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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0083
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STAEDTEWAPPEN.

193

Anf ihrem Siegelstempel ist eine liohe Stadtmaner
mit einem Thore dargestellt, üher welcher sich fünf
Thürme, drei hohe rnnde, mit 3 Fenstern, zwischen die-
sen 2 kleinere Thürme erheben. Alle fünf Thürme hahen
Pforten, spitzige Dächer und anf diesen sind, und zwar
auf den hohen Thürmen, Fahnen, auf den kleinern dagegen
Krenze auf denKnöpfen angebracht. Auf Reichel’s Siegeltafel
sind die Mauern rothbraun, eine nicht heraldische Farhe,
die Fahnen roth tingirt und steht das Ganze in Silber.

ISiirg.

(Zusatz zu S. 133. Taf. 164.)

In neuester Zeit hat der Stadtrath einWappen, nach
einer alten, in Stein gehauenen, am Rathhause zu sehen-
den Darstellung stechen lassen, worauf eine Stadtmauer
mit geöffnetem Thore, aufgezogenem Fallgatter, zurück-
geschlagenen Thorflügeln, mit Zinuen hesetzt, auf welcher
2 hohe runde, in Zinnen endigende Thürme stehen, zu
sehen ist. In der Mitte der Mauer zwischen den Thür-
men auf den Zinnen sitzt die Mutter Maria mit dem Je-
susknaben auf dem Schosse. Die Mauern dürften silbern
im blauen Felde stehen, da Blau und Weiss die Stadt-
farhen sind, wie man uns meldete.

Burgclorf, Stadt des Königr. Preussen. Provinz
Hannover, Landdrostei Lünehurg, an der Aue.

Ihr W. ist ein goldner Löwe. der unter zwei, der
Aeste beraubten grünen Bäume liegt, in Silher. Der Löwe
ist dem landesherrlichen, dem herzoglich Braunschweig-
Lünehurgischen W. entlehnt.

Ilurg Geuaiiutlesi, auch Gemiinden an der Strasse
geheissen, Marktflecken des Grosslierzogthums Hessen,
seit 1866 preussisch, an der Ohm, wird seit 1280 er-
wähnt, aber noch 1372 Dorf genannt und gehörte zur
Grafschaft Ziegenhain. Kaiser Karl der IV. gestattete
1372 dem Grafen das Dorf zur Stadt zu erhehen. Es ist
aher Flecken geblieben und hat kein hesonderes Siegel
und Wappen.

I3usctiweile.r, von den Franzosen Bouxwlller

genannt, Städtchen der Provinz Elsass, kommt schon im
J. 724 als Buuosuilare vor. Unter dem Kaiser Ludwig
dem Bayer (1314—1347) wurde der Ort zur Stadt erho-
hen, gehörte zu dem Besitzthum des Bisthums Metz,
welches ihn den Herren von Lichtenherg in Lehen gegeben
hatte, die hier ein Schloss bauten, auf dem sie oft wohn-
ten. Nach ihrem Erlöschen im J. 1480 erbten die Herr-
schaft die Grafen von Hanau, welche sich davon Hanau-
Lichtenherg nannten. Sie starben 1736 aus und der Erb-
prinz von Hessen - Darmstadt ererhte es. Bei dieser Fa-
milie blieb es bis zur französ. Revolution.

Das W. ist ein hlauer Schild, in welchem einBischof,
der heil. C—, in goldnen Gewändern, den Bischofstab in
der Rechten, die Linke ausgestreckt, steht. Zu seinen
Füssen lehnen zwei Schildchen, rechts mit einem goldnen
Adler in Blau, links mit einem silbernen Löwen in Roth,
wohl landesherrlichen Wappen entlehnt, aber nicht richtig
tingirt; denn die Grafen von Hanau-Lichtenberg führten
einen schwarzen Löwen in Silber wegen Lichtenberg.

ButseliowSta, Stadt des österreich. Kaiserstaates,
Mähren, gehört zu einer fürstl. Lichtenstein’schen Herr-
schaft-

Sie führt als W. drei auf einer Quadermauer ste-
hende viereckige Thürme, deren mittelster breiter und
höher, als die Seitenthürme ist, mit Fenstern, spitzigen
Dächern und Kreuzen auf deren Spitze. Farben unbe-
kannt, weil nicht gebräuchlich.

Bnttelstädt, Stadt des Grossherzogthums Sachsen-
Weimar, entstanden um die Burg gleichen Namens und

Sitz einer Vogtei, war naumburger Bisthumslehn der
Markgrafen von Meissen, welche den Rittersitz adeligen
Geschlechtern verliehen. Zur Stadt wurde der Ort 1464
erhoben.

Ihr Wappen ist ein Bischof mit Tiara und Mantel,
den Bischofsstab in der Linken und die Rechte erhoben,
in voller Gestalt in der Mitte stehend. An seinen Füs-
sen lehnt der landesherrliche Wappenschild mit dem Lö-
wen, silhern, rothgestreift in Blau.

Auf einem Stempel vom J. 1637 sind hinter dem
Bischofe Stuhllehnen sichtbar. Auf einigen Stempeln hält
er in der Rechten ein Buch. Man meint, dass es der
heilige Bonifacius sein solle.

Buttstädt, Stadt des Grossherzogthums Sachsen-
Weimar, wird schon im J. 874 erwähnt, wo sie nach Fulda
gehörte. Stadtrecht hat sie von den Landgrafen von Tliü-
ringen frühzeitig erhalten.

Das W. der Stadt ist die ganze Figur des Erzengels
Michael. Derselbe wird auf den Urkunden-Stempeln nach
Links gewendet, im langen Aermelgewande, mit breitem
Leibgurte und kreuzweis über die Brust gezogenen Bin-
den und Flügeln dargestellt. In der Rechten schwingt
er ein Schwert, während er in der Linken eine Waage
hält, deren eine Schale abwärts gesenkt ist.

Auf dem Siegel vom J. 1637 sind die Füsse des En-
gels durch einen Schild mit einer Lilie verdeckt, und der
Engel ist rechts von dem alten thüringischen Helme, ge-
schmückt mit 2 Büffelhörnern, aus deren Seiten 4 Fähn-
chen (eigentlich Lindenblätter) hervorstehen, und links
von dem markgräflich meissnischen Helme, geschmückt
mit einer Säule, auf welcher ein Pfauenwedel steckt, be-
seitet. Bedeutung der Lilie unbekannt.

Auf dem heutigen grossen Rathssiegel steht der En-
gel auf dem Drachen und der Lilienschild lelint an sei-
ner linken Seite.

Auf einem Secrete vom J. 1636 ist blos der Schild
mit der Lilie zu sehen, gehalten von dem dahinter ste-
henden Engel.

Dieses Wappen, wahrscheinlich ein grundherrlicb.es,
weiss man nicht mehr zu deuten.

Die Stadtkirche ward im J. 1501—1551 erbaut und
am Michaelstage eingeweiht, daher Micliaelskirche ge-
nannt und die Darstellung im Stadtwappen.

Callufoerg, Stadt des Königr. Sachsen im erzge-
hirgischen Kreise, wurde im vorigen Jahrhundert von
dem Grafen Otto Wilhelm von Scliönburg auf dem Boden
seiner Herrschaft Lichtenstein angelegt und nach seiner
Gemahlin, einer Gräfin von Callnberg, genannt. Sie führt
kein eigenes Wappen, sondern nur einen Schriftenstempel
mit dem Namen.

Camen, Stadt des Königr. Preussen, Provinz West-
falen, Regierungsbezirk Arnsberg an der Sesika, gehörte
sonst zur Grafschaft Mark, welche den Herzögen von Jü-
lich, Cleve und Berg zustand und nach deren Aussterben
1609 an Brandenburg fiel. Ihr Wappen ist zum Theil
daraus zu erklären, indem es in einem getheilten Schilde
besteht, der unten das W. der alten Grafen v. Mark: drei
Reihen Schach von Roth und Silber in Gold, oben: ein
Kammrad zeigt, dessen Deutung und Tinctur nicht zu er-
fahren war.

Cammin, Stadt des Königr. Preussen, Provinz
Pommern, am Cammin’schen Bodden, Sitz einer Regie-
rung; schon im J. 1140 eine der Hauptburgen Pommerns
und Stadt, seit 1188 Sitz eines Bischofs, erhielt 1274
deutsches Stadtrecht. Im J. 1648 fiel sie an Kur-Bran-
denburg.

Auf den ältesten Siegelstempeln ist ein Heiliger mit
 
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