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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Editor]; Schreiber, Theodor [Editor]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0050
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MÄNNERKÖPFE

Es ist also wohl möglich, dass der Sieglinsche Kopf diese Königin als Isis wieder-
geben soll. Bestätigend kommt hinzu, dass derselbe Kopf sich öfter unter den Siegel-
abdrücken aus der Zeit des Ptolemaios VIII Euergetes II aus Edfu (Milne a. a. O.
Tafel V, 200, 202, 203) findet und dort ebenfalls mit der Geierhaube ausgestattet
ist. Milne 100 hat ihn als Kleopatra II gedeutet und diese mit ihrem Gatten
Euergetes II auf einem anderen Siegelabdruck Tafel V 214 erkannt; das Profil der
gut erhaltenen Abdrücke scheint mir aber dem der Kleopatra III, der zweiten
Gemahlin des Euergetes II, ähnlicher zu sein als dem der ersten.

MÄNNERKÖPFE

9. Bärtiger Porträtkopf, Alexandria, gefunden bei den Ausgrabungen im Sarapeion.

Tafel IX. Nach dem Abguss in Tübingen beschrieben. Kalkstein von Mex.

H. 26,5 cm.

Im Hals gebrochen, Hals vorn, Bart an der rechten Seite, Nase, Stirnmitte
über der Nase und Haare über der Stirnmitte bestossen. Haar am Oberkopf und
hinten in der Mitte des abgeflachten Hinterkopfes nur angedeutet. Der Kopf war
etwas emporgerichtet, nach der linken Schulter gedreht und geneigt und von seiner
rechten Seite her zu sehen. Nach der Abflachung von Hinterkopf und Nacken, wo
aber das Haar noch angedeutet ist, stand der Kopf dicht vor einer Wand und gehörte
also wohl zu einer in einer Nische hochreliefartig stehenden Gestalt. Das Haar geht
in langen Wellen vom Wirbel aus und fällt hinten bis fast zum Nacken herab. Es
umrahmt in vollen Locken die Stirn und bedeckt die Ohren mit Ausnahme des
Ohrläppchens. Das kurz geschnittene Barthaar zeigt kürzere, unten sich einrollende
Locken und bildet eine kaum aufgelockerte ungeteilte Masse. Die Augen sind weit
geöffnet, der Augapfel ist etwas vorgewölbt, das obere Augenlid schiebt sich stark
nach oben, ist aber von den seitlich vortretenden Brauenwülsten nicht verdeckt.

Der Typus dieses Kopfes erinnert zunächst an Asklepiosstatuen des 4. Jahr-
hunderts. In der Wendung zur linken Schulter und in den Hauptformen des Gesichts
steht er dem Kopfe der Statue in Villa Doria Pamfili (E.A. 2333 — 35) besonders
nahe. Der wesentliche Unterschied vom Asklepiostypus liegt in dem Fehlen der langen
gewellten Locken, die das Gesicht umrahmen und die für den Gott bezeichnend sind.
 
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