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Einleitung
lieh auch das Thema vom Epigonendrama nicht nach allen Seiten
erschöpfend zu behandeln, sondern nur in einer Anzahl von Haupt-
punkten festzulegen gewesen. Eine Berücksichtigung der gesamten,
nach Tausenden zählenden Bühnenliteratur, die unter Schillers
Einfluß entstand und noch entsteht, konnte nicht im Plane der
Arbeit liegen. Wohl aber mußte der Darsteller typischer lite-
rarischer Verhältnisse, wie sie hier zu zeichnen waren, es sich
angelegen sein lassen, auch über Auffenberg hinauszugreifen in
Fällen, wo eine Berücksichtigung früherer oder späterer Drama-
tiker nach irgend einer Seite lehrreich erschien. So sind neben
anderen von den ältesten Epigonen Körner und Soden, von den
jüngsten Wilhelm Henzen und Wildenbruch in die Abhandlung ge-
legentlich einbezogen worden. Eine Inventarisierung des ganzen
Materials, wie sie bei einer Arbeit über ein engumgrenztes Gebiet
wie das Ritterdrama möglich, war hier natürlich ausgeschlossen:
aber durch die Hinweise auf andere Autoren als Auffenberg wird
man sich auch ohne diese erschöpfende Vollzähligkeit über die
Stärke der Einwirkung gewisser Motive und Gedanken Aufschluß
geben können.
Der Verfasser hofft, daß besonders der zweite Teil seiner
Arbeit für den Historiker der Literatur nicht ohne Wert sein
wird. Indirekt bis zu gewissem Grade sogar vielleicht selbst für
den ästhetisch Genießenden. Denn diesem wird von neuem, in
Einzelfällen deutlicher wohl als bisher, klar werden, wie viele
der Sünden, die wir von Otto Ludwig bis zu Adolf Bartels auf
Schillers Konto zu setzen liebten, recht eigentlich nur von seinen
Nachtretern begangen sind. Auffenbergs Literarkritiker fühlt sich
darum gerade in diesem Teile weniger als Verteidiger denn als
öffentlicher Ankläger. Und so kann eine Schrift über Auffenberg
an manchen Stellen sich ausnehmen wie ein Plaidoyer für Schiller
auch bei einem Kritiker, der die Zukunft des deutschen Dramas
nicht in einem zweiten Schiller, sondern in einem neuen Hebbel
sucht. 1
1 Dieser Teildruck enthält nur den ersten der zwei Teile der Gesamt-
arbeit, welche unter dem Titel „Joseph von Auffenberg und das Schauspiel
der Schillerepigonen" gleichzeitig als Band 21 von Berthold Litzmanns
„Theatergeschichtlichen Forschungen" (Hamburg und Leipzig, Leopold Voß)
erscheint.
Einleitung
lieh auch das Thema vom Epigonendrama nicht nach allen Seiten
erschöpfend zu behandeln, sondern nur in einer Anzahl von Haupt-
punkten festzulegen gewesen. Eine Berücksichtigung der gesamten,
nach Tausenden zählenden Bühnenliteratur, die unter Schillers
Einfluß entstand und noch entsteht, konnte nicht im Plane der
Arbeit liegen. Wohl aber mußte der Darsteller typischer lite-
rarischer Verhältnisse, wie sie hier zu zeichnen waren, es sich
angelegen sein lassen, auch über Auffenberg hinauszugreifen in
Fällen, wo eine Berücksichtigung früherer oder späterer Drama-
tiker nach irgend einer Seite lehrreich erschien. So sind neben
anderen von den ältesten Epigonen Körner und Soden, von den
jüngsten Wilhelm Henzen und Wildenbruch in die Abhandlung ge-
legentlich einbezogen worden. Eine Inventarisierung des ganzen
Materials, wie sie bei einer Arbeit über ein engumgrenztes Gebiet
wie das Ritterdrama möglich, war hier natürlich ausgeschlossen:
aber durch die Hinweise auf andere Autoren als Auffenberg wird
man sich auch ohne diese erschöpfende Vollzähligkeit über die
Stärke der Einwirkung gewisser Motive und Gedanken Aufschluß
geben können.
Der Verfasser hofft, daß besonders der zweite Teil seiner
Arbeit für den Historiker der Literatur nicht ohne Wert sein
wird. Indirekt bis zu gewissem Grade sogar vielleicht selbst für
den ästhetisch Genießenden. Denn diesem wird von neuem, in
Einzelfällen deutlicher wohl als bisher, klar werden, wie viele
der Sünden, die wir von Otto Ludwig bis zu Adolf Bartels auf
Schillers Konto zu setzen liebten, recht eigentlich nur von seinen
Nachtretern begangen sind. Auffenbergs Literarkritiker fühlt sich
darum gerade in diesem Teile weniger als Verteidiger denn als
öffentlicher Ankläger. Und so kann eine Schrift über Auffenberg
an manchen Stellen sich ausnehmen wie ein Plaidoyer für Schiller
auch bei einem Kritiker, der die Zukunft des deutschen Dramas
nicht in einem zweiten Schiller, sondern in einem neuen Hebbel
sucht. 1
1 Dieser Teildruck enthält nur den ersten der zwei Teile der Gesamt-
arbeit, welche unter dem Titel „Joseph von Auffenberg und das Schauspiel
der Schillerepigonen" gleichzeitig als Band 21 von Berthold Litzmanns
„Theatergeschichtlichen Forschungen" (Hamburg und Leipzig, Leopold Voß)
erscheint.