Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Peter P. Spranger

gestaltung der Sklaven der Νέα an das euripideische Vorbild anknüpft,
ist seit langem erwiesen1. Auch vom Gedanklichen her lassen sich weit-
gehende Übereinstimmungen feststellen. Vielleicht von Menander stammt
der Vers: έλευθέρως δούλευε· δούλος ούκ έ'ση2, wo ganz wie in der
Tragödie die innere Freiwilligkeit des Dienens gefordert wird3. Hinter
der konventionellen Schranke von Herrentum und Sklaverei taucht damit
die Möglichkeit auf, frei zu sein, wenn nicht dem äußeren Recht, so doch
der Gesinnung nach, die allein über den sittlichen Wert und den inneren
Adel des Menschen entscheidet. Der Dichter Philemon greift den alten
Gedanken der Tragödie auf. daß jeder Mensch einen Herrn über sich habe
und selbst der Gott sich dem Gesetz der Notwendigkeit fügen müsse4.
So kann ein Sklave seinen Herrn belehren (frg. 31 K.):

εμού γάρ έστι κύριος μεν εις άνήρ,
τούτων δε καί σού μυρίων τ’ άλλων νόμος,
ετέρων τύραννος, των τυραννούντων φόβος·
δούλοι βασιλέων είσίν, ό βασιλεύς θεών,
ό θεός άνάγκης· πάντα δ’, άν σκοπής, δλως
έτέρων πέφυκεν ήττον’, ών δέ μείζονα.
τούτοις άνάγκη ταύτα δουλεύειν άεί.

Wenn aber selbst der Freie Sklave eines anderen ist, besteht kein Grund
dazu, den nach den Gegebenheiten des Rechts unfreien Menschen ob
seiner äußeren Unfreiheit zu verachten. Dazu wiederum Philemon (frg.
22 K.):

καν δούλος ή τις, ούδέν ήττον, δέσποτα,
άνθρωπος ούτός έστιν, άν άνθρωπος ή.
Und so mag es bisweilen besser sein, einem guten Herrn zu dienen, als
ein niedriges, elendes Leben in Freiheit zu führen5. Aus keiner dieser
Äußerungen aus dem Bereich der Neuen Komödie läßt sich ein grund-
sätzlicher Einwand gegen die Institution der Sklaverei entnehmen. Immer
wieder begegnet die Auffassung, daß das Problem der Freiheit sich nicht
mit den Kategorien des positiven Rechts und den gesellschaftlichen Ge-
1 H. Ahlers, Die Vertrautenrolle in der griechischen Tragödie, Diss. Gießen 1911,
S. 7. 54ff. 62. 66ff.; C. Langer, De servi persona apud Menandrum, Diss. Bonn 1919,
S. 92ff.; A. Körte, Die Menschen Menanders, Abh. Sachs. Akad. 89 (1937), S. 23.
2 Compar. Menandr. et Philem. p. 357; Meineke, Men. inc. fab. frg. 279.
3 Vgl. auch Sophocl. frg. 854 N2.
4 Aischyl. Prom. 50. 515; Eurip. Hek. 864ff.; Μ. Pohlenz, a. O. S. 53ff. 120.
5 Vgl. [Men. frg. 1093 K.J = [Philem. frg. 227 K.J. ώς κρεΐττόν έστι δεσπότου
χρήστου τυχεΐν / ή ζην ταπεινώς καί κακώς έλεύθερον.

( 20 )
 
Annotationen