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Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1904-1905

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Petzendorfer, Ludwig: Hochdruck, Tiefdruck, Plattdruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.6370#0066
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HOCHDRUCK, TIEFDRUCK, FLACHDRUCK

S'oviel auch über graphische Künste geschrieben und gesprochen, so
genau oft die Herstellung der für die verschiedenen Druckarten nötigen
Platten geschildert wird, eine Hauptsache dabei wird häufig genug
versäumt: die Erklärung der Art und Ausführung des Druckes. In
Kürze und ohne Eingehen auf Details und Spielarten, welche den
Laien nur verwirren, möge das wesentlichste hiermit dargelegt werden.
Die vervielfältigenden Künste bedienen sich dreier Druckarten, welche ihrem
Wesen entsprechend als Hochdruck, Tiefdruck und Flachdruck bezeichnet
Verden. Die Druckformen für den Hochdruck (Buchdruck, Typographie) be-
stehen entweder aus gegossenen, zu einer Form zusammengesetzten Lettern,
Holzstöcken, Zinkätzungen oder Autotypie-Klischees und zeigen das zu
druckende Bild erhaben; d. h. aus der glatten Oberfläche der Druckplatte sind
diejenigen Teile herausgenommen, welche nicht zum Abdruck gelangen sollen.
Beim Tiefdruck (Kupferdruck) werden im Gegenteil diejenigen Teile der Platte,
welche nicht zum Abdruck gelangen sollen, stehen gelassen und die Zeichnung,
welche im Druck wiedergegeben werden soll, wird in die glatte Plattenfläche
eingegraben. Der Flachdruck (Steindruck, Lithographie) erfordert keine
nennenswerte Veränderung der Plattenoberfläche, auf welche das zu verviel-
fältigende Bild oder die Schrift mit fetter Kreide oder fetthaltiger Tusche,
welche in die poröse Masse des Steines eindringt, gezeichnet und hierauf
leicht angeätzt wird. Bei dem ebenfalls als Flachdruck zu betrachtenden
Lichtdruck liegt das Bild als Gelatineschicht auf einer Glasplatte.

Um nun von diesen verschieden gearteten Platten die richtigen Abdrücke zu
bekommen, sind naturgemäß verschiedene Druckmethoden, verschiedene Arten
der Farbenauftragung auf die Platten und nicht minder verschiedene Pressen
vonnöten. Denn, würde beispielsweise eine gravierte Kupferplatte, welche
für den Tiefdruck gearbeitet ist, auf die beim Hochdruck übliche Weise ein-
geschwärzt, in einer Buchdruckpresse anstatt in einer Kupferdruckpresse abge-
druckt, so würden gerade diejenigen Stellen zum Abdruck gelangen, welche weiß
bleiben sollen, und weiß bliebe, was auf dem Papier schwarz erscheinen soll.

Beim Hochdruck werden zum Auftragen der Farbe auf die Druckform
Walzen aus einem Gemisch von Gelatine und Glycerin benützt; die erhabene
Zeichnung nimmt die Farbe an, die tiefen Stellen bleiben davon frei. Der
Druck erfolgt nun auf zweierlei "Weise: entweder wird das Papier auf die
eingefärbte Druckform aufgelegt und die ebene Fläche einer Presse unter
starkem Druck senkrecht darauf niedergeführt (Handpresse, Tiegelpresse), oder

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