Dorischer Stil.
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als das dorische Kapitäl; nicht dieses hat zur Schöpfung des Kymation geführt, sondern
dies Glied wurde anf das Kapitäl nbertragen, weil es galt, auch hier den Druck in der
Richtung nach nnten sinnbildlich anzudeuten. Daher erklärt sich die weite Ausbreitung der
Welle und ihres Schmuckes (Fig. 107 u. 108), sowie die Varianten in der Wahl des Profiles
und der Blätter (eiförmig mit Echinus-
Profil, herzförmig mit Karniesprofil
— ionisches und lesbisches Kymation),
je nachdem die Aufgabe des Baugliedes
stärker oder schwächer betont werden
soll. Jedenfalls gehört der Blätter-
schmuck mit seiner ausdrncksvollen Kraft
nicht dem Gebiete der Architektur aus-
schließlich an, er konnte hier gar nicht
zuerst erfunden werden. Aus der
Kunst der Weberei und Töpferei wurde
er auf den monumentalen Steinbau
übertragen. Es finden sich daher die
Blattornamente der Architektur auch
auf Gefäßen identisch in Bildung und
Bedeutnng (Fig. 109 b. o.). Auch das
Bandornament (Mäander) ist von
der textilen Kunst auf die Baukunst
übertragen worden (Fig. 109a). Es
schmückt hier ebenfalls solche Glieder,
welche einer Gürtung, einer Umfassung
mit einem Bande fähig oder bedürftig
erscheinen, so z.B.wie es scheint die vier-
eckige Plinthe (Abacus) über dem Echi-
nus. (Siehe den Farbendruck Taf. II). Fig. 106. Dorisches Kapitäl vom sog. Theseion zu Athen.
Fig. 105. Dorisches Kapiläl (vom kl. Tempel zu Paestum).
Fig. 107. Jonisches Kymation (Eierstab). Fig. 108. Lesbisches Kymation (Wasserlaub).
Auch die Stirnseiten der Mauern oder Anten (Fig. 110) eudigen mit der Deckplatte über dem
Kapitäl, nur daß beides hier eine einfachere Ausbildung (dorisches Kymation) empfängt. Die
Anten sind übrigens ursprünglich aus den hölzernen Bohlen hervorgegangen, mit denen die
Enden der Lehmmauern in den alten Häusern und Tempeln bekleidet und besestigt wurden.
Das Gebälk beginnt mit dem Epistylion (Fig. 102, k, modern Architrav), dem Steinbalken,
der horizontal auf den Säulen ruht und die feste, einheitliche Grundlage der Decke und des
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als das dorische Kapitäl; nicht dieses hat zur Schöpfung des Kymation geführt, sondern
dies Glied wurde anf das Kapitäl nbertragen, weil es galt, auch hier den Druck in der
Richtung nach nnten sinnbildlich anzudeuten. Daher erklärt sich die weite Ausbreitung der
Welle und ihres Schmuckes (Fig. 107 u. 108), sowie die Varianten in der Wahl des Profiles
und der Blätter (eiförmig mit Echinus-
Profil, herzförmig mit Karniesprofil
— ionisches und lesbisches Kymation),
je nachdem die Aufgabe des Baugliedes
stärker oder schwächer betont werden
soll. Jedenfalls gehört der Blätter-
schmuck mit seiner ausdrncksvollen Kraft
nicht dem Gebiete der Architektur aus-
schließlich an, er konnte hier gar nicht
zuerst erfunden werden. Aus der
Kunst der Weberei und Töpferei wurde
er auf den monumentalen Steinbau
übertragen. Es finden sich daher die
Blattornamente der Architektur auch
auf Gefäßen identisch in Bildung und
Bedeutnng (Fig. 109 b. o.). Auch das
Bandornament (Mäander) ist von
der textilen Kunst auf die Baukunst
übertragen worden (Fig. 109a). Es
schmückt hier ebenfalls solche Glieder,
welche einer Gürtung, einer Umfassung
mit einem Bande fähig oder bedürftig
erscheinen, so z.B.wie es scheint die vier-
eckige Plinthe (Abacus) über dem Echi-
nus. (Siehe den Farbendruck Taf. II). Fig. 106. Dorisches Kapitäl vom sog. Theseion zu Athen.
Fig. 105. Dorisches Kapiläl (vom kl. Tempel zu Paestum).
Fig. 107. Jonisches Kymation (Eierstab). Fig. 108. Lesbisches Kymation (Wasserlaub).
Auch die Stirnseiten der Mauern oder Anten (Fig. 110) eudigen mit der Deckplatte über dem
Kapitäl, nur daß beides hier eine einfachere Ausbildung (dorisches Kymation) empfängt. Die
Anten sind übrigens ursprünglich aus den hölzernen Bohlen hervorgegangen, mit denen die
Enden der Lehmmauern in den alten Häusern und Tempeln bekleidet und besestigt wurden.
Das Gebälk beginnt mit dem Epistylion (Fig. 102, k, modern Architrav), dem Steinbalken,
der horizontal auf den Säulen ruht und die feste, einheitliche Grundlage der Decke und des