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Sitzungs-Berichte der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin — 9.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.27917#0015
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trieb ist es, dem das Material des Thones entgegen-
kommt: in der Gefäfsplastik der Formung von

Gesichtern, Köpfen, menschlichen Gliedmafsen, wie
sie schon in sehr frühen Vasen auftritt, aber bereits
als etwas zur Nachahmung der Körbe hinzukommendes.
Auch die Werkzeuge, mit deren Hilfe die irdenen
Vasen liergestellt werden, können Form und Ornament
nur in sehr beschränktem Mafse bestimmen. Der
grofse Reichtum der Vasenformen und die unerschöpf-
liche Fülle der linearen Ornamente ist davon unab-
hängig.

Dem Material des Thones haftet von Natur aus
etwas unselbständiges und verächtliches an. Er wird
zur Nachahmung und zum Ersatz anderer Stoffe
vernutzt und fast stets durch irgend einen Überzug
gleichsam versteckt. Glas, Gold, Silber, Bronze,
Marmor sind Stoffe, die der billige Thon nachäfft.
Die ersten Muster für Thongefäfse waren Körbe aus
Geflecht, dann solche aus Geflecht und Holz und
diese Ursprünge haben die Entwickelung für alle
Folgezeit beherrscht. Im Material des Thones sind
gerade so gut andere zweckentsprechende Gefäfsformen
denkbar, als die, welche gewählt und ausgebildet
worden sind, und die ästhetischen Ausdeutungen,
welche man versucht hat, reichen zur Erklärung nicht
aus. Beim Korbflechten ist es z. B. etwas natürliches,
dafs man den runden, oben offenen, nach unten sich
verengenden Hauptteil kleiner wiederholt und, ihn
umstülpend, als Fufs verwendet; dafs man ihn ein
zweitesmal wiederholt und mit einem aus Bastenden
gewundenen Kopf versehen als Deckel oben aufsetzt
— für den Töpfer liegt an sich kein Grund vor,
gerade diese Formen zu wählen. Auf die flachrund-
lichen Henkelformen, welche z. B. bei den altböotischen
Schalen auffällig sind, kann kein Töpfer je selbständig
gekommen sein. Bei vielen Henkeln weist das Orna-
 
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