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Siebmacher, Johann [Bibliogr. antecedent]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0191
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STÄEDTEWAPPEN.

301

Ketzelsdorf, Gemeinde in Oesterreich, fiihrt mit
Anspieluno- auf den guten Weinertrag ihrer Fluren die
beiden Hebräer im Siegel (SIGIL. DER. GEMEIN.
KETZELSDORF.) und Wappen, welche die bekannte
Riesentraube aus Canaan ihren Chefs heimbrachten und
dadurch Veranlassung zu jener Expedition nach dem ge-
lobten Lande gaben, die' mit der grausamen Abschlachtung
aller eingebornene „Ketzer“ ihr erspriessliches Ende fand.

Kevelaer, Flecken an der Niers, Reg. Diisseldorf,
wie ein vorliegendes Siegel beweist, wenn nicht jetzt, so
doch früher mit dem benachbarten Dorfe Wetten zu einer
Gemeinde vereinigt, f'ührt im Wappen eine Rose (Farbe
unbekannt), die heraldische Abbreviatur für die Jung-
frau Maria, deren wunderthätiges Bild die Kirche ziert.

MSudelbrück, Zusatz. Vom Jahre 1803 giebt es
ein sonst noch nicht registrirtes Stadtsiegel mit dem
redenden Wappen eines „Kindels“, das über die „Brücke“
auf seinem Steckenpferde reitet und ausserdem durch
Peitsche, Papierhut und Hemdzipfel geniigend charakteri-
sirt ist.

Tafel 291.

Kirberg, Flecken im Regbez. Wiesbaden, hat im
blauen Felde ein zweithürmiges Kastell (golden, oder
silbern?) als Wappen.

Kirchberg, am Wagram, in Oesterreich, Markt-
flecken, führt, laut einem Siegel von 1631, eine Kirche
auf (mässigem) Berge im Wappen.

MJrcliberg am Walde, grosse Dorfgemeinde im
württembergischen Neckarkreis, unweit der Murr, führt
ebenfalls ein ähnliches, redendes Wappen: mit Bäumen
bestandenen Berg, hinter dem rechts ein Kirchlein auf
dem Felde steht.

Kirn, Zusatz. Das Wappen besteht aus zwei, zwei
gekreuzte Wolfseisen haltenden Löwen, Die von Gautsch
hinzugefügten Arabeskenranken im Schilde sind blosse
Schild-Verzierungen auf dem ihm vorgelegenen Siegel
gewesen und unter allen Umständen zu streichen.

Klingcnberg, Zusatz. Ein gut erhaltenes, vorlie-
gendes Siegel (S. OPPIDI. KLINGENBURG.) zeigt das
Rad auf dem Dreiberg ruhend und — ganz, Hefner hat
nur ein „halbes“ Rad gezeichnet, wahrscheinlich weil ihm
ein nur „lialb“ erhaltenes Siegel vorgelegen hat. Denn
dieses Radbild ist sicherlich ein Herrschaftszeichen, es ist
aher nicht wohl anzunehmen, dass im Besitz des Städt-
chens sich zwei Geschlechter abgelöst haben sollten, von
denen das eine ein halbes, das andere ein ganzes Rad im
Felde führte.

Kliuga, oder Klinge, kleines Dorf im Regbez. Frank-
furt a/O., hat wie so viele Dorfgemeinden als Schulzen-
und Dorfrichter-Symbolum eine wägende Themis im Siegel,
in Bezug auf deren Darstellung wir aufllshofen in dieser
Lieferung verweisen.

Kliugeniliolz. Eine Ortschaft d. N. fehlt in deut-
schen Ortsverzeichnissen, dürften daher nur in solchen,
sehr ausführlichen von Oesterreich zu flnden sein. Das
vorliegende, gut erhaltene und ganz unverdächtige Siegel,
mit der Jalireszahl 1750 bezeichnet, hat die Umschrift:
UNTERGEMEINE. V(on). D(em). KLINGENTHOLZ. W(?).

I. Bd. Abth. 4.

und die Darstellung eines mit Blumen, Gras und Gestrüpp
dicht bewachsenen Felsenhiigels , in den oben eine Rohr
eingefügt ist, aus welchem ein Wasserstrahl in eine brei-
tere, vielleicht siebartig durchlöcherte Rinne strömt.

Kloppeuheim, Dorf im Regbez. Wiesbaden, früher
Sitz einer Deutsch-Ordens-Commende, führt in seinem
Amtssicgel noch das hochmeisterliche Kreuz, das seines
selteneren Vorkommens auf Ortsiegeln wegen hier auch
eine Wiedergabe gefunden hat.

üuafewitz, ein gleich räthselhafter Ort, wie Klin-
gentholz von dem, mit der Umschrift: DIE COMMUN
KNATEWITZ. ein Siegel vorliegt, das einen Baum auf
natürlichem Erdreich im Felde/zeigt. Vielleicht wird es bis
Abfassung des Schlussregisters dieser Abtheilung möglich
sein, die Lage dieses Dorfes zu ermitteln.

Kuuiweil, Knudwyl, früher eine der inneren Voig-
teien des Kantons Luzern, jetzt ein besuchter Badeort
im schönen Thal der Suren, hat zum Wappen , nach der
Darstellung auf einem alten Glasgemälde, einenHeiligen mit
Palmzweig in der Rechten. An St. Kanut ist dabei na-
türlich nicht zu denken, da keine Beziehung vorhanden
sein kann und auch die Königsinsignien desselben fehlen.

Köhra, Dorf in der Kreishauptmannschaf't Leipzig,
hat im Siegel und Wappen das Lamm Gottes mit der
Siegesfahne.

Koltüngeu, Amt und Flecken im Fürstenthum
Calenberg, an der Leine, wo die Innerste in deu Fluss
fällt — so registriren noch Stolle’s, 1735 erschienenen
„Nöthige Nachrichten von denen Marktflecken, Dörfern“ etc.
diesen Ort, von dem, mit der Umschrift: K. GR(oss).
BR(itaniseh). C(hur) F(ürstlich). BR. L AMT. COLDIN-
GEN. SIEG., ein Siegel vorliegt, dessen Wappenschild
quer getheilt ist, oben ein laufender Löwe, unten gespal-
ten, wahrscheinlich früher Bischöflich hildesheimischen
Besitz andeutend. Heutzutage ist diese Ortscliaft zu
einem kleinen Dorf herabgesunken, das man nur mit
Mühe auf der Landkarte auffinden kann.

Mollnforuau. Dorfgemeinde in Oesterreich unter
der Enns, bei Matsen, führt im Wappen, nach einem vor-
liegenden Siegel aus dem vorigen Jahrhundert, zwei ein-
ander gegenüberstehende, Blumenstengel in den Pranken
haltende Löwen, deren Farbengebung nicht versucht werden
kann.

M.oirep, Dorf im Kreise Ostpriegnitz, hat sicli ein
(deutsch-) redendes Wappen zugelegt: eine Kohlrübe.

Koiuotau, Zusatz. Ein wohl geschnittenes Siegel
der Stadt, vielleicht noch aus dem Ende des 17. Jahr-
hunderts, hat das Wappen doch wesentlich anders als
Gautsch es gegeben, nämlich: 1. die Thürme nicht mit
gewölmlichen Dächern, sondern mit gemauerten, pyramiden-
artigen Spitzen versehen, 2. im Thor den böhmischen
Löwen frei stehend, und 3. oben, zwischen den Thürmen
eine Krone schwebend.

Köuigsfoerg i/Pr. In Bezug auf die für diese
Stadt früher gebrachten Abbildungen sei nur konstatirt,
dass der König Ottocar zu Pferde niemals Wappenbild
gewesen ist, ferner, dass das Wappeu des„ Kneiphofs“ ein
griines Feld und unten keinen Berg, sondern Wolken hat,
und dass die Kreuze des „Löbenicht“ keine Johanniter-
kreuze sein dürfen.

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