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III. 2. Der Sieg über den Liberalismus.
chend. ^ows munelnL 8tulti^8t et vnll kAkei'« eon8litnüon68 novs8 hatte
er bei einer späteren Gelegenheit ausgerufen; es war aber in seinen
Augen der Ruf nach einer Verfassnng mehr als eine Thorheit, er war ein
Verbrechen, und als solches wollte er ihn bekämpft und bestraft wissen.
Der in der österreichischen Politik sonst seltene Fanatismns gegen Alles,
was sich dem Versassungsleben nähert oder an dasselbe erinnert, ist we-
sentlich vom Kaiser selbft genährt worden. Fürst Metternich theilte zwar
nicht mit seinem Herrn in gleichem Grade die Furcht und den Fanatis-
mus; aber die Volksbewegungen waren gegen sein Werk, gegen die Be-
schlüsse des Wiener Congresses gerichtet, sie drohten eine Macht in die
politische Wagschale zn werfen, ans deren Behandlung sich der in der
Napoleonischen Zeit erzogene Staatsmann nicht verstand, und Kampf und
Unruhe in der Welt dauernd zu verbreiten, welche der genußliebende Mi-
nister glücklich beseitigt wähnte. Auch sein persönliches Jnteresse zwang
ihn, gegen jede Aenderung in den staatlichen Verhältnissen feindselig aus-
zutreten. Seine Macht und sein Einsluß rnhten aus der todten Unbe-
weglichkeit Oesterreichs. Wie er selbst frei und hoch über den gewöhn-
lichen Staatsdienern schwebte, in den Augen derselben ein Gastfreund
schien, der Oesterreich die Ehre seiner Gegenwart erweist, so galt auch
die Staatskanzlei aus dem Ballplatze als ein Heiligthum, dessen Rnhe
um keinen Preis gestört werden durfte. Sie hätte aber eine arge Stö-
rung erfahren und Metternichs Wirksamkeit eine schwere Einbuße erlitten,
wenn Oesterreich von den Jrrlehren der Volksrechte und der „National-
legitimität" angesteckt worden wäre. So einigten sich Kaiser Franz und
Metternich in ihren Meinungen nnd Absichten, und gewannen in der
Verfolgung der liberalen und nationalen Ideen den rechten Boden sür
ihre gemeinsame Thätigkeit.
Außer dem mehr persönlichen Motive des Verfassungshasses be-
stimmte die natürliche Eifersucht gegen die sremden Mächte den Gang der
äußeren Politik. Da Oesterreich seine Stärke nicht in der inneren Einheit
sand, bei seinem mechanischen Gefüge von äußeren Stürmen mehr bedroht
war, nnd mit dem Glanze seiner europäischen Stellung die inneren
Schwächen verhüllen mußte, so erschien allerdings das feinere Abwägen
der verschiedenen Machtverhältnisse nothwendig. Jndem das Wiener Ca-
binet aus das Gleichgewicht der Großmächte Europa's einen besonderen
Nachdruck legte, folgte es nnr den Spuren einer älteren Tradition. Lei-
der sehlte aber jetzt der vorurtheilsfreie Blick eines Kaunitz, die rücksichts-
lose Kühnheit eines Thugut. Kaiser Franz und Fürst Metternich wollten
gleichzeitig die Nebenbuhler Oesterreichs zurückdrängen und die Anarchi-
sten, Revolutionäre, Iakobiner oder mit welchen Ehrennamen sonst die
Verfassungsfreunde bezeichnet wurden, vernichten, verdarben aber dadurch
den Erfolg ihrer politischen Pläne. Die eine Absicht tödtete die andere
und weil sie zu viel erreichen wollten, unfähig waren, die persönlichen
III. 2. Der Sieg über den Liberalismus.
chend. ^ows munelnL 8tulti^8t et vnll kAkei'« eon8litnüon68 novs8 hatte
er bei einer späteren Gelegenheit ausgerufen; es war aber in seinen
Augen der Ruf nach einer Verfassnng mehr als eine Thorheit, er war ein
Verbrechen, und als solches wollte er ihn bekämpft und bestraft wissen.
Der in der österreichischen Politik sonst seltene Fanatismns gegen Alles,
was sich dem Versassungsleben nähert oder an dasselbe erinnert, ist we-
sentlich vom Kaiser selbft genährt worden. Fürst Metternich theilte zwar
nicht mit seinem Herrn in gleichem Grade die Furcht und den Fanatis-
mus; aber die Volksbewegungen waren gegen sein Werk, gegen die Be-
schlüsse des Wiener Congresses gerichtet, sie drohten eine Macht in die
politische Wagschale zn werfen, ans deren Behandlung sich der in der
Napoleonischen Zeit erzogene Staatsmann nicht verstand, und Kampf und
Unruhe in der Welt dauernd zu verbreiten, welche der genußliebende Mi-
nister glücklich beseitigt wähnte. Auch sein persönliches Jnteresse zwang
ihn, gegen jede Aenderung in den staatlichen Verhältnissen feindselig aus-
zutreten. Seine Macht und sein Einsluß rnhten aus der todten Unbe-
weglichkeit Oesterreichs. Wie er selbst frei und hoch über den gewöhn-
lichen Staatsdienern schwebte, in den Augen derselben ein Gastfreund
schien, der Oesterreich die Ehre seiner Gegenwart erweist, so galt auch
die Staatskanzlei aus dem Ballplatze als ein Heiligthum, dessen Rnhe
um keinen Preis gestört werden durfte. Sie hätte aber eine arge Stö-
rung erfahren und Metternichs Wirksamkeit eine schwere Einbuße erlitten,
wenn Oesterreich von den Jrrlehren der Volksrechte und der „National-
legitimität" angesteckt worden wäre. So einigten sich Kaiser Franz und
Metternich in ihren Meinungen nnd Absichten, und gewannen in der
Verfolgung der liberalen und nationalen Ideen den rechten Boden sür
ihre gemeinsame Thätigkeit.
Außer dem mehr persönlichen Motive des Verfassungshasses be-
stimmte die natürliche Eifersucht gegen die sremden Mächte den Gang der
äußeren Politik. Da Oesterreich seine Stärke nicht in der inneren Einheit
sand, bei seinem mechanischen Gefüge von äußeren Stürmen mehr bedroht
war, nnd mit dem Glanze seiner europäischen Stellung die inneren
Schwächen verhüllen mußte, so erschien allerdings das feinere Abwägen
der verschiedenen Machtverhältnisse nothwendig. Jndem das Wiener Ca-
binet aus das Gleichgewicht der Großmächte Europa's einen besonderen
Nachdruck legte, folgte es nnr den Spuren einer älteren Tradition. Lei-
der sehlte aber jetzt der vorurtheilsfreie Blick eines Kaunitz, die rücksichts-
lose Kühnheit eines Thugut. Kaiser Franz und Fürst Metternich wollten
gleichzeitig die Nebenbuhler Oesterreichs zurückdrängen und die Anarchi-
sten, Revolutionäre, Iakobiner oder mit welchen Ehrennamen sonst die
Verfassungsfreunde bezeichnet wurden, vernichten, verdarben aber dadurch
den Erfolg ihrer politischen Pläne. Die eine Absicht tödtete die andere
und weil sie zu viel erreichen wollten, unfähig waren, die persönlichen