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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0161
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STAEDTEWÄPPEN.

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frülier stark befestigt. hat auch heute noch eine gewisse
Bedeutung. Im Jahre 1866 adoptirte die Gemeinde als
ihr Wappen das ihrer alten Herren, der Lenoncourts: ein
ausgezacktes rothes Kreuz in Silber. — Deutsche Städte
und Gemeinden können nie schnell genug die historisch
berechtigten Erinnerungen aus ihren Wappen entfernen!

Tafel 268.

lllaukenberg, kleine, jetzt zum Dorf herabge-
sunkene Stadt im Herzogthum Berg, Pv,eg.-Bez. Cöln, er-
hielt Stadtrecht 1245 durch den Grafen Heinrich von
Sayn (1247 castrum et oppidum Blankinberg) und das-
selbe bestätigt 1450 durch den Herzog Gerhard von Jü-
lich und Berg. Nach v. Meding, Gesch. d. Burgen in
den Rheinlanden führte der Amtsverwalter (Landdinger
des Landes und Amtes Bl.) in seinem Siegel „das Schloss
und die Heilige Catharina.“ Die St. Catharina warwohl
Patronin der Pfarrkirche, um so mehr darf man anneh-
men. dass auch das Ortswappen ebenso ausgesehen haben
wird, wie es auf Grund obiger, freilich nicht allzu klarer
Angabe hier abgebildet worden ist.

Elaukenbei’g, Blankenberghe in Westflandern,
an der Nordsee, ein ebenfalls zum Fischerdorf herabge-
sunkenes ehemaliges Städtchen, das durch ein seit 1840
hier etablirtes Bad vielleicht noch einmal wieder den alten
Bang einnehmen wird. Das Ortswappen ist eins der selt-
samsten, das selbst in den weitläufigsten, heraldischen
Terminologieen nicht vorgesehen sein diirfte, nämlich: ein
durch Eegen blank gewordener Berg! Zwei alte Siegel
(SIGILLVM. OPPIDANOKVM. DE. BLANKENBERCHE.
und CONTRA (sc. Secretum). OPIDANOR. DE. BLAN-
KENB.) zeigen übereinstimmend einen aus Wasser (der
See?) emporsteigenden, steilen und felsigenBerg, um den
die Streifen des herabströmenden Regens ebenso naiv, wie
charakterisch zur Erscheinung kommen. Im Wasser
schwimmt ein Fisch. (Annal. de la societe d’Emulation
de la Flandre oceid. Bruges 1845).

ISlanUenberg. franz. Blamont, an der Vezouse,
befestigt gewesene Stadt in f'ranz. Lothringen, Depart.
Meurthe-et-Moselle, ist ein sehr alter Ort und war schon
im 9. Jahrhundert Hauptort eines Gau’s (pagi Albinsis
et d'Albechova), später einer Grafschaft. Das Geschlecht
der Grafen von Salm besass Bi. seit der Heirath Her-
mann’s (t 1135) mit der Gräfin Agnes vön Langenstein,
der Erbin von Bl. Hermann’s Enkel Friedrich nahm den
Namen Salm von der von ihm erbauten Burg an . sein
jüngerer Sohn stiftete die Linie Blankenberg, deren letzter,
j 1508, die Herrschaft dem Hause Lothringen vermachte.
Die gleich zu erwähnende Rose mag den Langenstein’s
als Wappenbild angehört haben. Das Wappen von Bl.
nämlich besteht aus den beiden Salmen des Gräflich salm’-
schen Wappens, aber mit veränderten Tincturen, roth in
Silber, ohne die Kreuzchen, dafür zwischen ihnen oben
eine grössere, rothe Rose. 1608 soll die Stadt die Rose
nocli allein im Wappen geführt haben (nach dem Abbe
de l'Titanche als Wappen der Grafschaft d. N.).

ISlesen (Zusatz). Das, ursprünglich Dobrilugk ge-
nannte, Kloster Blesen wurde 1260 durch die Grafen Eu-
stachius und Woiteczko gegründet, deren Wappen ein
Thurm war. Der Name Bledzewo kam erst 1312 auf.
1407 wurde auf das Kloster Semmeritz (Zamborze) nach
Blesen verlegt, bez. mit diesem vereinigt. Aus diesen
Verhältnissen erklären sich die clericalen Attribute in
den Fängen des Adlers. Uebrigens hat ein, Vossberg un-
hekannt gebliebenes, nicht altes, Siegel auf der Brust des
Adlers noch einen Schild, in dem ein behelmtes Wappen
erscheint. Auf dem Helme eine grosse Bügelkrone, das

eigentliche Wappenbild ist aber auf aem Abdruck uner-
kennbar, der Tliurm des Wappens der Stifter ist es nicht.

tSIGILLUM. CIVITATIS. BLEDANOVIENSIS.

R. ORDINIS. CISTERCIENSIS.

Hlodelslieim (1228, 1303 Bladoltzheim, später
Blodolsheim), unweit des Rheins im Elsass. Kreis Geb-
weiler, ist bekannt durch eine Schlacht 1128, in der Bi-
schof Berthold von Strassburg im strassburger Erbfolge-
kriege den Grafen von Pfirt besiegte. Das Wappen des
Orts ist die Initiale P., schwarz in Silber, wie es scheint,
ein Zeichen, dass ausser den oben registrirten Namen-
Variationen auch der „Plodelsheim“ einst gang und gäbe
gewesen ist.

ülodungen, Gross-Bodungen (Zusatz), Marktfiecken
im Kreise Worbis des Reg.-Bez. Erfurt, ein vordem Gräf-
lich hohensteinicher Amtssitz, kam nach dem Aussterben
dieses Hauses an Schwarzburg-Sondershausen und gehörte
zum Untern Fürstenthum, bis es 1812 zu Preussen ge-
schlagen wurde. Das Wappen besteht in der Figur des
St. Petrus (im üblichen roth-blauen Kostürn auf' Gold-
gruud?). Ein mit 1664 bezeichnetes Siegel mit dieser
Darstellung hat die Unterschrift: RAHTS. SIGELL. ZV.
GROSSEN. BODVNGEN. Ein zwei Jahre älteres „Ampts-
Sigil“ trägt statt der kirchlichen den herrschaftlichen
Beziehungen Rechnung, indem es den auf einen Regen-
bogen thronenden Heiland seineFüsse auf das liohenstein-
sche Schachbrett setzen, den Nimbus aber (scheinbar)
vom schwarzburgischen Löwen halten lässt.

Sloliran, Marktflecken an der grossen Lohe, im
Kr. Strehlen in Schlesien, der sich seit 1310 um das
gleichnamige Schloss gebildet hat. Lehnsbesitzer waren
nacli einander die Geschlechter von Reideburg, von Parch-
witz, von Redern, von Hohberg, von Gfug, Posadowski,
Sandreczky, endlich die von Seidlitz, diese noch gegen-
wärtig. Der Name des Ortes dürfte mit dem slawischen
Worte bor, d. h. derWald, zusammenhängen, aber weder
eine Anspielung darauf, noch auf die Wappen der Herr-
schaf'tsbesitzer hat sich in einem Gemeindesiegel erhalten.
Bohrau gehört zu den wappenlosen Orten (Saurma).

SSoIehen, f'ranz. Boulay, in Deutsch-Lothringen, der
Hauptort einer alten Herrschaft, mit einst sehr festem
Schlosse, wurde von dem letzten Herrn von B. 1503 den
Herzog Rene von Lotbringen abgetreten, der dem Ort
Stadtrechte verlieh, bez. bestätigte. Seit 1737 französisch,
seit 1870 wieder deutsch, führt die Stadt neuerdings nur
das einfache lothringische Wappen und war durch das-
selbe auch auf der Wiener Weltausstellung vertreten.
Nach Lapaix aber war das alte und charakteristische
Wappen des Orts noch zu herzoglichen Zeiten: quadrirt,
1. u. 4. das Wappen der alten Herren v. B. (rothes An-
kerkreuz in Gold, belegt mit einem fünfmal von Gold und
Blau quergetheilten Schildchen), 2. u. 3. das Wappen von
Lothringen.

Borken, an der Aa, Kreisstadt im Reg -Bez. Mün-
ster, erhielt im 13. Jahrhundert Stadtrechte. FünfThürme
der alten Befestigungswerke sind noch vorhanden. Das
Stadtwappen enthält nach einem vorliegenden, mit der
Jahreszahl 1609 versehenen Siegel keinerlei Anspielung
auf die ehemalige Zugehörigkeit Borken’s zum Bisthum
Münster — es gehörte zum Bram’schen Quartier des sog.
Obern Stifts —, sondern besteht nur aus der Urtype einer
festen Stadt, dem dreithürmigen Kastell, hier mit einem
Doppelthor. Farben unbekannt.

Borlrulo, Borkelo, au der Berkel, Stadt und Haupt-
ort der ehemaligen Baronie d. N., in der Grafschaft
„Zütphen, einem der vier Quartiere des Herzogtliums Gel-
dern (der jetzigen niederländischen Provinz Geldern), führt
 
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