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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0175
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STAEDTEWAPPEN".

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Markt in Oberbayern, hat. einora rao-
dernen Siegel zufolge, einen spitzenweise gezogenen, rothen
Q.nerbalken in Silber im Wappen,

GeSsviilieim, Stadt (seit 1864) im Eegiernngsbe-
zirk Wiesbaden, am Rhein, alter Kurmainzischer Besitz,
von 1802 bis 1866 nassanisch. Zwei alte. schöne Ge-
richts-Siegel (das jlingere von 1639) zeigen das alte
Wappen des Orts : zwei Thlirme, dürch eine Brücke mit
einander verbunden, über und unter derselben je ein ßad
von Kurmainz, alles roth in Silber Wahrscheinlich schon
unter nassauischer llerrschaft beseitigte man die histori-
schen ßäder. 1866 kam dafür zuerst der preussische Adler
unten zwischen die Thürme, neuerdings ist auch der fort-
gefallen (was freilich nicht zu beklagen) und die Stadt-
type jetzt silbern in Eoth, ist allein nüchtern und be-
deutungsleer iibrig geblieben.

<less5>itzeäi, Dorf bei Mülhausen im Elsass, hatirn
Wappen ein goldenes Patriarchenkreuz im blauen Felde
(Eistelhuber). Vielleicht einst lothringischer Besitz, da
ja wenigstens, nach Lapaix, solche Kreuze als spezifisch
lothringische Abzeichen betrachtet wrarden.

€telse5>kis»cli4*ii, Stadt (seit 1875; im Regierungs-
bezirk Arnsberg, führt nach dem im Auftrage des Magi-
strats vom jetzigen Bearbeiter dieser Abtheilung gemach-
ten Entwurf eine silberne Kirche im rothen Pelde, in der
Thoröffnung zwei Berghämmer gekreuzt, rechts vom Thurm
der gelehnte Wappenschild von Preussen, links von ihm
der gleiche der Grafschatt Mark, zu der der Ort früher
gehörte.

Genf, Zusatz. Kaiser Napoleon I. verlieh 1811 der
Stadt Genf ein neues Wappen: vou Gold und Blau (statt
Roth) gespalten, mit rothem Schildeshaupt, in dem neben-
einander drei goldene Bienen, im rechten Pelde unten der
alte. halbe schwarze Adler, im linken der Schlüssel, aber
golden, statt silbern. Die werthvolle Wappenbesserung
erlosch mit dem Jahre 1814, in welchem Jahre Genf wie-
der aufhörte, Hauptstadt des französischen Departements
Leman zu sein.

Gepardäner (Gerome), Stadt im französichen De-
partement Vogesen, zwischen den beiden Seen von Ge-
rardmer und Longemer, hat im Wappen einen silbern ge-
wappneten Reiter auf silbernem Pferde, eine Lanze mit
goldenem Fahnentuch haltend, in Blau, auf grünem Bo-
den, unten mit Wasserandeutung. Der Sage nach soll
der Reiter ein vornehmer Herr aus der Gefolgschaft des
Herzogs Gerhard von Elsass gewesen sein, der sich im
11. Jahrhundert in diese Gegend zurückzog und durch
den Bau eines Betliauses Anlass zur Entstehung des
Ortes gab,

€Jerbweiler.franz. Gerbeviller, Departement Meurthe
in französisch Lothringen, kleine Stadt mit dem Titel
einer Baronie, der 1621 in den eines Marcjuisats verändert
wurde. Besitzer waren nacheinander die Häuser, Wisse
Chätelet, Tornielle (1621), endlich Lambertye. Der Ort
führte längere Zeit das Wappen der Kerford: zwei sil-
berne Barse im rothen, mit silbernen YViederkreuzen be-
streuten Pelde, nahm aber 1866 das der Tornielle an:
goldnes Reichsadlerschildchen im rothen Pelde. Lapaix
erhielt auch noch Mittheilung von einem Marquis L. von
G. über ein angeblich richtigeres und älteres Wappen
dieser Coramune, das auf einem Glasfenster der Urts-
kirche befindlich gewesen sein soll, aber monströs-com-
plizirt gewesen wäre: Saint Mansuj' (wer ist dieser Hei-
lige'Q im antiken Gewande, auf einem weissen Lamm
sitzend im blauen, mit goldnen Garben (gerbes!) besäeten
Felde, dieses xnit einem Schildeshaupt, in dem nicht we-

I. Bd. Abth. 4.

niger als folgende 13 Wappen vertreten waren: Kerford,
Lothringen, Leiningen. Salm, Wisse, Chätelet, Hausson-
ville, Savo^'en, Chalant, Montferrat, Beaufremont, Tornielle
und Lambertye, mit Mauerkrone, Zweigen und einem De-
visenbande decorirt. (Wappen von „Wisse“ : drei Mohren-
köpfe in Silber, von Tornielle: das obige Adlerschildchen
noch begleitet von zwei goldnen Säbeln)

Cierdaiien, Zusatz. Unter allen Sonderbarkeiten,
die meinem Vorgänger Gautsch unterlaufen, ist eine der
unbegreifiichsten die, dass er in das Wappen dieser
Stadt sogar die Unform eines halb zerquetschten Siegel-
abdrucks mit aufgenommen hat, die sich wie ein Berg,
oder eine Wolke rechts vor das Wappenbild vorschiebt.
Auf keinem der mehreren vorliegenden Siegel ist eine
Spur davon erkennbar, ebensowenig vor der an und fiir
sich unwahrscheinlichen Console unter dem linken Pfeiler.
Das Wappen besteht einfach aus den Figuren der Hei-
ligen Paulus und Petrus nebeneinander, die gewöhniicli
das Scblüsselattribut des letzteren gemeinsam anfassen,
unter einem gothischen Portal.

&leruiersli<ei sn, Zusatz. Seiner eigenthümlichen
Zusammcnsetzung wegen möge hier auch noch das Wappen-
und Siegelbild des „Oberamts“ Germersheim Platz fin-
den: zweimal quer getheilt, oben der Adler des Stadt-
wappens in natürlicher Positur, in der Mitte ein Schiff
auf einem silbernen Strome (G. liegt am Einfluss der
Queich iu den Rhein), unten die ipfalz-) bayerischen,
blau-silbernen Eauten. Die Farbe des Acllers oben ist
aus dem Abdruck nicht ersichtlich, sie ist aher nicht, wie
Gautsch angenommen, unbedingt die modern-gewöhnliche
des deutschen Reichsadlers. schwarz in Gold oder Silber,
sondern, nach Widder „Beschr. der Kurpfalz“ II. pag. 425,
golden in Blau. Deswegen kann der Adler der alten
Reichsstadt doch der des Reichs sein, vgl. Clericus „das
Wappen des deutschen Keichs“, 1871. Seit dem Erschei-
nen dieses von den Scliwarzgelb - Fanatikern ziemlich
todtgeschwiegenen Büchelchens haben sich die Beispiele
für eine ältere metallische Tingirung des Reichsadlers
mindestens verfünffacbt.

Serodc, Reg.-Bez. Erfurt, jetzt eine Domaine mit
wenigen Einwohnern, in früheren Zeiten ein grosses Dorf,
das Marktrecht besass (schon 1124 villa Gerode cum po-
pulari foro). Das 1124 gestiftete Penedictinerkloster St.
Michaelis zu H., 1525 im Bauernkriege und 1622 aber-
mals total ausgebrannt, hat dennoch bis 18U2 bestanden.
Das Wappen des Markts Gerode, dessen Gerechtigkeit
übrigens später nach Lüderode verlegt wurde, ist nicht
bekannt, man kann den St. Micbael auf alten Ortssiegeln
„vermuthen“.

S^erolsteln, Marktflecken in Regierungsbez. Trier,
hat seinen Namen von Gerhard (Gero), dem Stifter des
Hauses Blankenheim, der zwischen 1115 und 1140 lebte.
Kaiser Ludwig ertheilte 1336 dem Orte Stadtrecht. Ein
W^appen desselben ist nicht zu ermitteln gewesen.

fnerstliof, Gersthofen, grösseres Pfarrdorf im bay-
rischen Kreise Schwaben, führt im Siegel und YVappen
einen Heiligen, der seirier Tracht und seinen Attributen
nach St. Nepomuk zu sein scheint, wenngleich es frei-
lich aufl'ällig wäre, dass sich der Kultus dieses spezifisch
czecliischen Heiligen bis in die Umgegend von Augsburg-
verbreitet hättc.

fsrestmigslimisen, Kircbclorf im Kreise Coburg-
Gotha, früher der Linie Coburg-Saalfcld zugehörig ge-
wesen, erhielt vom Herzog Johann Ernst von Coburg 1550
einen Wappenbrief, wonach der damalige Marktflecken einen
quergetheilten Schild fiihren sollte, oben mit dem meiss-

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