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Kekulé von Stradonitz, Reinhard
Die Balustrade des Tempels der Athena-Nike in Athen — Leipzig, 1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.976#0023
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Tl.

Es wird nach den glanzenden Untersuchungen Böttichers nicht
mehr geleugnet werden können, dass in der Wahl des Baustils für
die griechischen Tempel in der Blütezeit der Kunst nicht Willkür
und Laune entschied, sondern die Rucksicht auf die Eigentümlich-
keit des Cultus und die Kunstform, in welcher er von Alters her
überliefert war. Wahrend der Parthenon, der in ganz anderem Sinne
ein Tempel ist, als das altattische Heiligtum der Polias, in dori-
scher Weise erbaut ist, gehört der Poliastempel dem ionischen Stile
an. Ebenso der Tempel der Nike-Athena, der auf den alten Grund-
lagen durch ;Ross und seine Freunde wieder aufgerichtet worden
ist. Es ist diese Gemeinsamkeit des Stils mit dem Erechtheion, im
Zusammenhange mit den früheren Andeutungen über die Verwandt-
schaft der Athena-Polias und der Athena-Nike, wie sie sich auch in
der Opfergemeinschaft aussprach, nicht ohne Bedeutung *). Der Ge-
danke, dass der Cult der sich an dieses Heiligtum der Athena-Nike
anknüpft, ein uraller und specifisch altischer sei, wird dadurch von
einer ganz andern Seite her aufs neue wachgerufen. Es ist ein sehr
kleiner, zierlicher Tempel, ein amphiprostylos mit je vier Säulen
an der Ost- und Westfront2). Dach und Giebel konnten nicht
aufgerichtet werden. Auch der ringsum laufende ionische Fries ist
nicht vollständig, aber doch zum grösseren Theil erhalten; und

t) Vgl. Bötticher, Philolog. XVII p. 402 f.
2) Hoss a. a. 0. p. H. Taf. I—X.
 
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