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Kekulé von Stradonitz, Reinhard
Die Balustrade des Tempels der Athena-Nike in Athen — Leipzig, 1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.976#0021
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In den Denkmalern sind Nachbildungen des alten Cultusbildes
der Nike-Athena, welches Helm und Granate in den Händen hielt,
bisher noch nicht nachgewiesen worden, wie überhaupt die bildende
Kunst die siegreiche Athena nur selten als eine einzige Persönlich-
keit, als eine mit Nike identische Nike-Athena dargeslellt zu haben
scheint. Es ist hier ein grosser geschnittener Sarder des Berliner
Museums anzuführen, welcher von Tölken') wie folgt beschrieben
wird: »Minerva sitzt auf einem Felsen, der wahrscheinlich dieAkro-
polis von Athen andeuten soll, und verzeichnet auf einen Schild,
welchen sie auf ihr Knie gestützt vor sich hält, einen Sieg; hinter
ihr eine Säule, auf deren Kapitell die Eule sitzt«. Ferner ein ge-
schnittener Karneol in der Sammlung Martinetti2). Vor einem Baum-
stamme, an welchem Panzer, Lanze, Schwert, Helm und Bein-
schiene angebracht sind, und auf dessen Zweig eine Eule sitzt, steht
Athena und schreibt auf den Schild, den sie auf einen Ast des Bau-
mes aufstützt. Endlich ein dem vorigen Steine ähnlicher, nur ober-
halb erhaltener Onyx3).

Das Motiv des Schreibens auf den Schild, in den beiden letz-
ten Gemmenvorstellungen auch das Gesammtmotiv, ist den sehr
häufigen ähnlichen Darstellungen der Nike entlehnt. Es ist begreif-

1806 eine ähnliche bekannt gemacht (Th. I p. 204). Ausser ihr giebt es noch
eine der neinlichen Sladt, auf welcher die sitzende Frau ebenfalls keine Flügel
hat, eine Patera hält, und von einer kleinen hinter ihr schwebenden Nike be-
kränzt wird. Diese Frau hat TEP1NA neben sich, während neben dem Kopf der
Vorderseite TEP1NAIÖN steht. Diese Frau der zweiten Münze (bei Millingen
a. a. 0. ßo. 3) kann man also für die Stadttyche halten.« — Auch hier wechselt
also die Stadigöttin als Siegesgottheit mit Nike selbst; und es scheint mir nicht
unwahrscheinlich, dass die als Nika bezeichnete Frau eben eine Teptva-Nixot ist.
t) Tölken, Verzeichniss der antiken vertieft geschnittenen Steine der Kgl.
preussischen Gemmensammlung p. 125 no. 327. Vgl. Winckelmann, Catalogue
des pierres gravees etc. Cl. II, 209.

2) Heibig, Impronle dell' Istituto VII no. 40. Der Stein soll in Rom bei Porta
S. Giovanni gefunden sein.

3) Miliin, Pierres gravees 17 p. 42—46.
 
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