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Stademann, Ferdinand
Panorama von Athen — München, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.4303#0033
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„Roma's Herrschaft verschwand

ewig besteht die AtlienV

Kttnig Ludwig.

Athen.

einst

land, lieg,, „aei den ,tÄ»Ä £ ^SSTÄ. KÖni8reidl'S ^^

gen, unter 37° 57' 4Q" nördlicher Breite und 21° 23' 34" d<

französischen Messun-

tt- i • ip i r i i i m. 7V""«.~? ""•""' aer Länge von Paris*) in der

von Hügeln vielfach durchbrochenen Ebene (ro nebtop), welche gegen Moraen von dem Ge-
birge Bnlessos oder Pentelikon, gegen Mittag vom Hymettos, gegen Abend von dem Ko-
rydallos und dem saromschen Meerbusen, dessen Wellen hier die Häfen und Rheden des Pei-
raeeus, Mounychia und von Phaleron umspülen, und gegen Mitternacht von dem nördlichen
Aegaleos und dem Parnes begränzt wird.

Ihre Entfernung vorn Meere in gerader Richtung, nämlich vom Felsen der Akropolis
bis zur Rhede von Phaleron, beträgt 20 alte Stadien oder fast eine halbe geographische Meile
und von demselben Punkt zum Hafen Peiraeeus gegen 40 solcher Stadien, oder über drei Vier-
theile einer geographischen Meile. Man kann als Bevölkerung Athens'in der Vorzeit etwa
180,000 Seelen annehmen.

Der rauhe, gegen 4000 engl. Fuss hohe Parnes— (jetzt Ozia, Nozea, Nochea, Casha)
— bildet mit dem lichten- und felsenreichen Kithaeron (Elateos) die beiden Haupt-Höhen-
züge des attisch-boeotischen Gebirges, dessen östlichster Zweig der marmorreiche 3500 engl.
Fuss hohe Bergrücken Pentelikon (Mendeli) ist, der wahrscheinlich früher den Namen
Brilessos führte, während diese Benennung in neuerer Zeit auch häufig den Höhen gege-
ben wird, welche hinter dem Lykabettos zwischen den Orten Patissia und Chalandri liegen
und jetzt Tourko-Vouni heissen.

Nackt erhebt sich der honigreiche Hymettos, vom Pentelikon durch ein etwa eine
starke halbe Stunde breites Thal getrennt, und endet am saronischen Meerbusen mit dem
Cap Zoster. Geschieden durch eine Schlucht, heisst der nördliche grössere und höhere Theil
jetzt Trelo-Vouni, der südliche kleinere — einst Anydros, der Wasserarme — nun Mavro-
Vouni. Des Hymettos höchster Punkt, südöstlich von Siriani, ist 3084 pariser Fuss hoch.

Der Aegaleos (Scäramagna) ist ein vom Parnes in südlicher Richtung sich absenkendes
Gebirge, dessen nördlicher Theil (Stephani-Youni) — nämlich seine Ausdehnung bis zur
Schlucht, durch welche die heilige Strasse von Athen nach Eleusis führt—einst vielleicht
den Ikarios in sich geschlossen haben mag, während die südliche Verlängerung zur See
abwärts bis zum Vorgebirge Amphiale, vorzugsweise Korydallos hiess. Des Letzteren höch-
ster Punkt südlich von Daphni misst 1404 par. Fuss. Nördlich von diesem Orte, die nächste
Höhe, ist der Poekilon genannte Theil des Aegaleos.

Ausser diesen grösseren Gebirgszügen enthält die nächste Umgebung des jetzigen Athens,
nebst dem Felsen der Burg -^- der Akropolis — noch einige bemerkenswerthe Höhen und
Hügel, darunter vor allen den Musaeon, südwestlich der Burg, an Höhe ihr etwa gleich; so-
dann den Lykabettos, früher für den Anchesmos angenommen, der nordöstlich von der
Stadt aus gesehen, durch seine pyramidale Form sich auszeichnet; nächst beiden die felsi-
gen Hügel, welche vom Musaeon abwärts bis gegen den innern Kerameikos die Stadt im
Westen umkränzen. Auf ihnen befindet sich nördlich der Absenkung des Musaeons, und
von ihm durch die Schlucht Lumbardharis geschieden, die Höhe der Pnyx, der das durch
die südliche Peiraeeus-Strasse von ihr getrennte Nympheion folgt, ein einst den Nymphen
geheiligter Hügel, von welchem (wie im Plane mit-einem rothen Punkt bezeichnet) unser
Panorama aufgenommen ist; weiter unten gegen Morgen, der Burg nahe, der Felsenhügel
des Ares, der Areopag. Nördlich vom Lykabettos liegt der Felsen Panakota, endlich am
Rande des Oelwaldes die Kolonos-Hügel, unweit denen südlich die Akademie sich befand.

Zwei kleine Flüsschen, der waldströmende Kephissos und der anfangs felsenge-
bettete Ilissos, durchmessen, nebst den unbedeutenderen Bächen Skiros und Kikloboros,
die attische Ebene. Der Kephissos ist der wasserreichste; seltener trocknet er in der warmen
Jahreszeit aus, während der Ilissos fast das ganze Jahr hindurch nur einen schmalen an man-
chen Stellen leicht zu überspringenden Bach bildet, der im Sommer beinahe versiegt und nur
dann seine vielbesungenen vorzugsweise den Musen geheiligten Wässer für kurze Zeit schwel-
len sieht, wenn der Hymettos nach starken Regengüssen ihm reichlichere Nahrung zusendet.
Der Kephissos entspringt hei dem Demos Trinemeis und ergiesst sich, nachdem er
den der Stadt benachbarten Oelwald (und einst die Akademie) bewässert, bei Gephyreis
den heiligen Weg durchschnitten, dann in kleineren Aermen ein Paar Male die überbrückte
Hauptstrasse nach dem Peiraeeus durchkreutzt hat, an der Bucht von Phaleron in das Meer.
Der Ilissos hat seinen Ursprung am nördlichen Hymettos, erreicht nahe bei Alopeke
(Ampelokipos) die Ebene, vereinigt sich etwas südlicher bei dem alten Lykeion mit dem
gleichfalls am Hymettos unweit dem Kloster Siriani entspringenden Eridanos, kömmt in der
Gegend, wo die Gärten lagen (und auch jetzt wieder entstehen) am Stadion vorüber, bildet

unmittelbar hierauf eine kleine dem Olympion benachbarte felsige Jnsel, die einst das Elcusi-
nion enthalten haben mochte, nimmt sodann die neunfach sprudelnde (schönrieselnde) Quelle
Enneakrunos (Kallirrhoe) auf, durchschneidet hierauf zwischen antikem Brückenlager die
Strasse nach Sunium, wendet dann bald nordwestwärts und verliert sich, nachdem er sein im-
mer unbedeutender werdendes Bett eine Strecke lang in eine rinnenartige gemauerte Leitung
verwandelt und ein grosses Garten-Wasserbecken gefüllt hat, fast spurlos am Saume des
Oelwaldes bei der grossen Strasse nach dem Peiraeeus.

Aethra, gelangte nach Auffindung der Waffen seines Vaters und nach abenteuerlichen aber
siegreichen Kämpfen mit den Ungetliümen, welche die Wege gefährdeten, zur Anerkenn-

Es kann hier um so weniger der Ort seyn, umständliche Nachrichten zu geben von den Er-
zeugnissen des Bodens, dem herrlichen Klima u. s. w., als davon bei der speciellen Beschrei-
bung des Panoramas ohnehin mehr oder weniger Erwähnung geschehen wird, und als wir
bei beschränktem Raum uns beeilen müssen, zu ihr, als dem eigentlichen Zweck dieser
Blätter zu gelangen.

Dagegen sey uns in historischer Beziehung erlaubt, jener Beschreibung die Haupt-
Epochen und Daten aus der fabelhaften und heroischen, wie aus der wahren an wichtigen
Ereignissen überschwenglich reichen und ewig denkwürdigen, Geschichte Athens, als unent-
behrliche Behelfe zur besseren Kenntniss dieser klassischen Gegend voraus zu schicken, wenn
wir gleich fürchten müssen, für die meisten unserer verehrten Leser damit etwas Ueber-
flüssiges zu thun.

#j Die „Connaissanee des tems" gieht 3?" 58' 1" n. Br. und 21" 25' 59" der Länge.

„Sehe Kekrops ans Aegypten landen
Sehe, wie durch ihn Athen entstand!
ihren Untergang die Räuber fanden
Durch des Künigshelden Theseus Hand."

König Ludwig.

Die älteste Geschichte Athens, reich an Sagen aber unverlässig, geht zurück bis in
die dunkelsten Zeiten, bis zu dem neunzehnten Jahrhundert vor Christi Geburt.

Thraker und Pelasger sind die frühesten uns bekannten Bewohner Attikas. Unter Ogy-
ges, dem ersten Beherrscher desselben, ward es (17Q6 v. C) durch eine grosse Fluth zer-
stört. Nach langer Unterbrechung folgten Porphyrion, Kolaenos, Periphas undAkta-
eon als Könige.

Gegen 1550 soll Kekrops, ein abenteuernder Egypter und Zeitgenosse von Moses,
mit einer Schaar aus Sais in Attika eingewandert seyn, den Dienst der Neith (Afyvrf) mit-
gebracht und nach seiner Vermählung mit der Tochter Aktaeons als oberster Priester und
Gesetzgeber den von ihm eigentlich gestifteten attischen Staat, ein halbes Jahrhundert lang
in der Eigenschaft eines Königs regiert haben. Er theilte die damals etwa 20,000 Männer
enthaltende Bevölkerung in vier Stämme (cpvXai), brachte ihr die Segnungen eines geregelten
Gottesdienstes und der Ehen, lehrte den Ackerbau, die Pflege des Oelbaumes, die Viehzucht,
jene der Bienen, übte die Kunst der Schifffahrt und schuf den Felsen der jetzigen Akropolis
zur festen Burg (Kekropia) um. Mit dieser Erbauung der Burg beginnt, wenn gleich noch
immer mythenartig, die eigentliche Geschichte der Stadt Athen.

Unter den 10 Nachfolgern des Kekrops, welche bis etwa 1008 regierten, nennen wir
als die merkwürdigeren, Kranaos, seinen Schwiegersohn, Stifter desAreopags; Kekrops
IL, welcher die Stämme Attikas unter eine mehr compacte Herrschaft brachte und den
Grundbesitz in 12 Districte mit eben so vielen Hauptorten eintheilte; Amphyktion, den
Thessalier, Sohn Deukalions und Schwiegersohn des Kranaos, Begründer des amphyk-
tionischen Bundes; Erechtheus I. (Eriehthonius), der durch Aufstellung eines Bildes der
Athene aus Olivenholz in der Burg und durch die Anordnung des Festes der Athenaeen sich
bemerkbar machte. Die Mythe giebt ihm den Poseidon zum Vater, die Erde zur Mutter,
die Athene zur Erzieherin; sein Grab ward ihm in dem Heiligthume, das er der Letzteren
in der Kekropia geweiht und das seitdem den Namen Erechtheion führt; — die beiden
Pandion, von denen der erste, Vater der Prockne und Philomele, die Gesetzgebung ver-
besserte, zu dessen Zeit der ackerbauverständige Triptolemos, Stifter der elcusinischen Mys-
terien, lebte, der andere aber, nach Verlust des Thrones durch die Metioniden, verjagt,
aber später Herrscher von Megaris ward; — Erechtheus II., welcher Euboea colonisirte
und Eleusis eroberte, selbst aber als Opfer dieser Erwerbung fiel undAegeus, der älteste
der vier Söhne des zweiten Pandion, der Pandioniden.

Während des Zeitraumes, den die Regierung dieser mythischen Könige einnahm, ge-
langte der Volksstamm der Hellenen, begründet durch Deukalion, zur Ausbreitung in
Griechenland.

Nunmehr beginnt mit Theseus, dem Naeheiferer des thebanischen Herakles, einnebel-
freierer Geschichtsabschnitt, das heroische Zeitalter.

Theseus, der geheimgeborne Sohn des Aegeus und der troezenisehen Fürstentochter

ung

als Thronerbe, trotz des leindlichen Beginnens seiner giftnüsehenden Stiefmutter Medea.
Als solcher bekämpfte er den marathonischen Stier und die aufrührerischen Pallantiden,
befreite Athen mit Hülfe der Ariadne von dem durch Minos auf Creta geforderten jährli-
chen Tribut von 14- Jungfrauen und Jünglingen für das in dem dortigen Labyrinthe hau-
sende Ungeheuer Minotauros, wurde aber bei seiner Rückkehr durch unterlassenes Aufziehen
eines weissen statt des schwarzen Segels, welches dem Aegeus nach Verabredung als Zeichen
des verunglückten Zuges galt, Ursache seines Todes, indem Aegeus bei dem Anblick des-
selben von dem leisen der Akropolis sich herabstürzte und zerschmetterte.

Theseus, nun (1230 v. C.) als einsichtsvoller Gesetzgeber und ßefestiger des Staats regie-
rend, hob die einzelnen Gerichte und Gemeinde-Versammlungen auf und vereinigte die
sämmtliche atheniensische Bevölkerung, nachdem er solche in 3 Standes-Classen eingetheilt
hatte, zu einem einzigen Gemeindekörper, dem er in dem Prytaneion einen gemeinsamen
Gerichtshof gab, stiftete zu Ehren der Schutzgöttin der Stadt das Fest der Panathenaeen,
erneuerte die isthmischen Spiele, lud Fremde zur Niederlassung ein, beschränkte aber auch
zugleich die königlichen Belügnisse, indem er davon der vornehmsten jener Classen, den erb-
geadelten Eupatriden, die wichtigen Rechte der Sorge für die Religion und die Erläuterung
der Gesetze, sowie die öffentlichen Aernter übertrug.

Nach dieser Begründung aristokratischer Regierungsformen wird er Athen gewisser-
massen fremd. Er schliesst sich dem Argonautenzuge an, nimmt an der Jagd des kalydoni
sehen Ebers, am Kampfe der Lapithen gegen die Kentauren und gegen die Amazonen
Theil, entführt mit Perithous die Helena und wird nach einem misslungenen ähnlichen Ver-
such an der Proserpina, in der Unterwelt zurückgehalten, aus welcher Herakles ihn befreit.

Zurückgekehrt nach Athen erwartet ihn doppeltes Missgeschiek, die Empörung des
Demagogen Menestheus und das tragische Verhältniss der Phaedra, seiner Gemahlin,
zu seinem Sohn Hippolyt.

Unfähig die Regierung wieder zu behaupten, verlässt er, es verfluchend, Athen, um
auf Skyros seinen Tod zu linden, und erst spät, unter Kimon, wird seinem Andenken
durch die Heiniführung und Bestattung seiner Gebeine, durch Errichtung eines ihm geweih-
ten Heiligthums und durch die ihm fortan als Halbgott bewiesene Verehrung, gerechte An-
erkennung zu Theil.

Wir sind mit der Regierung des Menestheus zur Epoche des unsterblichen trojani-
schen Krieges (1174-), gelangt, zu welchem dieser an der Spitze der Krieger Athens zog,
das er jedoch nicht wiedersah. Er starb während der Heimfahrt auf der Insel Melos.

Ihm folgte des Theseus Sohn Demophoon, der Begründer des Gerichts der Epheten.

Nach ihm regierte sein Sohn Oxyntes, dann Aphidas und endlich der Letzte aus
dem Stamme des Theseus, Thymoetes, welcher nach einem feig abgelehnten Zweikampfe
mit dem Könige der Boeotier durch den ihn siegreich vertretenden Melanthus, einem
Messenier aus dem Stamme Nestors, des Thrones verlustig wurde, den dieser sofort ein-
nahm und später seinem Sohne Kodrus hinterliess.

Kodrus war der Letzte der 17 Könige. Während seiner Regierung fielen die Dorier
in Attika ein. Der Sieg war diesen vom Orakel verheissen, wenn sie den König nicht
tödten würden. Kodrus, des Spruches kundig, begab sich verkleidet in das feindliche Lager
am Ilissos, suchte und fand Streit, und ward darin erschlagen. Die Dorier, des pythischen
Ausspruchs eingedenk, zogen ab, die Athener aber benutzten die hochherzige That ihres
Königs, um unter dem Vorwande, es könne kein solchen Ruhmes würdiger Nachfolger ihm
gegeben werden, die monarchische Regierungsform zu stürzen, den Namen König in Ar-
chon zu verwandeln und dem Archon viele der vordem königlichen Rechte zu nehmen.

Lebenslänglich und erblich zwrar, jedoch verantwortlich, regierten nun (10C)8—754-)
zuerst Medon, des Kodrus Sohn, den der Demokratie sich immer mehr zuneigenden Staat,
sodann, ihm nachfolgend, während einer Reihe dunkler aber ruhiger Jahre, noch 12 Ar-
chonten, deren Letzter Alkmaeon war.

Während dieser mehr als dreihundertjährigen Periode fand die Auswanderung der
attischen Jonier, mit ihnen der hervorragendsten Talente und Kräfte, nach Klein-Asien statt.

Nach Alkmaeons Tode wurde die Herrschaft der Archonten auf 10 Jahre beschränkt
und ihrer nach und nach sieben — (deren erster Charops, der Letzte aber Eryxias war)
— endlich 70 Jahre darauf (682) gleichzeitig neun eingesetzt und mit eben so vielen Ver-
waltungszweigen betraut.

Unter diesen ward (022) dem Drakon die Aufgabe der Entwerfung neuer, die in-
neren Verhältnisse ordnender Gesetze. Ihre Strenge aber untergrub schnell ihre Dauer;
der Urheber musste flüchten und starb auf Aegina. Partheienzwiste zerrissen das Land;
Kylon versuchte eine Umwälzung, die von dem Archon Megakles blutig unterdrückt
wurde, aber dieser und seine Gehülfen erndteten für die dabei vorgefallenen Entehrungen
der Heiligthümer den Fluch des Volkes. Während dieser Zeit gieng Salamis an Megara

verloren.

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