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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0081
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STAEDTEWAPPEN.

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gothische Fensterhogen sichtbar. Die Haubendächer der
Thürme laufen in Lilien aus.

Nach dieser Darstellung richten sich, nur in Stil und
Nebensachen ahweichend, alle späteren in Gebrauch ge-
kommenen Wappenstempel.

Nach officieller Mittheilung tingirt man das Mauer-
werk weiss, die Balken des Fallgatters silbern, den Quer-
balken roth, die Nagelköpfe golden. Das Ganze steht in
einem griinen, mit goldenen Sternen besäeten Felde.

Brandenbnrg, Stadt des Königr. Preussen, Reg.-
Bez. Potsdam, an der Havel, welche die Stadt in zwei
Theile, die Alt- und die Neustadt, trennt. Als Burg der
Wenden schon im J. 927 erwähnt, gelangte sie erst seit
1157 fest in den Besitz der Deutschen. Schon 948 wurde
sie der Sitz eines Bischofs und hörte erst 1568 auf, ein
solcher zu sein.

Beide Stadttheile hatten sonst getrennte Verwaltung
und daher auch besondere Siegel.

Das der Altstadt zeigte eine mit vier Thürmen
besetzte Mauer, in welche ein Thor mit aufgezogenem
Fallgatter führt. An den zwei mittelsten Thiirmen hän-
gen Schilde mit Adlern, vermuthlich dem brandenburgi-
schen und preussischen.

Auf dem Siegel der Neustadt ist eine mit fiinf
Thürmen besetzte Mauer zu sehen. Im geöffneten Thore
in Mitten der Mauer steht ein Ritter mit geschultertem
Schwerte, der einen Schild mit dem Adler hält. Auf ältern
Stempeln erscheinen die heiden Seitenthürme schwebend
und endigen unten in eine, einem Schlüsselgriffe ähnliche
Figur. Vermuthlich sind diese Thürme früher zwei mit
den Bärten aufrecht stehende Schlüssel gewesen, welclie
Missverstand zu Thürmen gemacht hat. Auf jenen Stem-
peln ist auch nur das Thor selbst mit 3 Thürmen be-
setzt.

Nach Vereinigung beider Stadthälften wurden beide
Wappen neben einander, rechts Altstadt, links Neustadt,
geführt. Ueber beiden schweht eine Königskrone.

Nach officiellen Angaben ist alles Mauerwerk roth,
die Dächer der Thürme der Altstadt grün und die der
Neustadt blau. Die Adler sind dem Landeswappen ent-
sprechend zu tingiren.

Tafel 210.

Branbacti, Stadt des Königr. Preussen, Provinz
Nassau, am Rheine, sehr alter Ort, als Stadt erst 1203
genannt.

Sie führt einen halben Mond rechts und einen sechs-
strahligen Stern links neben einander, welche nach einer
Notiz golden im blauen Felde stehen sollen, deren Be-
deutung aber unbekannt sind.

Braunfels, Stadt des Königr. Preussen, Rhein-
provinz.

Die Stadtgemeinde ist mit mehreren Landgemeinden
zu einer Bürgermeisterei vereinigt und hat weder ein be-
sonderes Siegel, noch ein solches gehabt. Das amtliche
Siegel derselben ist ein Stempel mit dem preuss. Königs-
Adler, auf älteren Stempeln heraldisch dargestellt und
mit dem Brustschilde, worauf die Initialen FR stehen,
auf neueren dagegen fliegend, in beiderlei Darstellung
aber gekrönt und mit Scepter und Reichsapfel in den
Krallen.

Brüßiisberg, Stadt des österreich. Kaiserstaates,
in Mähren gelegen.

Ob und welches W. diese Stadt führt, kann nicht
angegeben werden, da der Magistrat, die schriftliche Bitte
um einen Abdruck des Siegels, unerwiedert zurückgesen-
det hat.

1. Bd. Abth. 4.

Bredstedt, Marktfiecken der Provinz Schleswig,
im Kreisgerichtsbezirke Schleswig, führte im J. 1691 das
dargestellte Wappen, dessen Gebrauch aber in neuerer
Zeit aufgehört hat.

Bretteu, Stadt des Gossherzogthums Baden, Mit-
telrheinkreis, bis in die Mitte vorigen Jahrhunderts Brett-
heim geheissen, gelegen an der Salzbach, berühmt als
Geburtsort Melanchthon’s, führt als Wappen das bayeri-
sche Landeswappen, einen Schild von Silber und Blau
schrägrechts geweckt, weil der Ort sonst zu der Rhein-
pfalz gehörte.

Im J. 1283 war ihr W. ein Schild mit einer Rose,
das gräflich Eberstein’sche W.

Briesen auch Friedeck, Stadt des Königr. Preus-
sen, Westpreussen, Regierungsbezirk Marienwerder, von
den Polen Wombrzcznow genannt.

Ein alter Stempelabdruck zeigt einen Flug und einen
Bischofsstab neben einander schwebend. Das Siegel da-
mit ist aber längst ausser Gebrauch und auch ganz ver-
gessen, denn nach officieller Mittheilung weiss man gar
nicht, dass die Stadt ein besonderes W. geführt hat und
benutzt seit langer Zeit einen Stempel mit dem preussi-
schen Adler und der Umschrift: der Magistrat zu Brie-
sen, Westpreussen.

Broaker, Marktflecken des Herzogthums Schles-
wig, hat kein Wappen.

Bruchsal, Stadt des Grossherzogthums Baden,
Mittelrheinkreis, an der Salza. Der Ort war ein alter
Königshof, den Heinrich III. dem Hoclistift Speyer schenkte,
welches ihm Stadtrecht verlieh. 1609 wurde sie von
Churpfalz eingenommen und im J. 1802 Baden über-
wiesen.

W.: Ein blauer Schild mit einem silbernen Kreuze,
das W. des Bisthums Speyer, belegt, ausserdem in der
rechten oberen Ecke eine silberne Scheibe. Sollte dies etwa
eine Sester sein, wie im W. von Donau-Eschingen? Be-
deutung nicht bekannt.

Bruck an der Leitha, Stadt des österreich. Kaiser-
staates an der Leitha.

Man kennt von ihr sehr alte Stempelabdrücke an
Urkunden. Im J. 1278 sieht man darauf eine gezinnte
Mauer mit offenem Thore, darüber ein grösserer und ein
kleinerer Thurm. Lauter Quadern.

Im J. 1308 steht auf der gezinnten Mauer mit Thor
ein hoher viereckiger Thurm mit Zinnen und Giebeldach,
zu beiden Seiten desselben stehen kleinere, viereckige,
dachlose ungezinnte Thürme. In der Mitte des Haupt-
thurms ist eine schildartige Erhöhung zu sehen.

In den Jahren 1399—1437 führte man nur einen
Thurm mit einem Fenster auf der Mauer.

Im J. 1533 zeigt sich ein sechseckiger Thurm auf
der gezinnten Quadermauer mit Thor und aufgezogenem
Fallgatter, auf dem Thurme ein breites Giebeldach mit
Knauf. Der Thurm zählt drei Stockwerke, im ersten ist
ein Rundbogenfenster, im zweiten 2 Seitenfenster und im
dritten über einem Simse drei kleinere Fenster; zu beiden
Seiten dieses Thurmes steht ein runder gezinnter, zwei-
stöckiger Thurm ohne Dach mit 2 Fenstern und einer
Schiesslucke darüber.

In neuerer Zeit zeigt das W. im blauen Felde drei
den beschriebenen ähnelnde Thürme auf einer Stadtmauer
stehend, in welche ein Thor mit aufgezogenem Fallgatter
und zurückgeschlagenen Flügeln führt.

Dieser Schild ruht auf der Brust des österreichischen
Kaiser-Adlers, der mit allen seinen Insignien geziert ist.

IJriiickeEa, Stadt des Königr. Preussen, Provinz
Sachsen, Reg.-Bez. Merseburg, an der Helme, in der sog.
güldnen Aue.

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