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Sitzungs-Berichte der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin — 9.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.27917#0014
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Gefäfsen, aber sogar noch bei manchen altkorintMschen
verfolgbar. In der ägyptischen Abteilung der könig-
lichen Museen befindet sich ein geflochtener Korb,
dessen Deckel in seinen enggefügten Reihen wie ein
Vorbild für gewisse Deckel korinthischer Vasen aus-
sieht. Eine derartige Bestätigung aus dem Altertum
wird nicht oft zu finden oder für die Zukunft zu er-
hoffen sein. Hier kann zum Ersatz der Vergleich
mit den Korbflechtereien der Naturvölker eintreten.
Wer in dem Museum für Völkerkunde die Korb-
flechtereien aus Afrika genau betrachtet, wird über
die Schönheit und das Stilgefühl erstaunen, das sich
in ihnen offenbart; nicht weniger darüber, wie überaus
gleichartig die Korbflechtereien, mitunter in der Form,
fast immer in den aus dem Flechten genommenen
Zierlinien und sogar in der Farbenwirkung mit den
genannten antiken Vasengattungen sind. Dies geht
soweit, dafs einem Archäologen zur Bezeichnung des
stilistischen Eindrucks jener Körbe ohne weiteres die
üblichen Namen jener Vasensorten auf die Lippen
kommen und man bei Körben aus Ostafrika und aus
Centralafrika von altrhodischem, von kyprischem, von
böotischem und Dipylonstil zu reden versucht ist.
Nur machen die afrikanischen Körbe einen stilistisch
echteren Eindruck, als die entsprechenden Vasen.
Lehrreich ist auch, wie unmittelbar diese Körbe in
Form und Zierlinien auf Holzgefäfse und Thongefäfse
übertragen werden. Oft mufs man sehr genau Zusehen,
um zu erkennen, ob ein Gefäls einfaches Korbgeflecht
oder Korbgeflecht mit einem Überzug oder irdenes
Geschirr ist.

Das Material des Thones giebt durch die ihm
innewohnende Eigenschaft der bequemsten plastischen
Fügsamkeit keinen Anlafs zu bestimmten Gerätformen
und noch weniger zu bestimmten linear wirkenden
Zierformen. Der plastisch nachahmende Gestaltungs-
 
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