Die ältesten Ornnmeutgattungen.
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deutlich die ncitürliche Entstehung von Mustern, welche bereits Vollständig den Reiz eines Orna-
ments besitzen und als Schmucksorm seitdem die mannigfachste Verwendung gesunden haben. Jn
ähnlicher Weise lehrt die Zusammenstellnng von Bronze-Geräten und Waffen mit den als Geräte
und Waffen verwendeten Naturkörpern (Fig. 2 u. 3) die nnmittelbare Anlehnung der ersteren an
die letzteren kennen.
Das Ornament als Produkt des techuischen Vorganges bildet das erste Glied in der Ent-
wickelungsreihe dekorativer Formen. Auf dem weiteren Wege werden sodann die Ornamente,
die ursprünglich nur einem Stoffe und einem bestimmten technischen Vorgange entsprossen sind,
ausgetauscht und gemischt. Dieses Schicksal trifft namentlich die Ornamente der textilen Kunst
(Saunst Band, Tau). Sie begegnen uns in sehr früher Zeit bereits auch auf Thongefäßen und
Metallgeräten. Jn einzetnen Fällcn kann nian auch die Ursachen der Mischung erraten. Ver-
tikale, von Querstrichen durchkreuzte Linien auf Thongefäßen deuten darauf hin, daß die Gefäße
zn größerer Sicherheit mit Weiden oder Binscn uniflochten wurden.
Es kann darüber kein Zweifel herrschen, daß selbst bei den eiiifachsten iind ältesten Orna-
menten, mochten diese auch Gründen technischer Zweckmäßigkeit ihr Dasein verdanken, die Frende
am Schmucke mitwirkte. Ohne eine angeborene Formfreude, die mehr thut, als das bloße
materielle Bedürfnis erheischt, könnten wir nns die Ent-
wickeluug des Kunstsinnes gar nicht erklären. Zu dem
KaMpfe um das Dasein tritt die Freude am Dasein
als gleich kräftiger Trieb menschlicher Entwickeliing hinzii.
dlllmählich öffnet sich das Auge auch für die Eindrücke
der äußeren Natur und nimmt deren lebendige Formen
in sich auf. Jn ihrer Uebertragung auf den Geräte-
schmuck waltet das rein künstlerische Jnteresse vor. Das
Ornament bedcckt mehr oder weniger die ganze Fläche
und erhebt den Anspruch anf selbständige Geltung. Wir
sind nicht im stande, die Zeit anzugeben, wann bei den
verschiedenen Stämmen diese Dekorationsweise zuerst auf-
kam. Auch sie fällt noch der prähistorischen Zeit anheini.
Ebensowenig können wir bis jetzt nrit Sicherheit airgeben,
welcher der verschiedenen Klassen von Ornanienten cin
höheres Alter unbedingt zugeschrieben werden muß.
Drei Ornamentgattungen treten uns entgegen: das geometrische oder lineare Ornament,
aus niannigfacheu rechteckig gebrochenen, im Zickzack geführten, im Kreise geschwungenen Linien
und kleinen Feldern gebildet; das Pflanzenornament oder die floreale Dekoration, und das Tier-
ornament, das sich wieder iu zwei Unterarten scheidet, je nachdem Seetiere, wie Tintenfische,
Mollusken, Medusen rr. s. w., oder größere Landtiere, wie Pferde, Ziegenarten, Löiven u. s. w.
das natürliche Vorbild boten. Jm geometrischen Ornament klingt vielfach noch die Eriunerung
an die älteste, den technischen Vorgängen entlchnte Dekorationsweise an. Es hat auch von allen
Gattungen die wciteste Verbreitung gefunden. Aus der Tiefe des Bodens wurde es in Hissarlik,
wo Schliemann das alte Jlios entdeckte, ausgegraben (Fig. 4); es wurde in Mykeuä, auf
Cypern und in altitalischen Gräbern bei Bologna (Fig. 5) gefundcn und in Schweizer Pfahl-
bauten (Fig. g) wie im skandinavischen Norden (Fig. 7) nachgewiesen. Wäre es nicht möglich,
daß die indogermanischen Völker diese Ornamente, ähnlich wie einen Teil ihres Sprachschatzes
aus ihrer arischen Heimat mitgebracht hätten, als sie sich in den verschiedencn Landschaften
Enropas niederließen?
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deutlich die ncitürliche Entstehung von Mustern, welche bereits Vollständig den Reiz eines Orna-
ments besitzen und als Schmucksorm seitdem die mannigfachste Verwendung gesunden haben. Jn
ähnlicher Weise lehrt die Zusammenstellnng von Bronze-Geräten und Waffen mit den als Geräte
und Waffen verwendeten Naturkörpern (Fig. 2 u. 3) die nnmittelbare Anlehnung der ersteren an
die letzteren kennen.
Das Ornament als Produkt des techuischen Vorganges bildet das erste Glied in der Ent-
wickelungsreihe dekorativer Formen. Auf dem weiteren Wege werden sodann die Ornamente,
die ursprünglich nur einem Stoffe und einem bestimmten technischen Vorgange entsprossen sind,
ausgetauscht und gemischt. Dieses Schicksal trifft namentlich die Ornamente der textilen Kunst
(Saunst Band, Tau). Sie begegnen uns in sehr früher Zeit bereits auch auf Thongefäßen und
Metallgeräten. Jn einzetnen Fällcn kann nian auch die Ursachen der Mischung erraten. Ver-
tikale, von Querstrichen durchkreuzte Linien auf Thongefäßen deuten darauf hin, daß die Gefäße
zn größerer Sicherheit mit Weiden oder Binscn uniflochten wurden.
Es kann darüber kein Zweifel herrschen, daß selbst bei den eiiifachsten iind ältesten Orna-
menten, mochten diese auch Gründen technischer Zweckmäßigkeit ihr Dasein verdanken, die Frende
am Schmucke mitwirkte. Ohne eine angeborene Formfreude, die mehr thut, als das bloße
materielle Bedürfnis erheischt, könnten wir nns die Ent-
wickeluug des Kunstsinnes gar nicht erklären. Zu dem
KaMpfe um das Dasein tritt die Freude am Dasein
als gleich kräftiger Trieb menschlicher Entwickeliing hinzii.
dlllmählich öffnet sich das Auge auch für die Eindrücke
der äußeren Natur und nimmt deren lebendige Formen
in sich auf. Jn ihrer Uebertragung auf den Geräte-
schmuck waltet das rein künstlerische Jnteresse vor. Das
Ornament bedcckt mehr oder weniger die ganze Fläche
und erhebt den Anspruch anf selbständige Geltung. Wir
sind nicht im stande, die Zeit anzugeben, wann bei den
verschiedenen Stämmen diese Dekorationsweise zuerst auf-
kam. Auch sie fällt noch der prähistorischen Zeit anheini.
Ebensowenig können wir bis jetzt nrit Sicherheit airgeben,
welcher der verschiedenen Klassen von Ornanienten cin
höheres Alter unbedingt zugeschrieben werden muß.
Drei Ornamentgattungen treten uns entgegen: das geometrische oder lineare Ornament,
aus niannigfacheu rechteckig gebrochenen, im Zickzack geführten, im Kreise geschwungenen Linien
und kleinen Feldern gebildet; das Pflanzenornament oder die floreale Dekoration, und das Tier-
ornament, das sich wieder iu zwei Unterarten scheidet, je nachdem Seetiere, wie Tintenfische,
Mollusken, Medusen rr. s. w., oder größere Landtiere, wie Pferde, Ziegenarten, Löiven u. s. w.
das natürliche Vorbild boten. Jm geometrischen Ornament klingt vielfach noch die Eriunerung
an die älteste, den technischen Vorgängen entlchnte Dekorationsweise an. Es hat auch von allen
Gattungen die wciteste Verbreitung gefunden. Aus der Tiefe des Bodens wurde es in Hissarlik,
wo Schliemann das alte Jlios entdeckte, ausgegraben (Fig. 4); es wurde in Mykeuä, auf
Cypern und in altitalischen Gräbern bei Bologna (Fig. 5) gefundcn und in Schweizer Pfahl-
bauten (Fig. g) wie im skandinavischen Norden (Fig. 7) nachgewiesen. Wäre es nicht möglich,
daß die indogermanischen Völker diese Ornamente, ähnlich wie einen Teil ihres Sprachschatzes
aus ihrer arischen Heimat mitgebracht hätten, als sie sich in den verschiedencn Landschaften
Enropas niederließen?