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Stoll, Hermann
Die Alamannengräber von Hailfingen in Wuerttemberg — Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit, Band 4: Berlin, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.44624#0029
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DIE BEIGABEN
SCHMUCKSACHEN
Fibeln
Von den Fibeln sind die beiden Bügel von Armbrustfibeln des 3./4. Jahrhunderts aus
Frauengrab 94 und Männergrab 349 (Tafel 29, 9) nicht als Trachtstücke verwendet ge-
wesen; sie wurden in Gürteltaschen gefunden. Damit fällt meine frühere Behauptung1),
der Hailfinger Friedhof beginne im 4. Jahrhundert. Ältere Fibelbügel kommen in ala-
mannischen Gräbern öfters vor und können leicht zu falscher Datierung der Gräber ver-
führen 2); es ist zu beachten, daß in solchen Fällen stets nur der Bügel der Fibel erhalten
ist und daß die Stücke mit anderem Kleinkram zusammen in der Gürteltasche liegen,
gleicherweise in Männer- wie in Frauengräbern. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß dies
nicht Bügel von beliebigen Fibeltypen sind, sondern in der Regel solche von Fibeln des
späteren 3. oder vom Anfang des 4. Jahrhunderts, also gerade aus der Wanderzeit der Ala-
mannen. Sollten dies vielleicht in Familienbesitz verbliebene Andenken an einen Vor-
fahren aus der Zeit der Landnahme sein? Oder sind sie nur als „Altertumsfunde“ der
Hailfinger Alamannen zu bewerten, wie die römischen Münzen (s. S. 27) und der bronzene
Fibelbügel der Hallstatt- oder Latenezeit aus Grab 456?
Zu den älteren Fibeln des Friedhofs gehört das Paar Vogelfibeln aus Grab 262 (Taf. 20,
15). G. Thiry setzt die Abart, die sie aus 10 Grabfeldern zwischen Seine und Rhein (dazu
Herpes, Charente) nachweist, in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts3). An Fünfknopffibeln
liegt ein Paar einer späteren Entwicklungsstufe mit flachen Köpfen und breitem Tierkopf am
Fuß aus Grab 361 vor (Taf. 14, 6—7), das etwa in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts zu
setzen ist. Häufiger ist der längliche Tierkopf an der Fibel mit halbrunder Kopfplatte aus
Grab 338 (Taf. 15, 2). Das Ornament ist entstellt, die Knöpfe sind zusammengeflossen,
so daß diese Fibel als ein spätes Stück der Gruppe mit ovaler Fußplatte 4) anzusehen und
wohl in den Anfang des 7. Jahrhunderts zu stellen ist. Die Fibelgruppe ist in Süd West-
deutschland ziemlich häufig.
Die runden oder rosettenförmigen Almandinscheibenfibeln sind ganz auf die ältere West-
gruppe des Hauptfriedhofs beschränkt (Gräber 338, 405, 417b, 435; Taf. 15, 3 u. 11; 14, 4;
20, 17—18). Wenn sie paarweise vorhanden sind, liegen sie immer längs dem Brustbein,
1) Fb. Schw. NF. 7, 1932, 66.
2) Aus alamannischen Gräbern erwähne ich: Nagold, Bügel einer Armbrustfibel in einem Grab des 5. Jahrh. (Veeck,
Alam. Abb. 7), Armbrustfibeln aus Pfahlheim, Sindelfingen (Veeck, Alam. Taf. 28 B, 7 u. 8 bzw. Taf. E, 8), Gammer-
tingen (Gröbbels Taf. 11, 9), Hintschingen, Männergrab 14 (E. Wagner, Röm.-Germ. Korrespondenzbl. 9, 1916, Abb. 4).
Bügel von Fibeln mit hohem Nadelhalter aus Altental (Veeck, Alam. Taf. E, 9) und Schretzheim (J. Harbauer, Kat.
d. merow. Altertümer von Schretzheim, Gymnasialprogr. Dillingen 1901/02 Abb. 50). Ebenso gehören hierher zwei
Fibelbügel aus Ulm (Veeck, Alam. Taf. E, 3 u. 5), während die anderen von Veeck abgebildeten Armbrustfibeln aus
Ulm (Taf. E, 2. 6. 7) vollständig erhalten sind und zur Datierung der betreffenden (heute nicht mehr ausscheidbaren)
Gräber benutzt werden könnten, wie die Zwiebelknopffibel aus dem frühen Grab von Cannstatt-Wilhelmsbrücke (Veeck,
Alam. 26 Abb. 4 u. Taf. E, 1).
3) Die Vogelfibeln der germanischen Völkerwanderungszeit (Bonn 1938) 53 Taf. 19 Nr. 434—456.
4) Vgl. N. Äberg, Die Franken u.Westgoten in der Völkerwanderungszeit (1922) 121-—162.

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