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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0239
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STÄEDTEWAPPEN.

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im von Gold und Eoth gespaltenen Schilde, auf grünem
Erdreich das Bild der halb ruinenhaften Cathedrale, aus
deren Hauptthurm nach Rechts die drei dänischen Leo-
parden halb hervorspringen.

Sevilla, das alte Hispalis (Colonia Romulensis),
am Quadalquivir, Hauptstadt der gleichnamigen spanischen
Provinz, war schon 712 die Hauptstadt eines eignen,
maurischen Königreichs, in der seit 1026 die Dynastie
der Abaditen, seit 1091 die der Almorawiden und seit
1147 die der Almohaden residirten, bis sie 1248 von Fer-
dinand von Castilien erobert wurde und seitdem christ-
lich blieb. Das alte, aber natürlich erst nach 1248 ent-
standene Wappen zeigt einen sitzenden König auf seinem
Throne, mit Zepter und Reichsapfel, dem zwei Biscliöfe
die Krone aufsetzen.

Stoekholm, lat. Holmia, am AusAubs des Mälar
in die Ostsee, Hauptstadt von Schweden, entstanden um
ein 1187 von König Knut Erikson angelegtes Schloss
und von König Birger Jarl (1240— 1266) zur Stadt er-
hoben, hat ihr altes Siegelbild als Wappen behalten: ein
dreithürmiges Kastell mit Thorthurm und Umfassungs-
mauer. Yorne unten Wasser.

Taraseon am Rhone, Stadt im Departement
Bouches du Rhone (Rhonemündungen), schon im Mittel-
alter, als Residenz derGrafen von Provence, blühend, hat
Namen und Wappen seit ältester Zeit conservirt. Gleich-
mässig zeigen Siegel von 1231 und 1764 das dreithürmige
Kastell, vor dessen Thor unten der sagenhafte Drache
la Tarasque steht, ein Kind A'erschlingend.

Tisrin, Zusatz. Ist das von von Hefner gebrachte
Stadtwappen mit drei goldenen Sternen im Schildeshaupte

*

des rothen Feldes wirklich richtig? Oder ist das Wappen
ein redendes, ein Stier (Taurus), wie u. a. auf dem Placat
der letzten turiner Ausstellung?

Vent*dSj£, ital. Yenezia, iiber welche altberiihmte
Stadt jeder weiterer Zusatz überfliissig erscheint, hat das
ebenfalls bekannte Wappen des goldenen, mit Heiligen-
schein versehenen, geflügelten, ruhenden und das Evan-
gelium haltenden Löwen des Sanct Marcus auf grünem
Boden im blauen Felde.

Vllieneiivo ie Roi, jetzt eigentlich Yilleneuve
sur Yonne, an der Yonne im gleichnamigen Departement,
führt im Wappen drei silberne Thürme, 2 1, über deren
Zinnen je eine goldene Lilie stelit, im rothen Felde.

Warschan, poln. Warszawa, franz. Varsovie, an
der Weichsel, ehedem Hanptstadt der Republik Polen,
hat eine Sirene zum Wappen, die in der Rechten einen
Sarmatensäbel schwingt und in der Linken einen runden
Schild hält, im rothen Felde.

Wiejfiiy, lat. Wisbua, einst eine der reichsten und
mächtigsten Hansestädte auf der Insel Gotland, damals
mit iiberwiegend deutscher Bevölkerung, wenn auch nur
zehn Jahre lang (um 1400) in politischem Zusammen-
hange mit dem Deutschordensstaat Preussen, hat zum
Wappen das silberne Lamm Gottes mit der Siegesfahne
auf grünem Hügel im rothen Felde. (Ygl. L. Clericus,
eine Stadt aus vorlieraldischer Zeit, in der Yierteljahrs-
schrift des deutschen Herold und ebendessen Berichte
iiber seine Reise nach Gotland im Jalire 1874 in der
Nordd. Allg. Zeitung und dem Berlin Tageblatt, welche
die idee zur ersten Hansefahrt nach Gotland ge/.eitigt
haben).

Nachträge.

Bcrgedorf. Die Stadt hat 1884 ein neues Wap-
pen angenommen: in Silber drei stylisirte, grüne Eich-
bäume auf heraldischem Dreiberg, jeder am Stamm be-
hängt mit einem gelehnten Wappenschilde, 1. Alt-Sach-
sen-Lauenburg, 2. Hamburg, 3. Liibeck und Hamburg
vereinigt, wie auf den älteren Amtssiegeln (N. d. Entwurf
von L. Clericus).

SSremerhafen. Das jetzige Stadtwappen besteht
aus einem, rechts, aufrecht gestellten Mast mit nach links
wehender Flagge, zwölfmal von Roth und Weiss quer ge-
streift, in der Mitte mit dem bremer, gekrönten und von
Löwen gehaltenen Stadtwappen, im griinen Felde.

Clubeii. Auch diese Stadt hat 1884 ihr Wappen
verändert, indem sie die Krone fest auf den Mittelthurm
setzte und an jeden Thurm einen, ihre Geschichte sym-
bolisirenden Wappenschild hängte: 1. (Mittelthurm). Böh-
men, 2. Sachsen, 3. Preussen. (N. d. Entwurf von L.
Clericus).

Tiaoia. Das in der letzten Lieferung gebrachte,
einem alten, guten Holzschnitt entlehnte Wappen ist ent-
weder antiquirt, oder falsch. Denn eine neuere französi-
sche Städtewappen Publikation giebt es folgendermassen
an: drei Yögel (2, 1) in Silber mit blauem Schildeshaupt
mit den drei goldenen Lilien. '

S/:übtheen. Der Marktflecken hat 1822 Marktrecht
und 1880 ein VJappen erhalten: gespalten, rechts die sil-
bernen Berghämmer in Roth, wegen des dort 1830 ent-
deckten Gipslagers, links an den Spalt gelehnte, grüne
Tanne neben ihr ein aufgerichteter rother Löwe, in Sil-
ber, aus dem Wappen der 1307 erloschenen Grafen von
Danberg.

liundwfgslust. Die Adlerkralle der v. Kleinow
ist im Diplom nicht schwarz, sondern golden tingirt wor-
den, damit nicht etwa Jemand auf die preussische Adler-
kralle rathen soll.

I. Bd. Abth. 4.

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