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L.. Der Orieut. 4. Phönizieu und Kleiunsien.

die ägyptische Tracht (Fig. 80), ebenso wie die dicht neben einander gestellten Füße; es erscheint
aber ebenso häufig der heimischen Kleidung (Tunika und Mantel) nachgebildet (Fig. 81). Neber
das Alter dieser cyprischen Werke sind wir nicht genau unterrichtet. Nur vom Sarkophag aus
Amathus (Fig. 82) kann man nachweisen, daß er erst gemeißelt wurde, nachdem griechische
Kunstsitten auf der Jnsel sich eingebürgert hatten, was aber den Bildhauer nicht hinderte, an
deni krönenden Gesimse dem hellenischen Perlenstabe Lotvsblumen anzufügen und an der Neben-
seite den Wagenzug des Reliefbildes nach assyrischem Vorbilde zu zeichnen, ferner phönizische
EFiguren, nackte weibliche Gestalten, die mit den Händen die Brüste drücken, zu schildern. So
bleibt die cyprische Kunst, dem lebendigen Strom hellenischer Entwickelung entrückt, noch in
späteren Zeiteu alten Ueberlieferungen treu und spielt im Altertume eine ähnliche Rolle, wie
die sizilische Kunst im Mittelalter. Auch diese dankte einer mannigfachen Kulturkreuzung Ur-
sprung und Glanz, vermochte aber auf die italienische Kunst ebensowenig uachhaltigen Einfluß
zu üben, wie die cyprisch-phönizische auf die hellenischen Kunstformen.

Fig. 83. Lykische Grabfassadm.

Während sich die phönizische Kunst ägyptischen Einlvirkungen zugänglicher zeigt, dem Nil-
lande die geflügelte Sonnenscheibe, die Sarkophagform, eipzelne Gewandstücke u. s. w., selbst
Grundsähe der Komposition und Zeichnung entlehnt, tritt in Kleinasien der Einfluß der meso-
potamischen Kunst stärker iu deu Vordergrund. Die vollkommene Aufschließung des schlecht
zngänglichen Landes, die neuerdings von verfchiedenen Seiten mit großem Eifer angegrisfen
worden ist, wird dem Forscher mit der Zeit überaus reiches Material zuführen. Vorläufig
müssen wir uns begnügen, auf die mannigfachen Gegenstände in der Kunstweise der einzelnen
Landschaften hinzuweisen und den Fäden nachzugehen, die diese einerseits mit der chaldäisch-
assyrischen Knnst, andererseits mit griechischer Kunstsitte verknüpfen. Wir stoßen in Lydien auf
zahlreiche, sich auf kreisförmigem gemauerten Unterbaue erhebende Grabhügel (sog. Grab des
Tantalus und die große Nekropole bei Sardes). Die hier und auch sonst angewandte Mauer-
konstruktion, Füllwerk mit äußerem Steinbelag, erinnert an chaldäische Vorgänge. Anderwärts
werden große vieleckige Steine zu „Kyklopenmauern" aufeinander geschichtet (Karien). Mannig-
fach sind auch die aus dem Felse» gehauenen Grabfassaden. Bald, wie am sog. Grabe des
 
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