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Die Grabbauten in Mykenae u. a.

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noch keine phöm'zischen Einflüsse anf; als diese dann eindrangen, zerstörten sie keineswegs boll-
standig die Keime der heimischen Kunstnbung. Diese erstarkte vielmehr allmählich, nachdem
sie die freniden Elemente sich organisch angeeignet hatte.

Nebcn dem gewöhnlichen Lehmziegelbau hatte sich schon früh eine tüchtige Mauertechnik
entwickelt. Große vieleckige Blöcke wurden aufeinander geschichtet und die Zwischenräume mit

Fig. 86 a. Schatzhaus des Atrcns zu Mykenae. Durchschnitt. (Reber.) des Atreus.

Lehm und kleineren Steinen ausgefüllt — die sog. kyklopischen Manern — spätcr auch dic
Blöcke genau aneiuander gefügt (Fig. 85). Der Palast- und der Gräberbau erscheineu boriviegeud
gepflegt. Zu dem als Schatzhaus des Atreus längst berühmten Grabbau uuter der Burg von
Mykenae gesellen sich noch andere unterirdische Gräber iu Mykcnae, Nauplia und beim Heräon
in Argolis, in Menidi und Spata in Attika, Orchomenos
in Böotien. Die wichtigste Form des Grabes ist das Kuppel-
grab, wie es uns mit großartiger Wirkung in Mykenae vor
Augen tritt. Der Mauerring des kreisförmigen Raumes
verengt sich allmählich nach oben, indem die nach innen abge-
schrägten Steinreihen immer mehr vorkragen, so daß der Schein
eines Kuppelgewölbes hervorgerufen wird (Fig- 86 s.. d). Dnrch
gespreizte oder vorkragende Steine wurden in den festen Burgen
auch Kammern und Vorratsräume überdeckt, Eingänge entlnstct.

Von dem architektonischen Schmucke haben sich natürlich nur geringe
Reste erhalten. Sie weisen auf die Sitte hin, die Wände durch
Metallschmuck (Rosetten?) zu beleben und lehren uns den Einfluß
der Metalltechnik auf den ornamentalen Sinn der ältesten griechischen
Künstler kennen. Ein Kapitäl und andere Fragmente Vvn Halb-
säulen (Fig. 87), in Mykenae gefunden, Reste des Fassadenschmuckes
am sog. Schatzhause, zeigen Zickzacklinien und Spiralen als be-

liebtes Dekorationsmotiv. Mit Rosetten, die gleichfalls der Metall- Schatzhaus zu Mykcnae.
technik entstammeu und nach ägyptischem Muster nnt ^lattfachern

verbunden sind, treten uns die Spiralen an der Decke der Grabkammer in Orchomenos entgegen.
Jn noch reicherer Entwickelung erscheint dasselbe Dekorationsmotiv im Palaste von Tiryns.
Ein Alabasterfries, in dem aufrechtstehende Pfeiler, von Rosetten eingesäumt, mit viereckigen
Feldern, ausgefüllt mit aneinandcrstoßenden Halbrosetten und im Halbkreis geführten Spiralen,
abwechseln, sügt zum plastischen noch malerischen Schmuck. Blaue Glavflüsse sind in die Rosettcn

Fig 87. Restaurierte Säulc
 
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