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Stoll, Hermann
Die Alamannengräber von Hailfingen in Wuerttemberg — Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit, Band 4: Berlin, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.44624#0018
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DIE FRIEDHÖFE
DER MARKUNG HAILFINGEN
Der stattliche, zum größten Teil ausgegrabene Friedhof in der Vorderen Breite Hegt
auf der Höhe und dem nördlichen Abhang eines flachen Hügels. Die Form des Begräbnis-
platzes ist ganz unregelmäßig (Pläne 1 und 2), nur der Südrand verläuft einigermaßen
geradlinig. Im Osten gehen die Gräberreihen bis zu einem alten Weg, dem sogenannten
Geraden Steig (Taf. 1 A). Dieser war offenbar schon in der Frühzeit vorhanden, wenn
auch nicht genau in derselben Linie wie heute, da beim Tieferlegen des Weges noch zahl-
reiche Gräber zutage kamen, während südlich von ihm nur eine kleine Ecke mit 4 Gräbern
lag.
Die Anordnung der Gräber ist in den einzelnen Teilen des Friedhofs verschieden; vom
unregelmäßigen Haufen bis zu gleichmäßig ausgerichteten Reihen finden sich alle Arten
der Gruppierung (Pläne 1 und 2) x). Die Gräber liegen ungefähr in W-O-Richtung, jedoch
nur wenige mit genauer Ausrichtung nach 0; die meisten weichen mehr oder weniger
stark nach NO ab, nur ganz wenige, und zwar nur solche der ältesten Teilgruppen, nach
SO. Solche Abweichungen aus der Bestattung zu verschiedenen Jahreszeiten zu erklären,
wie dies Holter beim Gräberfeld von Obermöllern, Kr. Naumburg-Land, getan hat * 2), ist
nicht gut möglich; es gäbe danach in Hailfingen fast nur Sommergräber. Vielmehr ist
die Richtung des einzelnen Grabes von seiner Lage innerhalb einer Gräbergruppe ab-
hängig. Offenbar wurden die ersten Gräber einer neu angelegten Gruppe mehr oder weniger
genau nach 0 gerichtet; die folgenden Gräber schlossen sich dieser Richtung an, wobei
dann später an den Rändern der Gruppe die Richtung immer stärker verändert wurde.
So verlaufen schließfich die Reihen einer Gruppe in flachen Bögen, deren Enden gegen
den Kern der Gruppe eingebogen sind (z. B. in der Mitte des Friedhofs die Reihe von
Grab 91 über 96—101—149 zu 208 oder, nach der anderen Seite durchgebogen, die Reihe
67—76—135—138). Am Nordrand fallen einige Bestattungen in der Umgebung des
reichen Männergrabes 269 auf, da sie mit ganz anderer Richtung wie ein Keil in die um-
gebenden Gräberreihen hineinstoßen; hier wird eine Ecke einer älteren Gräbergruppe des
Friedhofs von viel jüngeren Gräbern eingefaßt. Bei der anderen frühen Gräbergruppe
des Friedhofs, um Grab 411 (ältere Westgruppe), schwankt die Richtung der Gräber
ebenso stark, besonders in der Umgebung von Grab 418. Nach Süden geht die letztere
Gruppe mit einigen Unterbrechungen in die nächst jüngere Gruppe über, in der schon
deutliche Reihen ausgebildet sind (z. B. 459—349).
Um den Überblick über das große Gräberfeld zu erleichtern, wurden die Gräber in fol-
gende Hauptgruppen eingeteilt: 1. die Westgruppe von der Anhäufung von Gräbern bei
Grab 411 bis zu dem großen Männergrab 357. Man kann mit Recht von einer besonders
reichen Gruppe reden, denn hier war fast Grab an Grab mit reicher Ausstattung versehen,
so daß die Hauptmasse der ansehnlicheren Beigaben aus dieser einen Gräbergruppe stammt.
J) Dadurch erübrigt sich der Streit über die Berechtigung des Ausdruckes Reihengräber; denn diese Reihen sind in
jedem Gräberfeld des Frühmittelalters vorhanden, aber nicht in allen Teilen des Gräberfeldes gleichmäßig durchgeführt.
2) Holter 5f.

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