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IV.

Raffael’s letzte Lebensjahre.

ig» affael beschäftigte slets eine gar gewaltige Zahl von Künstlern,
H und wenn er von seinem Hause nach dem Vatican ging,
dann umgaben ihn wohl an fünfzig Maler, alle gut und
Lh tüchtig, die ihn durch ihr Geleite ehren wollten. Er lebte
IV ■"”! überhaupt wie ein Fürst und nicht wie ein Künstler«.
Mit diesem Bilde schliesst Vasari die Biographie unteres Helden. Die
Farben sind glänzend aber nicht unwahr aufgetragen. Nur die Be-
hauptung, welche Vasari hinzufügt, Raffael’s bezaubernder Natur wäre
es gelungen, aus der Brust der Kunflgenossen allen Neid und jeden
gemeinen Gedanken zu bannen, wird durch die Berichte von Mitlebenden
widerlegt. In der Hauptsache erscheint Vasari’s Schilderung zutreffend.
Nach Bramante’s Tode, seit dem Weggange Michelangelos nahm Raffael
eine herrschende Stellung in der römischen Kunslwelt ein. Seine Thätig-
keit umfasst alle Zweige der bildenden Kunst; auf dem Gebiete der
Architektur tritt er Bramante’s Erbschaft an; für den Papst, für die
Glieder des Hauses Medici und des päpstlichen Hofes entwirft er Bau-
pläne; er sleht befreundeten Bildhauern hilfreich zur Seite und giebt
Kupferstechern Ziel und Richtung an.
So wenig begrenzt seine Arbeitskraft auch war und so gross die
Zahl seiner Schüler, sie reichte doch nicht aus für die Summe der aus-
gedehnten malerischen Werke, die er gleichzeitig in Angriff nahm, und
genügte vollends nicht für die Menge von Bestellungen, welche ihm von
allen Seiten zuslrömten. Selbst Fünsten warben um seine Gunst und
legten ihren Gesandten gar dringend an das Herz, Raffael’s guten Willen
zu gewinnen. Von Jahr zu Jahr wuchs sein Ruhm und steigerte sich
der Umfang seines Wirkens, sodass er zuletzt als die beinahe allein
leitende Kraft im römischen Kunstleben begrüsst werden durfte. Reich
wogte dasselbe und strahlte in üppigem Glanze; der Durchschnittswerth
der Leistungen hob sich Dank dem Einssuss Raffael’s in überraschender
Weise. Von seinen Schülern hat in späteren Jahren, ass sie selbständig
 
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