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Rom und Köln
oder
die Entwickelung der cMstlicli-germanischen Kunst.
V orbemerkung.
Die diesem Aufsatze durch äussere Veranlassung gegebene Form hat
alles namentliche Eingehen auf die Bearbeitungen des Gegenstandes fern
halten müssen, aber der mit diesem Gebiete Vertraute wird wohl bald
erkennen, dass ausser der persönlichen Anschauung, die längere Zeit und
mit Sorgfalt benutzt zu haben der Verfasser sich bewusst ist und ohne die
alle derartigen Behandlungen des inneren Lebens entbehren, er theils die
allgemeinen kunstgeschichtlichen Werke des Mittelalters, als Kugler,
Kinkel u. s. w., sowie die grossen topographischen Werke über Rom,
theils die ganze Zahl von Monographieen, vor allem über den salomonischen
Tempel von Bähr, über die Basiliken von Bunsen, Kugler, Urlichs,
Zestermann, sowie Werke über Centralkirchen, über die Denkmäler am
Niederrhein, theils endlich die trefflichen Abhandlungen über christliche
Typik von W. Grimm, vor allem von Didron benutzt hat. Das Urtheil
über die so mannigfaltig über einzelne Punkte von einander abweichenden
Ansichten wird man bei dieser Darstellung herausfinden, die aber vor
allem ein Gesammtbild der Entwickelung vom Standpunkte der Cultur-
geschichte zu entwerfen versucht hat.
Zwei Epochen der Geschichte sind es, die ihr entschiedenes
Gepräge der Physiognomie der ewigen Weltstadt aufgedrückt
haben und die jedem Beschauer in Rom mächtig entgegentreten:
die Zeit des modernen Katholicismus, der modernen Bildung,
die in Kirchenfa9aden, Brücken, Plätzen, Statuen anspruchsvoll,
breit und doch vielfach ohne innere Berechtigung auftritt und
die bescheideneren, in sich harmonischen und einfachen Denk-
mäler der kurz vorhergehenden Kunstblüthe im Anfänge des
sechzehnten Jahrhunderts ganz zürückdrängt, und die antike
Welt, deren Trümmer von der Königszeit an, wie im Carcer
Mamertinus, durch die Periode der Republik bis zu den letzten
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Rom und Köln
oder
die Entwickelung der cMstlicli-germanischen Kunst.
V orbemerkung.
Die diesem Aufsatze durch äussere Veranlassung gegebene Form hat
alles namentliche Eingehen auf die Bearbeitungen des Gegenstandes fern
halten müssen, aber der mit diesem Gebiete Vertraute wird wohl bald
erkennen, dass ausser der persönlichen Anschauung, die längere Zeit und
mit Sorgfalt benutzt zu haben der Verfasser sich bewusst ist und ohne die
alle derartigen Behandlungen des inneren Lebens entbehren, er theils die
allgemeinen kunstgeschichtlichen Werke des Mittelalters, als Kugler,
Kinkel u. s. w., sowie die grossen topographischen Werke über Rom,
theils die ganze Zahl von Monographieen, vor allem über den salomonischen
Tempel von Bähr, über die Basiliken von Bunsen, Kugler, Urlichs,
Zestermann, sowie Werke über Centralkirchen, über die Denkmäler am
Niederrhein, theils endlich die trefflichen Abhandlungen über christliche
Typik von W. Grimm, vor allem von Didron benutzt hat. Das Urtheil
über die so mannigfaltig über einzelne Punkte von einander abweichenden
Ansichten wird man bei dieser Darstellung herausfinden, die aber vor
allem ein Gesammtbild der Entwickelung vom Standpunkte der Cultur-
geschichte zu entwerfen versucht hat.
Zwei Epochen der Geschichte sind es, die ihr entschiedenes
Gepräge der Physiognomie der ewigen Weltstadt aufgedrückt
haben und die jedem Beschauer in Rom mächtig entgegentreten:
die Zeit des modernen Katholicismus, der modernen Bildung,
die in Kirchenfa9aden, Brücken, Plätzen, Statuen anspruchsvoll,
breit und doch vielfach ohne innere Berechtigung auftritt und
die bescheideneren, in sich harmonischen und einfachen Denk-
mäler der kurz vorhergehenden Kunstblüthe im Anfänge des
sechzehnten Jahrhunderts ganz zürückdrängt, und die antike
Welt, deren Trümmer von der Königszeit an, wie im Carcer
Mamertinus, durch die Periode der Republik bis zu den letzten