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Kekulé von Stradonitz, Reinhard
Die Balustrade des Tempels der Athena-Nike in Athen — Leipzig, 1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.976#0036
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insofern dem alten Cultbilde im Tempel selbst ähnlich, und ihr gegen-
über, vielleicht den Kranz oder ein anderes Siegeszeigen in den
Händen haltend, eine Nike in einer Stellung, welche in der alten
Kunst als charakteristisch für den erlangten Sieg gilt. Sie ist, wenn
auch weniger gewaltsam, aus berühmten Statuen der siegreichen
Aphrodite und der Victoria von Brescia bekannt1). Die übrigen
Fragmente sind demnach vermutlich sämmtlich auf den von Westen
nach Osten gehenden Haupttheil der Balustrade zu vertheilen. Hier
ist ausser der auf dem Schiffe sitzenden Athena des Eckstückes keine
Stelle äusserlich bestimmt. Von dem was hier vorging sind zwei
Dinge deutlich. Erstens die Herbeiführung der Opferkuh. Zweitens
die Errichtung des Tropaons, um welche sich einige Figuren je nach
ihrer Richtung nach rechts oder links leicht anschliessen lassen. Es
fragt sich also, ob der Athena zunächst die Platte mit der Opferkuh
oder die Errichtung des TropUons zu setzen sei. Auch darüber lässt
die Richtung der Figuren jener Platte keinen Zweifel. Sie sind nicht
wie man erwarten könnte nach links, nach der Athena zu gekehrt-
sondern nach rechts, von ihr abgewendet. Wenn also die Platte mit
der Kuh an das rechte Ende gesetzt wird, so schreiten die Figuren
ziellos ins Weite, abgekehrt nicht nur von der Göttin selbst, sondern
auch von der Errichtung des Tropaons. Es folgt aus dem allen, dass
jene Platte in die Nähe der Athena zu setzen ist. Das Opferthier
wird nach dem Tropäon hingeführt, welches eben in Folge der Hülfe
der Gottheit und zu ihrer und der Stadt, die sie darstellt, Ehre auf-
gerichtet wird; das Opfer soll in Gegenwart der Göttin vor dem
Tropäon vollzogen werden. Es kann dies nach dem oben bemerk-
ten nichts auffälliges haben. Für den Raum nach der Platte mit der
Öpferkuh rechts wird das Tropäon den Mittelpunkt gebildet haben,
und es ist durchaus wahrscheinlich, dass eine im Ganzen symme-
trische Anordnung statt fand. Der schönen'Figur links zunächst an
dem Tropäon, welche den Helm befestigt (no. 8 Taf. H, G) entspricht

I) Vgl. 0. Jahn, Archäol. Aufsätze p. 38.
 
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