6. ZEITSTELLUNG
Zu den wichtigsten Fragen der Wissenschaft, die die Vorgeschichte zu beantwor-
ten hat, gehört die nach der Zeitstellung der einzelnen Kulturen und ihrer Untergrup-
pen, da hiervon in erster Linie die Beantwortung nach dem Ursprung und der Her-
kunft einer Kultur, ihrer Selbständigkeit und ihrem Verhältnis zu anderen ab-
hängig ist.
Die Abfolge der Kulturentwicklung innerhalb des nordischen Kreises, die
relative Chronologie, liegt klar vor uns. Die älteste Stufe bildet die Dolmenzeit. Auf sie
folgt die der älteren und jüngeren Ganggräber, an die sich im nordischen Gebiet
außerhalb Deutschlands noch die Steinkistenzeit anschließt. Die Ganggräberzeit
brachte für Deutschland eine starke Vergrößerung des nordischen Kreises mit sich,
wobei sich neue Provinzen mit besonderem landschaftlichen Charakter in Nordwest-,
Mittel- und Nordostdeutschland herausbildeten.
Die genaue absolute zeitliche Einordnung der einzelnen Stufen stößt dagegen
auf größere Schwierigkeiten. Die Zahl der Erscheinungen, die eine gute Vergleichung
der nordischen Entwicklungsstufen mit solchen außerhalb des nordischen Kreises
ermöglichen, ist gering, und die Gewinnung absoluter Zahlen, die für diese Zeit nur
durch fortlaufende Vergleiche bis nach Ägypten und Vorderasien hin zu gewinnen
wären, ist vorerst überhaupt unmöglich. Die besten Vergleichsmöglichkeiten bieten
naturgemäß die jüngsten Entwicklungsstufen.
Die Emsländische Kulturprovinz reicht mit ihren degenerierten Endstufen
offenbar bis in eine Zeit herunter, die in Mitteleuropa bereits der frühen Bronzezeit
zugeteilt wird. Wenn man einen so späten Zeitansatz der unverzierten emsländischen
Ware fürs erste nur typologisch und daher mehr gefühlsmäßig erschließen kann, so
liegt dafür doch in dem sicher schon jungen Zeitabschnitt der fast unmittelbar vor-
ausgehenden guten Korbflechtware mit gelockerter Wickelschnur eine Bestätigung.
Diese Korbflechtware gehört der Zeit der Glockenbecher an, wie ein Gefäß von Jerx-
heim beweist (Taf. 58, 9). Nach Form und Anordnung des Musters ein echter
Glockenbecher, zeigt seine Verzierung die gute und reine emsländische Machart der
gelockerten Wickelschnur. Die emsländische Ware dieser Art gehörte, wie wir oben
sahen, der jüngeren Ganggrabzeit an. Deren Zeitstellung in Dänemark verleiht der
Datierung der emsländischen Keramik insofern noch eine größere Sicherheit, als in
einem dänischen Ganggrab von Kirke Helsinge auf Seeland ein echter Glockenbecher
gefunden ist, der nicht einmal zu den jüngsten Bestattungen in diesem Grabe gehörteI).
Die Stufe der Glockenbecher geht der ersten Stufe der Bronzezeit unmittelbar
voraus. Wahrscheinlich reicht aber die Tonware der jüngeren Ganggrabzeit zum Teil
noch bis in die beginnende Bronzezeit hinein. Eine Tasse von Barskamp, Kr. Bleckede
(Taf. 58,1), besitzt einen hoch über den Rand hinaufgezogenen Henkel und auf der
Schulter ein Muster, das aus senkrechten Strichgruppen besteht, die mit liegenden
') Aarboger 1929, 2iiff.
Zu den wichtigsten Fragen der Wissenschaft, die die Vorgeschichte zu beantwor-
ten hat, gehört die nach der Zeitstellung der einzelnen Kulturen und ihrer Untergrup-
pen, da hiervon in erster Linie die Beantwortung nach dem Ursprung und der Her-
kunft einer Kultur, ihrer Selbständigkeit und ihrem Verhältnis zu anderen ab-
hängig ist.
Die Abfolge der Kulturentwicklung innerhalb des nordischen Kreises, die
relative Chronologie, liegt klar vor uns. Die älteste Stufe bildet die Dolmenzeit. Auf sie
folgt die der älteren und jüngeren Ganggräber, an die sich im nordischen Gebiet
außerhalb Deutschlands noch die Steinkistenzeit anschließt. Die Ganggräberzeit
brachte für Deutschland eine starke Vergrößerung des nordischen Kreises mit sich,
wobei sich neue Provinzen mit besonderem landschaftlichen Charakter in Nordwest-,
Mittel- und Nordostdeutschland herausbildeten.
Die genaue absolute zeitliche Einordnung der einzelnen Stufen stößt dagegen
auf größere Schwierigkeiten. Die Zahl der Erscheinungen, die eine gute Vergleichung
der nordischen Entwicklungsstufen mit solchen außerhalb des nordischen Kreises
ermöglichen, ist gering, und die Gewinnung absoluter Zahlen, die für diese Zeit nur
durch fortlaufende Vergleiche bis nach Ägypten und Vorderasien hin zu gewinnen
wären, ist vorerst überhaupt unmöglich. Die besten Vergleichsmöglichkeiten bieten
naturgemäß die jüngsten Entwicklungsstufen.
Die Emsländische Kulturprovinz reicht mit ihren degenerierten Endstufen
offenbar bis in eine Zeit herunter, die in Mitteleuropa bereits der frühen Bronzezeit
zugeteilt wird. Wenn man einen so späten Zeitansatz der unverzierten emsländischen
Ware fürs erste nur typologisch und daher mehr gefühlsmäßig erschließen kann, so
liegt dafür doch in dem sicher schon jungen Zeitabschnitt der fast unmittelbar vor-
ausgehenden guten Korbflechtware mit gelockerter Wickelschnur eine Bestätigung.
Diese Korbflechtware gehört der Zeit der Glockenbecher an, wie ein Gefäß von Jerx-
heim beweist (Taf. 58, 9). Nach Form und Anordnung des Musters ein echter
Glockenbecher, zeigt seine Verzierung die gute und reine emsländische Machart der
gelockerten Wickelschnur. Die emsländische Ware dieser Art gehörte, wie wir oben
sahen, der jüngeren Ganggrabzeit an. Deren Zeitstellung in Dänemark verleiht der
Datierung der emsländischen Keramik insofern noch eine größere Sicherheit, als in
einem dänischen Ganggrab von Kirke Helsinge auf Seeland ein echter Glockenbecher
gefunden ist, der nicht einmal zu den jüngsten Bestattungen in diesem Grabe gehörteI).
Die Stufe der Glockenbecher geht der ersten Stufe der Bronzezeit unmittelbar
voraus. Wahrscheinlich reicht aber die Tonware der jüngeren Ganggrabzeit zum Teil
noch bis in die beginnende Bronzezeit hinein. Eine Tasse von Barskamp, Kr. Bleckede
(Taf. 58,1), besitzt einen hoch über den Rand hinaufgezogenen Henkel und auf der
Schulter ein Muster, das aus senkrechten Strichgruppen besteht, die mit liegenden
') Aarboger 1929, 2iiff.