Die Rückwirkung des Krieges auf Oesierreich.
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und mit der Erklärung, daß Oesterreich ,chen Grnndsätzen, denen es das
Bewnßtsein seiner Stärke und das Vertrauen aller Freunde des Rechtes
und des Guten verdankt, unabänderlich tren bleiben wird." Durch diese
kräftige Sprache snchte man sich in Wien wieder Mulch einzureden, gerade
so, wie man anch während des letzten Feldzuges sich in der Selbsttäu-
schnng gefiel, zu glauben, daß Kaiser Nicolaus überzengt sei, „nur unüber-
legte, unreife und unheilsame Rathschläge hätten ihn in diesen Krieg ver-
wickelt", und sich nach dem Ende des Krieges sehne, daß er zn „einem
gesunden politischen Schsteme zurückzukehren sich anschicke, die Abneigung
gegen Oesterreich immer mehr sallen lasse nnd wie alle einsichtsvollen
Männer in Rußland ein freundschaftliches Einverständniß mit Oesterreich
dem wohlverstandenen Jnteresse des russischen Reiches am znträg-
lichsten sinde."* *)
Jnsgeheim aber waltete in Wien eine verzweifelt trübe Anschanung
der Dinge. Die conservativen Grundsätze, mit welchen man vor der
Welt so groß that, mußten doch eine ziemlich schwache Stütze scheinen^
wenn Metternich bereit war, in der Wirklichkeit mehr als eine Hand
breit von ihnen abzuweichen, sofern nur in der Theorie ihre Geltung
gewahrt bliebe. Er ging sogar so weit, daß er ernstlich den Vorschlag
machte, Rußland möge eine doppelte Reihe von Fordcrungen an die Pforte
stellen, die eine ernst gemeint, die andere mit den übertriebensten Farben
aufgetragen und alles vernünftige Maß überschreitend. Durch die letztere
wollte dann Metternich der Pforte Schrecken einjagen, um sie zur An-
nahme der ernst gemeinten Forderungen zn zwingenOP Anch darüber
konnte kein Jrrthnm herrschen, daß die Gegner des Wiener Cabinets
nicht, wie der Beobachter versicherte, unter den Revolutionären, sondern
unter den Fürsten und Staatsmännern Europa's zu suchen waren. Klagte
doch Metternich selbst, daß seine Person von den Sonveränen geradezn
geächtet sci und in seinen Handlungen nnd Vorschlägen stets Jntriguen
und schlechte Streiche gewittert würden.***) Jn den diplomatischen Acten-
stücken jener Tage kann man alle die schlimmen Eigenschaften, mit wel-
chen nachmals die liberale Partei den österreichischen Minister begabte,
wie zu einer Blumenlese vereinigt lesen nnd sämmtliche Vorwürfe, die
von den angeblichen Gegnern jeder staatlichen Ordnung gegen seine Person
und seine Politik früher und später geschlendert wurden, anfgezählt ge-
wahren. Fürst Metternich hätte in seiner vornehmen Weise die Schil-
derungen seines unmoralischen Wesens, seiner Lügenhaftigkeit und Feig-
heit, seiner Vorliebe für krumme Wege weniger beachtet, obgleich es hart
Gentz Schriften V. S. 156.
Nortkolio II. p. 338.
***) Ngx-port 3rlre88e a I'emxereur McoIs8 xur le Oenergl Krssiu^Iei, 8ur 80ir
entrevue svee 1e ?riuee de Netteruielr le 8. ckuui 1829 im ?ortkoIio II. x. 401.
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und mit der Erklärung, daß Oesterreich ,chen Grnndsätzen, denen es das
Bewnßtsein seiner Stärke und das Vertrauen aller Freunde des Rechtes
und des Guten verdankt, unabänderlich tren bleiben wird." Durch diese
kräftige Sprache snchte man sich in Wien wieder Mulch einzureden, gerade
so, wie man anch während des letzten Feldzuges sich in der Selbsttäu-
schnng gefiel, zu glauben, daß Kaiser Nicolaus überzengt sei, „nur unüber-
legte, unreife und unheilsame Rathschläge hätten ihn in diesen Krieg ver-
wickelt", und sich nach dem Ende des Krieges sehne, daß er zn „einem
gesunden politischen Schsteme zurückzukehren sich anschicke, die Abneigung
gegen Oesterreich immer mehr sallen lasse nnd wie alle einsichtsvollen
Männer in Rußland ein freundschaftliches Einverständniß mit Oesterreich
dem wohlverstandenen Jnteresse des russischen Reiches am znträg-
lichsten sinde."* *)
Jnsgeheim aber waltete in Wien eine verzweifelt trübe Anschanung
der Dinge. Die conservativen Grundsätze, mit welchen man vor der
Welt so groß that, mußten doch eine ziemlich schwache Stütze scheinen^
wenn Metternich bereit war, in der Wirklichkeit mehr als eine Hand
breit von ihnen abzuweichen, sofern nur in der Theorie ihre Geltung
gewahrt bliebe. Er ging sogar so weit, daß er ernstlich den Vorschlag
machte, Rußland möge eine doppelte Reihe von Fordcrungen an die Pforte
stellen, die eine ernst gemeint, die andere mit den übertriebensten Farben
aufgetragen und alles vernünftige Maß überschreitend. Durch die letztere
wollte dann Metternich der Pforte Schrecken einjagen, um sie zur An-
nahme der ernst gemeinten Forderungen zn zwingenOP Anch darüber
konnte kein Jrrthnm herrschen, daß die Gegner des Wiener Cabinets
nicht, wie der Beobachter versicherte, unter den Revolutionären, sondern
unter den Fürsten und Staatsmännern Europa's zu suchen waren. Klagte
doch Metternich selbst, daß seine Person von den Sonveränen geradezn
geächtet sci und in seinen Handlungen nnd Vorschlägen stets Jntriguen
und schlechte Streiche gewittert würden.***) Jn den diplomatischen Acten-
stücken jener Tage kann man alle die schlimmen Eigenschaften, mit wel-
chen nachmals die liberale Partei den österreichischen Minister begabte,
wie zu einer Blumenlese vereinigt lesen nnd sämmtliche Vorwürfe, die
von den angeblichen Gegnern jeder staatlichen Ordnung gegen seine Person
und seine Politik früher und später geschlendert wurden, anfgezählt ge-
wahren. Fürst Metternich hätte in seiner vornehmen Weise die Schil-
derungen seines unmoralischen Wesens, seiner Lügenhaftigkeit und Feig-
heit, seiner Vorliebe für krumme Wege weniger beachtet, obgleich es hart
Gentz Schriften V. S. 156.
Nortkolio II. p. 338.
***) Ngx-port 3rlre88e a I'emxereur McoIs8 xur le Oenergl Krssiu^Iei, 8ur 80ir
entrevue svee 1e ?riuee de Netteruielr le 8. ckuui 1829 im ?ortkoIio II. x. 401.