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Der Orient. 3. Persien.
seiner Mutter oder seiner Gemahlin, Mandane oder Kassandane, von den Anwohnern däs Grab
der Mutter Salomons getauft. Jnmitten eines auf drei Seiten von einem Säulengange um-
schlossenen Hofes erhebt sich eine Stufenpyramide, auf deren Plattform ein Giebelhaus steht.
Die Stufen wie das Giebelhaus sind aus wuchtigen Quadern errichtet, die Profile der Thür-
einfassung gerade so wie in der älteren ionischen Architektur gezeichnet.
Vom Palaste des Cyrus im Thale von Polvar haben sich nur einige wenige Pfeiler und
eine Säule erhalten; ein sprechendes Denkmal ist dagegen der rechteckige Pfeiler mit der
Reliefgestalt eines geflügelten schreitenden Mannes, auf dessen Haupt ein symbolischer (Aegypten
entlehnter?) Schmuck Prangt (Fig. 66). Das Ge-
sicht des Mannes, dem die Jnschrift den Namen
des Cyrus beilegt, rundlich im Schnitte, mit kurzer
Nase, breiter Stirn, trägt nicht die Züge der orien-
talischen Rasse; das enganliegende Gewand nnd die
Rosetten als Schmuck des Saumes gehen auf chal-
däische Vorbilder zurück, die ganze Haltung aber
des stramm einherschreitenden Mannes, die Art,
wie er die Füße setzt und den einen Arm hebt,
hat schon manchen Reisenden an die Grabreliefs
altgriechischer Krieger erinnert.
Die Denkmäler der jüngeren Dynastie müssen
wir an zwei weit voneinander entfernten Stellen
suchen. Jn Susa, der medischen Hauptstadt, sind erst
1885 große Trümmerhügel genau untersncht worden.
Die architektonischen Reste gestatten kaum mehr
als die Wiederherstellung des Palastes, den Arta-
xerxes Mnemon über den Trümmern eines älteren
Baues errichtet hatte, im Grundrisse. Der Palast
erhob sich auf einer hohen Plattform und war auf
drei Seiten von einer festen Wehrmauer umgeben.
Eine Riesentreppe führte in den ersten Hof, den
vielseitige Portiken mit Tierbildern als Schmuck
begrenzten. Der Treppe gegenüber ragte ein Py-
lonenpaar in die Höhe und leitete in den zweiten
Hof, in dem der Thronsaal des Königs (Apadana)
F-ig. 66. Perserkönig. Relief von Mnrgab. stand. Der Grundriß deckt sich nicht mit dem der
assyrischen Paläste. Doch darf man nicht vergessen,
daß wir bis jetzt in Susa nur Prunkräume, in denen der König die Huldigungen der Unter-
thanen entgegennahm, kennen, so daß fernere Ausgrabungen mehr Licht in die Gesamtanlage
des Palastes bringen dürften. Die architektonische Dekoration wurde durch Emailbilder auf
Ziegeln hergestellt. Auch darin offenbart sich ein Unterschied gegenüber der älteren assyrischen,
sich zu diesem Zwecke der Reliefplatten bedienenden Kunst. Von den bekannt gewordenen Proben,
einem Friese schreitender Löwen zwischen einem reichen Ornamentbande und einem Friese gleich-
falls im Profil schreitender Krieger, je fünf durch einen Pilaster getrennt, fesselt das letztere
Werk besonders unsere Aufmerksamkeit. Der Widerspruch der älteren Kunst, die Gestalten halb
im Profil, halb in Vollansicht zu zeichnen, ist glücklich beseitigt, in die Köpfe eine größere
Mannigfaltigkeit gelegt; die reich gemusterten Gewänder, straff angezogen, zeigen wenigstens
Der Orient. 3. Persien.
seiner Mutter oder seiner Gemahlin, Mandane oder Kassandane, von den Anwohnern däs Grab
der Mutter Salomons getauft. Jnmitten eines auf drei Seiten von einem Säulengange um-
schlossenen Hofes erhebt sich eine Stufenpyramide, auf deren Plattform ein Giebelhaus steht.
Die Stufen wie das Giebelhaus sind aus wuchtigen Quadern errichtet, die Profile der Thür-
einfassung gerade so wie in der älteren ionischen Architektur gezeichnet.
Vom Palaste des Cyrus im Thale von Polvar haben sich nur einige wenige Pfeiler und
eine Säule erhalten; ein sprechendes Denkmal ist dagegen der rechteckige Pfeiler mit der
Reliefgestalt eines geflügelten schreitenden Mannes, auf dessen Haupt ein symbolischer (Aegypten
entlehnter?) Schmuck Prangt (Fig. 66). Das Ge-
sicht des Mannes, dem die Jnschrift den Namen
des Cyrus beilegt, rundlich im Schnitte, mit kurzer
Nase, breiter Stirn, trägt nicht die Züge der orien-
talischen Rasse; das enganliegende Gewand nnd die
Rosetten als Schmuck des Saumes gehen auf chal-
däische Vorbilder zurück, die ganze Haltung aber
des stramm einherschreitenden Mannes, die Art,
wie er die Füße setzt und den einen Arm hebt,
hat schon manchen Reisenden an die Grabreliefs
altgriechischer Krieger erinnert.
Die Denkmäler der jüngeren Dynastie müssen
wir an zwei weit voneinander entfernten Stellen
suchen. Jn Susa, der medischen Hauptstadt, sind erst
1885 große Trümmerhügel genau untersncht worden.
Die architektonischen Reste gestatten kaum mehr
als die Wiederherstellung des Palastes, den Arta-
xerxes Mnemon über den Trümmern eines älteren
Baues errichtet hatte, im Grundrisse. Der Palast
erhob sich auf einer hohen Plattform und war auf
drei Seiten von einer festen Wehrmauer umgeben.
Eine Riesentreppe führte in den ersten Hof, den
vielseitige Portiken mit Tierbildern als Schmuck
begrenzten. Der Treppe gegenüber ragte ein Py-
lonenpaar in die Höhe und leitete in den zweiten
Hof, in dem der Thronsaal des Königs (Apadana)
F-ig. 66. Perserkönig. Relief von Mnrgab. stand. Der Grundriß deckt sich nicht mit dem der
assyrischen Paläste. Doch darf man nicht vergessen,
daß wir bis jetzt in Susa nur Prunkräume, in denen der König die Huldigungen der Unter-
thanen entgegennahm, kennen, so daß fernere Ausgrabungen mehr Licht in die Gesamtanlage
des Palastes bringen dürften. Die architektonische Dekoration wurde durch Emailbilder auf
Ziegeln hergestellt. Auch darin offenbart sich ein Unterschied gegenüber der älteren assyrischen,
sich zu diesem Zwecke der Reliefplatten bedienenden Kunst. Von den bekannt gewordenen Proben,
einem Friese schreitender Löwen zwischen einem reichen Ornamentbande und einem Friese gleich-
falls im Profil schreitender Krieger, je fünf durch einen Pilaster getrennt, fesselt das letztere
Werk besonders unsere Aufmerksamkeit. Der Widerspruch der älteren Kunst, die Gestalten halb
im Profil, halb in Vollansicht zu zeichnen, ist glücklich beseitigt, in die Köpfe eine größere
Mannigfaltigkeit gelegt; die reich gemusterten Gewänder, straff angezogen, zeigen wenigstens