dings wieder für Hermann Obrist ausgeführten Innenausstattungen der reiche, hie und da
selbst phantastische Zug überwiegt. Pankok selbst erklärt diese Eigentümlichkeit daraus,
daß ihm bei all diesen Arbeiten zu viel eingefallen sei, und daß er natürlich das Bedürf-
nis gehabt habe, sich in den einzelnen Räumen, die ihm zur Verfügung gestellt waren,
so vollständig wie möglich ausztisprechen. Hätte er statt dieser einzelnen Aus-
stellungsarbeiten Gelegenheit gehabt, ganze "Wohnungen und Häuser mit all ihren
Räumen auszustatten, so würde sich der Reichtum der Motive ganz von selbst mehr
verteilt haben. Und diese Auffassung wird durch mein Haus bestätigt, in dem wie
gesagt der ruhige Charakter überwiegt, weil die dekorativen Elemente sehr weise
verteilt sind und höchstens in dem reichen Materialwechsel und der starken Farben-
wirkung des Außenbaus und einigen allzu lebhaft bewegten schmiedeeisernen Gittern
sich eine gewisse Uebertreibung bemerken läßt. Es ist schade, daß das Urteil über
Pankok von jeher mehr durch die überraffinierten als durch die schlicht bürgerlichen
Arbeiten der letzteren Art bestimmt worden ist.
Immerhin muß man sagen, daß auch seine reichsten Werke, wie z. B. das Musik-
zimmer von St. Louis, durch den auserlesenen Geschmack wirken, mit dem die
Ziermotive auf einzelne konstruktiv wichtige Ptmkte verteilt sind, während im übrigen
die ruhigen ebenen Flächen des edlen Materials zur vollen Wirkung kommen. Wie selbst-
verständlich und echt holzmäßig ist hier die bis zur Decke hinaufgehende Wand-
vertäfelung konstruiert, wie einfach und herbe wirken die Umrisse des Sofas, wie
behaglich ist in diesem Falle die Form der Stühle, wie anspruchslos die rechteckige
Gliederung des Glasschrankes und der Standuhr, wie einfach und streng organisch die
Umrahmung der Tür! Und doch, welches Leben und welcher Geist pulsiert in den
einzelnen Ziermotiven, den feinen fast hyperoriginellen Intarsien der Vertäfelung, den
prächtigen Seidenstickereien der Sofa-Kissen, den verständiger Weise rein geo-
metrisch gehaltenen Glasgemälden, den silbernen Türbeschlägen, dem durchbrochenen
Deckel der Standuhr, den reizvollen Beleuchtungskörpern und den leider nur etwas zu
weit über Augenhöhe angebrachten Holzschnitzereien, in deren musterhaft stilisierten
Tierkopforna-
menten eine echt
nordische Mär-
chen - Phantasie
ihren Ausdruck
findet! Auch
als Plastiker hat
sich Pankok hier
betätigt, näm-
lich in den Elfen-
beinreliefs des
Notenschrankes,
den einzigen
Stücken, die so-
. gar den Beifall
eines übelwol-
lenden Kritikers
gefunden haben,
weil — er sie irr-
tümlich einem
anderen Künst-
ler als Pankok
zuschreiben zu
müssen glaubte.
Den Höhepunkt
dieses Raumes
bildet der wun-
dervolle Schied-
maver'sche Flü-
' . , Bernhard Pankok in Stuttgart, Flügel für das Musikzimmer der Weltausstellung in St. Louis,
gel, bei dem be- Ausgeführt von der Pianofortefabrik Schiedmayer in Stuttgart.
K. Lange,
Bernhard
Pankok.
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selbst phantastische Zug überwiegt. Pankok selbst erklärt diese Eigentümlichkeit daraus,
daß ihm bei all diesen Arbeiten zu viel eingefallen sei, und daß er natürlich das Bedürf-
nis gehabt habe, sich in den einzelnen Räumen, die ihm zur Verfügung gestellt waren,
so vollständig wie möglich ausztisprechen. Hätte er statt dieser einzelnen Aus-
stellungsarbeiten Gelegenheit gehabt, ganze "Wohnungen und Häuser mit all ihren
Räumen auszustatten, so würde sich der Reichtum der Motive ganz von selbst mehr
verteilt haben. Und diese Auffassung wird durch mein Haus bestätigt, in dem wie
gesagt der ruhige Charakter überwiegt, weil die dekorativen Elemente sehr weise
verteilt sind und höchstens in dem reichen Materialwechsel und der starken Farben-
wirkung des Außenbaus und einigen allzu lebhaft bewegten schmiedeeisernen Gittern
sich eine gewisse Uebertreibung bemerken läßt. Es ist schade, daß das Urteil über
Pankok von jeher mehr durch die überraffinierten als durch die schlicht bürgerlichen
Arbeiten der letzteren Art bestimmt worden ist.
Immerhin muß man sagen, daß auch seine reichsten Werke, wie z. B. das Musik-
zimmer von St. Louis, durch den auserlesenen Geschmack wirken, mit dem die
Ziermotive auf einzelne konstruktiv wichtige Ptmkte verteilt sind, während im übrigen
die ruhigen ebenen Flächen des edlen Materials zur vollen Wirkung kommen. Wie selbst-
verständlich und echt holzmäßig ist hier die bis zur Decke hinaufgehende Wand-
vertäfelung konstruiert, wie einfach und herbe wirken die Umrisse des Sofas, wie
behaglich ist in diesem Falle die Form der Stühle, wie anspruchslos die rechteckige
Gliederung des Glasschrankes und der Standuhr, wie einfach und streng organisch die
Umrahmung der Tür! Und doch, welches Leben und welcher Geist pulsiert in den
einzelnen Ziermotiven, den feinen fast hyperoriginellen Intarsien der Vertäfelung, den
prächtigen Seidenstickereien der Sofa-Kissen, den verständiger Weise rein geo-
metrisch gehaltenen Glasgemälden, den silbernen Türbeschlägen, dem durchbrochenen
Deckel der Standuhr, den reizvollen Beleuchtungskörpern und den leider nur etwas zu
weit über Augenhöhe angebrachten Holzschnitzereien, in deren musterhaft stilisierten
Tierkopforna-
menten eine echt
nordische Mär-
chen - Phantasie
ihren Ausdruck
findet! Auch
als Plastiker hat
sich Pankok hier
betätigt, näm-
lich in den Elfen-
beinreliefs des
Notenschrankes,
den einzigen
Stücken, die so-
. gar den Beifall
eines übelwol-
lenden Kritikers
gefunden haben,
weil — er sie irr-
tümlich einem
anderen Künst-
ler als Pankok
zuschreiben zu
müssen glaubte.
Den Höhepunkt
dieses Raumes
bildet der wun-
dervolle Schied-
maver'sche Flü-
' . , Bernhard Pankok in Stuttgart, Flügel für das Musikzimmer der Weltausstellung in St. Louis,
gel, bei dem be- Ausgeführt von der Pianofortefabrik Schiedmayer in Stuttgart.
K. Lange,
Bernhard
Pankok.
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