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Stoll, Hermann
Die Alamannengräber von Hailfingen in Wuerttemberg — Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit, Band 4: Berlin, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.44624#0013
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EINLEITUNG

Mitten in der weiten Kornebene des oberen Gäues, des oberen alamannischen Gaues
im Neckargebiet, liegt Hailfingen, breit hingelagert in eine flache Mulde der Hochfläche.
Es ist ein echter Gäuort mit etlichen 20 großen Bauernhöfen und über 100 Kleinbauern-
stellen, die sich in loser Haufenform um den Ortsmittelpunkt scharen, wo die Kirche des
heiligen Laurentius, der alte Pfarrhof, die ehemalige Zehntscheuer und das Rathaus eine
Siedlungsgruppe für sich bilden. In diesem alten Ortskern entspringt eine starke Quelle,
die wahrscheinlich die Gründer des Ortes zur Ansiedlung bewogen hat. Die Hochfläche
ist nur durch den schmalen Einschnitt des Kochenhardtgrabens und durch die Gelände-
stufe der Eck etwas gegliedert. Das Landschaftsbild wird durch die weichen Formen
mächtiger Lößablagerungen beherrscht, die in diesem Teil des Gäues weithin die harte
Steinplatte des Muschelkalks verdecken. Durch diesen Löß ist die große Fruchtbarkeit
der Gegend bedingt; an der Unterkante der Lößablagerung tritt zudem das Grundwasser
in zahlreichen Quellen zutage 1). Für die ganze vormittelalterliche Besiedelung der Hail-
finger Markung war das Vorhandensein zweier günstiger Siedlungsstellen am Rande je
einer großen Lößfläche bestimmend. Es sind dies die Umgebung des Großen Brunnens
1,3 km östlich des Ortes und westlich des Ortes die Flur Steppach mit der Wurmfelder
Zeig, an deren Rand die stattliche Quelle des Weiherbrunnens entspringt, welche heute
die Wasserleitung der beiden Dörfer Hailfingen und Seebronn speist. Auf diese beiden
Stellen gründete sich fast die ganze frühere Besiedlung, da sich von Süden her zwischen die
beiden großen Lößflächen ein breiter Keil schlechten Tonmergelbodens einschiebt, der erst
seit dem späteren Mittelalter beackert wird. Auch die alamannische Besiedelung schloß
sich zunächst an diese natürliche Gliederung der Landschaft an; dann aber verschmolzen
durch Zusammenschluß beider Gebiete in einer Markung zwei lange getrennte Siedlungs-
gebiete zu einer Einheit.
Die Markung Hailfingen ist von mittlerer Größe (750 ha) und hatte früher eine ziem-
lich regelmäßige, rechteckige Form (Abb. 1); der zackige Grenzverlauf südöstlich des
Ortes stammt aus einem Grenzstreit mit dem benachbarten Seebronn (Flur Hädere!),
und der von Westen her bis gegen das Dorf vorstoßende Keil der Markung Bondorf (Fluren
Steppach und Föhrenloch) ist erst in der Reformationszeit durch Austausch der Kirchen-
güter entstanden. Die alamannische Markung Hailfingen hatte demnach eine Größe von
rund 800 ha, was in den dicht besiedelten Lößgebieten Süddeutschlands als Durchschnitts-
maß einer germanischen Dorfmarkung gelten kann. Die Markung ist jetzt in 6330 Parzellen
geteilt, worin sich die starke Zersplitterung des Besitzes in dieser Gegend zeigt 2). Von
der Gesamtfläche sind 82,2% landwirtschaftlich genützt, davon das meiste als Acker-
land (557,1 ha); die Wiesenfläche ist verhältnismäßig klein (51,21ia). Der Wald, welcher
durchweg parzellierter Privatbesitz der Hailfinger Bauern ist, steht südöstlich des Ortes
auf schweren Keupertonböden (insgesamt 105,5 ha). Ursprünglich muß der Wald eine
1) Zur Bodenbeschaffenheit und Besiedlung dieser Landschaft vgl. H. Stoll, Urgeschichte des Oberen Gäues (Stutt-
gart 1933) 10—17.
2) Diese und die folgenden Angaben aus OA.-Beschreibung Rottenburg 2 (1899) 171.

Germ. Denkmäler d. Völkerwanderungszeit 4. Stoll.

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