen Bänder jwifeben den Zeilen
febeint dem gegenüber das Cütjowdenk- über das rechteckig begrenzte Schriftfeld
mal bei ffiölln. 6in febwerer felsblock fortgeführt und dann launig miteinander
ftebt dort aufrecht auf der Spitje einer Verfehlungen und verknotet, bis das fo
aus rundlichen, großen Kiefeln gefügten entftebende Rankenwerk alle Zwickel des
Pyramide. Man möchte fürchten, daß der unregelmäßigen Steines um die Runen
Stein febon kippte, wenn es dem Hdler herum ausfüllte. Verzierungen und
auf feinem Gipfel einfiele, fieb abjuftoßen Schrift, die einer $arten, pbantafievollen
und davon $u fliegen. freiband?eicbnung ähneln, febmiegen fieb
Die Steinkammern der Hünengräber der natürlichen Oberfläche des Steines
haben fraglos etwas Kriegerifches, es find willig an. Sie waebfen fo felbftverftänd-
———-:-—-——-——- Heb mit ihr $ufammen, wie die 6isfcbram-

auf^SÄC"*?Ä^ÄÄÄ mit de"c" häufi* dic ^atur find-

flngeln wird hoffentlich dies ©egenbeifpiel beteiligen

oder mit Bilfe eines Künftlers eine belfere Cöfung *) Hbgebüdet im Scbleswig-fioUtcin. Kunrt-
fchaffen. Der Berausgeber. halender 1914, S. 23.
 
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