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Springer, Anton
Geschichte Österreichs seit dem Wiener Frieden 1809: in zwei Theilen (Band 1): Der Verfall des alten Reiches — Leipzig, 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.29905#0284
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III. l. Die Wiederherstellung der österreichischen Macht.

überhaupt in steter Gährung. Jn dieser Hinsicht konnte Oesterreich Na-
poleons Flucht von Elba, gerade so wie den vorzeitigen Losbruch Murats
als einen Glücksfall betrachten. Es bot sich dadurch die Gelegenheit, die
Jrrthümer des ersten Pariser Friedens zu verbessern. Auf der anderen
Seite war es eine große Gunst für die europäische Sache, daß die Nach-
richt von Napoleons Ankunft auf französischem Boden und von seinen
wunderbaren Erfolgen auf die Congreßmitglieder so betäubend wirkte, daß
die Einzelinteresfen und die berechnende Politik zu Aeußerungen gar keine
Muße sanden. Für eine kurze Frist war die Eintracht unter den Mächten
wieder hergestellt und Metternich zu einem Mitgehen mit den Verbündeten
gezwungen. Wohl regte fich in ihm die Lust, wieder nach allen Seiten
hin zu verhandeln, wohl hatte wieder das österreichische Hauptquartier
einen Feldzugsplan ausgesonnen, der den Krieg dauernd, den Ausgang
überaus zweifelhaft gemacht hätte. Aber Napoleons verblendeter Haß
uud die heldenmüthige Tapferkeit des preußisch-englifchen Heeres wendeten
dieses Unheil ab. Napoleons Herrschaft war früher zu Ende, ehe sich
das Wiener Cabinet und das österreichische Heer zu Thaten ermannten.
Abermals traten Fürsten und Staatsmänner in Paris zu Friedensver-
handlungen zusammen. Der zweite Pariser Frieden berührte die öster-
reichischen Jnteressen nur in geringem Grade. Die wichtigste Verände-
rung, welche derselbe brachte, war die, daß der kleine Napoleon König
von Rom in einen kleinen Franz, Herzog von Reichstadt, verwandelt
wurde. Uebrigens behielt Oesterreich die ihm schon zugewiesenen Be-
sitzungen bei, auch die Polesina am linken Ufer des Po und die Citadelle
vou Ferrara, trotz der feierlichen Verwahrung, welche der frühere Eigen-
thümer, der Papst, gegen diese Beraubung der Kirche einlegte. Weder
Kaiser Franz noch Fürst Metternich legten dem Proteste ein großes Ge-
wicht bei und bedauerteu nur, nicht einen größeren Theil der Legationew
dem österreichischen Staate einverleiben zu können.
 
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