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Stoll, Hermann
Die Alamannengräber von Hailfingen in Wuerttemberg — Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit, Band 4: Berlin, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.44624#0051
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ZEITBESTIMMUNG

Gräber, die mit Bestimmtheit noch in das 5. Jahrhundert gesetzt werden könnten, sind
nicht vorhanden. Ein Vergleich der Hailfinger Männergräber mit dem reichen Männergrab
des 5. Jahrhunderts aus dem benachbarten Entringen1) zeigt, daß hier keine Beigaben von
gleicher Form vorkommen. Dagegen bilden Glasbecher und Schildbuckel von Entringen
die Vorstufen zu denen aus dem Hailfinger Grab 269 (Taf. 8, 13—16), das jedoch schon
eine Schnalle mit dickem Schilddorn (Taf. 8, 7 a) enthält und deshalb in das 6. Jahrhundert
zu setzen ist 2). In wenig spätere Zeit dürfte Grab 411 (Taf. 9) mit der gleichen schmalen
Form der Wurfaxt und einem mit Farbglaszellen besetzten Taschenbeschlag zu stellen sein,
trotzdem der Schildbuckel die in den Langobardengräbern Italiens übliche Kegelform hat.
Zu berücksichtigen ist dabei, daß der hier bestattete Mann in hohem Alter starb, also sehr
wohl Ausrüstungsgegenstände aus zwei verschiedenen Generationen bei sich haben konnte 3).
Eine gute Ausrüstung eines Mannes des 7. Jahrhunderts zeigt Grab 424 (Taf. 10, 1-—9) mit
kegelförmigem Schildbuckel und lorbeerblattförmiger Lanzenspitze. Für das spätere
7. Jahrhundert ist die Ausstattung des Männergrabes 447 (Taf. 10, 10—14) bezeichnend.
Der Schildbuckel hat die hohe Kegelform erreicht; der Sax ist flechtbandverziert. An dieses
Grab sind mehrere aus derselben Gräbergruppe anzuschließen. Vom Rande des Haupt-
friedhofs sei hier Grab 21 beigefügt (Taf. 7); darin lagen u. a. Schnallenbeschläge mit ganz
roher Flechtbandverzierung, eine Spatha mit dickem Knauf und Parierstange, ein breiter
schwerer Sax, eine schmale Lanzenspitze und ein Sporn. Dieses Grab besitzt Entsprechun-
gen in verschiedenen anderen Friedhöfen4).
Für die Frauengräber eine ähnliche Entwicklungsreihe aufzustellen, ist schwieriger, da
aus den älteren Gruppen wenig bezeichnende Inventare vorliegen und von den jüngeren
gerade die reichen Frauengräber durch die Grabräuberei stark mitgenommen worden sind.
Eines der frühesten ist Grab 361 (Taf. 14, 6—11), das mit einem Paar Fünfknopffibeln und
dem verzierten beinernen Spinnwirtel dieselbe Zusammensetzung zeigt, wie ein Grab aus
Dettingen a. d. Erms, Kr. Urach 5). Die Form der Fibeln verweisen Grab 361 in die
Mitte des 6. Jahrhunderts. In derselben Gräbergruppe liegt das Frauengrab 417 b
(Taf. 15, 8—14), das mit seiner Almandinscheibenfibel und dem Tummler etwas später
anzusetzen ist. Eine solche Almandinscheibenfibel hatte auch die Frau in Grab 338, da-
neben eine späte Bügelfibel, bunte Glasperlen, Glasspinnwirtel und einen Krug mit
kleeblattförmiger Mündung (Taf. 15, 1—7). Die Bügelfibel ist stark abgenutzt; das Grab
dürfte daher schon ein gutes Stück in das 7. Jahrhundert hereinzurücken sein. Noch jünger
ist wohl Grab 296 mit seinen beiden Rundfibeln anzusetzen (Taf. 14, 1—5). Es zeigt in der
Halskette schon die mandelförmigen Perlen wie bei den Ketten der beiden folgenden Gräber.
!) Veeck, Alam., Taf. D, 6; K, 1—9; N, 7a u. b. Das Grab ist bei Werner 33 Anm. 2 unter den Männergräbern der
Stufe Flonheim-Gültlingen (jüngerer Abschnitt der Gruppe I, etwa 480—520) aufgeführt.
2) Eine ähnliche Ausstattung enthielt das Kriegergrab von Oos in Baden (Wagner 2, 45 Abb. 50).
8) Dieselbe Zusammenstellung von Franziska und hohem Schildbuckel zeigt Freilaubersheim, Grab 3 (Mz. Zs. 14,
1919 Taf. 1, 4 G. Behrens).
4) Z. B. Holzgerlingen, Grab 5 (Veeck, Alam. 190), Herbrechtingen (Hertlein, a. a. O. S. 71), abgesehen von der
Silbertauschierung auch Hintschingen, Grab 14 (Werner, Taf. 31—33 A).
B) Veeck, Alam., Taf. G 9 u. 12.

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