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Heimatschutz und Wohnungsfrage.

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übersehen kann, während auf der anderen Seite auch wieder manches wohl
dem Ortsmuseum, nicht aber dem Provinzialmuseum anvertraut wird. Br hat
es sich daneben aber zur Aufgabe gemacht, diese kleineren Museen zu wirk-
lich vernünftigen, lebensfähigen Gebilden zu gestalten, und zu diesem Zweck,
was auch Herr Professor Dehio anheimgegeben hat und was sehr fruchtbar
ist, einen Verein sämtlicher Dirigenten unserer Museen ins Leben gerufen,
wo über die Museumsangelegenheiten beraten und Rat erteilt wird. Das
hat auch den großen Vorzug, daß ein Austausch stattfinden kann, daß, wenn
ein kleines Museum Sachen hat, die nicht dorthin gehören, dagegen in ein
anderes Museum, man freundschaftlich die Sachen austauscht.

Ich möchte darum für diese kleinen Museen hier das Wort einlegen.
Ich glaube, wir werden der Bewegung, sowohl des Denkmalschutzes, als
auch des Heimatschutzes, einen großen Dienst tun, wenn wir, sofern sie in
vernünftiger, verständiger Weise verwaltet werden und ihre Dauer gesichert
ist, diesen Museen unsere lebhafte Anerkennung zollen und unsere Hilfe
ihnen darbieten. (Beifall.)

Vorsitzender: Wünscht jemand noch zu diesem Thema das Wort?
Das scheint nicht der Fall zu sein. So schließe ich die Diskussion mit
unserem besten Dank an den verehrten Herrn Referenten, der ein Thema
angeschlagen und in seiner geistvollen Weise vor uns behandelt hat, das
schon wiederholt von uns in früheren Tagungen gestreift, aber niemals ein-
gehend erörtert worden ist. Ich bin überzeugt, daß dieser Gegenstand noch
öfter auf unserer Tagesordnung erscheinen wird, und möchte nur wünschen,
daß wir dann immer so friedlich darüber disputieren, wie heute.

Wir kommen nun zum nächsten Punkt der Tagesordnung, wozu ich
Herrn Professor Dr. Puchs-Tübingen das Wort zu nehmen bitte.

Heimatsclmtz und Wohnungsfrage.

Referent Professor Dr. Fuchs-Tübingen: Kgl. Hoheit! Meine
Damen und Herren! Kunst und Wirtschaft — ein ewiger, tiefer Ab-
grund scheint zwischen diesen beiden zu klaffen. Dort das naive, dem Gemüt
und der Phantasie entspringende Schaffen zur Verwirklichung eines vor-
schwebenden idealen Schönheitsgedankens, hier die im Verstände wurzelnde,
berechnende Güterbeschaffung, vor allem die Beschaffung der materiellen
G iiter zur Befriedigung der materiellen Bedürfnisse des Menschen mit möglichst
geringem Aufwand. Wohl muß auch der Kunst sich bei ihrer Ausführung
Berechnung gesellen, aber das ist doch immer nur die Berechnung der Technik,
d. h. das Streben nach absolut vollkommenster Lösung eines Problems, nach
absolut vollkommenster Erreichung eines mechanischen Zweckgedankens,
also ohne Rücksichtnahme auf die Kosten, ohne Rücksichtnahme gerade auf
das Moment, das für die Wirtschaft immer den Regulator bildet. Und doch,
meine Damen und Herren, kann und muß dieser Gegensatz zwischen Kunst
und Wirtschaft überbrückt werden, muß aufgelöst werden in einer höheren
Einheit: der nationalen Kultur. Das gilt ebenso wie für die Kunst auch
für die Wirtschaft, wenn auch nicht die Privatwirtschaft, so doch die Volks-
wirtschaft. Und was so allgemein für Kunst und Wirtschaft gilt, das gilt dann
insbesondere von ihren Teilgebieten: Heimatschutz und W ohnungsfrage.
 
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