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L. Griechenland. 2. Architektur.

liebeiiolles Eingehen in das Wesen der vollendeten Schöpfung zur wichtigsten, zngleich lohnendsten
Aufgabe des Forschers macht.

Der hellenische Baustil, am reinsten in Tempelbauten verkörpert, ist keine vereinzelte
historische Erscheinung, er starb auch nicht, als Staat und Religion des alten Griechenvolkes

aus dem Dasein schwanden; er lebke vielmehr

Fig. 98. Amphiprostylos.


als Jdeal in der späteren Kunstwelt weiter und
hat eine ewige Mustergiltigkeit bewahrt. Auf
der Höhe der Entwickelung angelangt, verwischt

F!g. 100. Dipteros

(Teuipel des Apollon Didymttos zu Milet).

Fig 99. Peripteros
(Poseidontempel zu Paestum).

er die Spuren seines Urspruuges und langsameu Wachstums; er macht den Eindruck eiuer
persöulicheu Schöpfung. Die Bildung der einzelnen Glieder trägt ein streng logisches, notwen-
diges Gepräge. Dariu gleicht er dem gotischen Baustile; er überragt ihn aber durch edles
Gleichmaß, Harmonie und inuigere Verkettung der konstruktiven und dekorativen Formen. Wir
lesen aus ihm die Gesetze der architektonischeu Phantasie heraus. Aus diesem Grunde legen
wir auch auf das Shstem ein so großes Gewicht und stellen es wegen seiner universellen Be-
deutung an die Spitze der historischen Erzählung.
 
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