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ke auch farbig der Umgebung vortrefflich
angepaßt haben. Wenn nicht von Hnfang
an, To find doch im Kaufe der Zeit alle
Kirchen im Jnnern bell getüncht worden.
Ton den fchneeigen bänden beben fieb die
epitapbe wie leuchtende edelfteine ab.
Ceider find bei den unverftändigen Jn-
ftandfetjungen vieler Kirchen in den acht-
ziger fahren manche aus I)ol? gefcbnitjten
epitapbe ihres urfprünglicben, bunten Ge-
wandes entkleidet und roh mit brauner
Oelfarbe überpinfelt worden. Sie haben
dadurch viel von ihrer alten Schönheit ver-
loren. Diefe Grfabrung und der Reij der
unberührten epitapbe Tollten dabin führen,
bei den Kriegergedäcbtnistafeln wieder auf
eine feine, farbige Wirkung befonderen
Stiert $u legen, färben find der billigfte
Schmuck. Bei den fcblicbten Tafeln für
kleine Dorfkircben wird man darum ju
ihnen in erfter Cinie greifen muffen, wenn
man Tic durch Kunft veredeln will. Dabei
beachte man die guten alten "Techniken,
verwende auch nicht fpeckig glänzende
Oelfarben, fondern matte Temperafarben.
(Hbb. 13.)

Jn der herrlichen Kette der epitapbe,
die die Cübecher Marienkirche febmücken,
find folebe aus allen Stilen, von der 60-
tik bis ?um 6mpire. Sie fügen fieb fämt-
licb dem rein gotifeben Bau barmonifcb
ein. Diefe Tatfacbe beweift deutlich, daB
man bei einer Kriegertafel die Stilformen
der Kirche, worin Tie aufgehängt werden
Toll, nicht ?u berückfichtigen braucht. Der
Künftler bat in jedem fall für feine for-
menfprache freie I)and, aber ein Kunft-
werk muß er febaffen, fofern er den ehr-
würdigen alten Räumen gerecht werden
will.

Jn den Seitenhapellen der Dome und
in kleinen Hnbauten der alten Stadt- und
Dorfkircben find häufig befondere 6bren-
räume für einzelne große Perfönlicbkeiten
und adlige familien gefchaffen worden.
Unter ihnen befinden fieb 6rüfte für
Särge. Zuweilen find die Toten aber
auch in prächtigen Sarkophagen in den
Kapellen felbft beigefet$t. 6in reiches
6ittertor oder fchmuckes Portal ladet
jum eintritt. Die Dome in Schleswig
und Eübeck, die Klofterkirche in Bor-
desbolm beherbergen in foleben Kapellen
einen nicht geringen Teil ihres großen
Kunftfcbatfes. Die einft berühmte Ran-
?augruft in Jtjeboe ift leider jerftört, aber
die ReventlowTcbe 6ruft in der Kirche ?u
Cütjenburg mit dem großartigen 6rabmal

Ottos von Rcventlow und die Grünbäu-
fer Gruft an der Kirche ?u Küchel mit dem
Denkmal des Propften Cay Coren? v.
Brockdorff, einem Werke des Thomas
Quellinus, erfreuen fieb noch ihres alten
Glanjes.

Wo fieb die Gelegenheit da?u bietet,
wäre es eine fcbö'ne Cöfung für ein Krie-
gerdenkmal, einen ähnlichen 6brenraum
für die Gefallenen ju febaffen. Manche
Gottesbäufer find bei der beutigen Hrt
des Gottesdienftes ju groß geworden.
Seitenfcbiffe, Taufkapellen, Turmballen
liegen häufig brach und harren eines neuen,
lebendigen Zweckes, für einen 6bren-
raum würden fie fieb trefflich eignen.
Man könnte dann auch die älteren Krieger-
tafeln mit den neuen vereinigen und durch
einen kunftvollen Husbau des gewählten
Raumes den Gefallenen aus all den Krie-
gen, denen wir das große und größere
Deutfcbland verdanken, ein gemeinfames
Denkmal fetjen.

Die tJmfcbau unter der alten Denhmals-
kunft Scbleswig-I)olfteins bat uns ge-
zeigt, daß es der Möglichkeiten, gute Krie-
gerdenkmäler ju febaffen, gar viele gibt,
felbft bei geringen Mitteln. 6s ift ver-
kehrt und einfeitig, bei einem Denkmal
ausfcbließlicb oder auch nur junäcbft an
ein freigebendes Steinmal ?u denken, das
einen großen freien piatj beberrfebt.
Knüpfen wir an die alten Meifterwerhe
an, fo fteben wir auf einem feften Grund,
auf dem wir weiterbauen können und ha-
ben einen guten Wegweifer, um all die
Mißgriffe ju vermeiden, die das Denkmal-
fetjen in den letzten "jfabr^ebnten in fcblim-
men Ruf gebracht haben. 7edes fcblecbte
Denkmal ift allerdings vom öebel, aber der
guten Denkmale kann kein Cand, keine
Stadt, kein Dorf ju viele haben. Caffen
wir darum unfere Gefallenen und ihre
Hinterbliebenen unfere Denhmalsmüdig-
keit nicht entgelten, aber febeuen wir keine
Mühe, um ihnen auch unferen fichtbaren
Dank in vornehmer, vollkommener Weife
auszudrücken. Wir brauchen die Denk-
malsfragen nicht ju überftürjen. Gut
Ding will Weile haben. Hucb dem Künft-
ler gebe man reichlich Zeit, das Werk, das
man ihm anvertraut, gründlich ausreifen
$u laffen. Wichtig ift nur das eine, daß
die) Denkmale, die wir febaffen, würdig
werden der großen Opfer, die unfer Tolk
bringt, der großen Zeit, die wir durch-
leben, würdig, fo hoffen wir fagen ?u dür-
fen, auch der Größe unferes Sieges.
 
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